„Frauen in der Pandemie“

Berichte aus erster Hand in Online-Veranstaltung

Rheinisch-Bergischer Kreis | Unter dem Titel „Die Situation von Frauen in der Pandemie“ lud das überparteiliche Frauenbündnis FINTE zu einer Videokonferenz am Internationalen Frauentag ein. Die Gesprächsrunde zeigte, dass es an Wohnraum für belastete Beziehungen mangelt, sowie an Beratungs- und Therapieangeboten für zu Gewalt neigende Menschen.

Auch für FINTE war die Videokonferenz ein mit Spannung erwartetes, weil neuartiges Format. Unter der Moderation von Maike Eyring berichteten

  • Magdalene Holthausen (Frauen helfen Frauen),
  • Anja Möldgen (Gleichstellungsstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises),
  • Anna Maria Scheerer (Bündnis 90/ Die Grünen, stellvertretende Bürgermeisterin von Bergisch Gladbach),
  • Abir Altaha (Internationales Frauencafé) und
  • Maike Eyring selber (DGB Netzwerk/Verdi OV)

über ihre Erfahrungen aus ihren Tätigkeitsbereichen sowie aus ihrem persönlichen, familiären Umfeld.

Frauen helfen Frauen hat in der Pandemie sowohl Online-Beratung als auch unter den üblichen strengen Hygienebedingungen ihr Angebot aufrechterhalten. Plakataktionen und Presseberichterstattung spielten hier eine wichtige Rolle. Probleme wie häusliche Gewalt, Erziehung und Essstörungen haben sich im 2.Lockdown deutlich verschärft.

Bereits vorher bestehende Krisen in der Beziehung haben sich deutlich verschärft, was Trennung und Scheidung als Themen in den Mittelpunkt rückt. Ein wichtiger Faktor: Fehlender Wohnraum verschärft die Situation von Frauen in einer von Gewalt geprägten Beziehung.

Kritisch vermerken die Diskutierenden, dass Beratungs- und Therapieangebote für zu körperlicher Gewalt neigende Männer mit nur einem Angebot in Köln viel zu gering sind.

Des Weiteren muss der Präventionsbereich für zu Gewalt neigenden Jungen und Mädchen ausgebaut werden, so eine wichtige Forderung.

Anna Maria Scheerer äußert aus ihren Beobachtungen nicht zuletzt als praktizierender Oma die Befürchtung, dass das traditionelle Rollenschema, das Frauen auf die Familienarbeit reduziert, wiederauflebt. Sie regt die Bildung eines frauenpolitischen Forums an, das auch digital durchgeführt werden könnte.

Der Diskussionsbeitrag einer Teilnehmerin unterstreicht das Bedürfnis von Frauen nach Netzwerken, um den Alltag zu bewältigen. Sie hat beobachtet, dass Frauen, die nach der Elternzeit in Teilzeit arbeiten, oft aus dem Unternehmen gedrängt werden. Ein Trend, der sich in der Pandemie verstärkt hat.

Anja Möldgen als Gleichstellungsbeauftragte des Rheinisch-Bergischen Kreises kritisiert, dass in Deutschland Frauen durch Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse von Führungspositionen wie selbstverständlich weitgehend ausgeschlossen sind. Es fehlt an Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung, die als Modelle für die Vereinbarkeit von der Führung eines Unternehmens und der Kindererziehung dienen und für Akzeptanz und Nachahmung nachhaltig sorgen.

Die Syrerin Abir Altaha aus dem Interkulturellen Frauencafé, studierte Grundschullehrerin und Mutter von drei Kindern im Alter von 23, 19 und 12, bedauert, dass sie ihre Arbeit in einer Kita, in der sie zwei Jahre arbeitete, durch die Pandemie verloren hat. Zudem fehlt ihr der persönliche Austausch im Internationalen Frauencafé von FINTE. Ihr Mann, studierter Bauingenieur, leidet ebenso unter der Situation. Sein Diplom wurde in Deutschland nicht anerkannt. Er ist beruflich zur Untätigkeit verdammt.

Maike Eyring lenkt aus VER.DI-Sicht den Fokus auf die unbezahlte Care-Arbeit, die Frauen zum deutlich überwiegenden Teil leisten und wie sehr dies Auswirkung auf die Situation von Frauen hat z.B. durch komplexere Bewegungsmuster wodurch viele Frauen vermehrt auf den ÖPNV angewiesen sind. Zudem sind die der Arbeitnehmer*innen im Sozial- Gesundheits- und Erziehungsdienst überwiegend Arbeitnehmerinnen. Sie fordert dazu auf, in gesellschaftlichen, öffentlichen und privaten Kontexten mehr von Frauen her zu denken und die Perspektive und Bedürfnisse von Frauen bei Planungen zu berücksichtigen.

Die Diskussionsrunde beschließt nach einer anregenden und vielschichtigen Debatte neben der Gründung eines frauenpolitischen Forums die Fortführung des Interkulturellen Frauencafés in digitaler Form.

Finte lädt herzlich dazu ein sich bei Interesse über die Homepage zu melden und an einem Treffen teilzunehmen.

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