NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXXIX)
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet am Sonntag 17.176 Neuinfektionen. Das sind 3443 mehr als am Sonntag vor einer Woche, als 13.733 neue Fälle gemeldet worden waren. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 129,7 (Vortag: 124,9). Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 90 Menschen sind in den vergangenen 24 Stunden in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 75.870. Insgesamt wurden bislang mehr als 2,77 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3390 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1835 davon werden beatmet. Rund 4291 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz ist der thüringische Landkreis Greiz die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge springt das dortige Fallaufkommen auf 514,4 neu registrierte Fälle je 100.000 Einwohner binnen einer Woche (Vortag: 421,0). Damit ist die Region in Ostthüringen an die Spitze der Super-Hotspot-Liste zurückgekehrt und zugleich der bundesweit einzige Landkreis über der 500er-Schwelle. Insgesamt sind es nun zehn Regionen, die ein Fallaufkommen über 300 aufweisen (Vortag: neun). Der gestrige Spitzenreiter der Super-Hotspot-Liste, der thüringische Saale-Orla-Kreis, weist dem RKI zufolge einen stark gesunkenen Wert auf (386,0 | Vortag: 514,2). Die bundesweit geringste Sieben-Tage-Inzidenz gibt es laut RKI-Daten mit 18,7 im Landkreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. Für zwei Drittel der deutschen Regionen gibt es mit Blick auf die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz vorerst keine Grundlage für zeitnahe und umfangreiche Öffnungsschritte: Von den 412 Regionen, die das Robert-Koch-Institut ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), überschreiten 276 (gestern: 260, vorgestern: 240, vorvorgestern: 219) die für die “Notbremse” ausschlaggebende 100er-Marke. Zu Monatsbeginn lag der Wert noch bei 56 Regionen über dieser Schwelle. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge liegen von den 20 Regionen mit den höchsten Werten allein acht in Thüringen und sechs in Bayern. In der aktuellen Virus-Lage verharrt die Zahl der Bundesländer unterhalb der 100er-Schwelle mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz bei drei. Laut aktuellen RKI-Datenstand weisen nur noch Rheinland-Pfalz (99,3), das Saarland (78,3) und Schleswig-Holstein (66,6) ein Fallaufkommen unter der “Notbremsen”-Marke von 100 neu registrierten Corona-Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner auf. Demnach weisen bis auf Hessen alle Bundesländer ein gestiegenes Fallaufkommen auf. Besonders stark sind die Anstiege in Hamburg (von 120,8 auf 137,0) und Thüringen. Der Freistaat weist laut RKI mit 232,2 (Vortag: 217,8) das deutlich höchste Fallaufkommen im Ländervergleich auf und liegt als einziges Land über der 200er-Marke. Die Sterberate bei Covid-19-Patienten ist in deutschen Unikliniken einer Studie zufolge im Laufe des Jahres 2020 deutlich gesunken. Das kann aus Sicht der Wissenschaftler ein Beleg für verbesserte Behandlungen und zunehmende Erfahrung der Klinikteams in der Pandemie sein, teilte eine Forschungsgruppe der Universität Erlangen mit. Sie untersuchte Klinikaufenthalte von rund 1300 Covid-19-Patienten in 14 deutschen Unikliniken von Januar bis September 2020. Die Analyse zeigt einen Rückgang der durchschnittlichen Sterberate von anfangs 20,7 Prozent (Januar bis April) auf 12,7 Prozent (Mai bis September). Insgesamt starb von Januar bis September in den 14 Unikliniken fast ein Fünftel aller Covid-Patienten (18,8 Prozent). In Hamburger Kliniken werden auch mit dem Coronavirus infizierte Babys und Kleinkinder behandelt. “Wir haben in dieser Woche sowohl ambulant wie auch stationär Kinder im Alter von wenigen Wochen bis 4 Jahren behandelt, die an einer Covid-19-Infektion erkrankt sind”, sagte Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz dem “Hamburger Abendblatt”. Keines musste beatmet werden. “Alle Kinder wurden in gebessertem Gesundheitszustand wieder entlassen.” Die Klinik beobachte jedoch besorgt die Entwicklung der Infektionszahlen insbesondere bei Kindern. Im Kreis Stormarn war ein vierjähriges Kind mit einer Corona-Infektion gestorben. Das Klinikum Oberlausitzer Bergland in Sachsen nimmt auf seiner Homepage Abschied vom Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Der 61-Jährige war vor wenigen Tagen an Corona gestorben, wie die “Sächsische Zeitung” berichtet hatte. Er leitete nach Angaben des MDR die Corona-Station am Zittauer Krankenhaus. Gut eine Woche nach der Demonstration von Tausenden Menschen in Kassel gegen die Corona-Maßnahmen will die Querdenken-Bewegung an diesem Sonntagnachmittag in Darmstadt protestieren. Für den Protest am Merck-Stadion sind laut Polizei 1500 Teilnehmer genehmigt. Die Organisatoren wollten zunächst direkt in der Innenstadt in unmittelbarer Nähe des Impfzentrums protestieren. Dies verbot die Stadt und verlegte die Kundgebung in den Südosten der Stadt. Für die Innenstadt sind parallel vier Gegenproteste mit Hunderten Teilnehmern angemeldet. Es wird mit einem großen Polizeiaufgebot gerechnet. Mehrere hundert Menschen sind durch Dresden gezogen und haben sich dabei nach Polizeiangaben großteils nicht an die Corona-Vorschriften gehalten. Bis zu 600 Menschen hätten an dem nicht angemeldeten Zug am Nachmittag durch das Stadtzentrum teilgenommen, teilte die sächsische Polizei. “Das Gros der Beteiligten hielt sich nicht an die Abstände und die Maskenpflicht.” Nach Angaben der Polizei lag keine Versammlungsanzeige vor. In Online-Netzwerken habe es aber zuvor “diffuse Aufrufe” gegeben, “die in der Form nicht zu verifizieren waren”. Rund 400 Beamte waren im Einsatz. Als diese eintrafen, flüchteten die Protestierenden den Angaben zufolge in verschiedene Richtungen. Die Polizei habe “zwei Wortführer der Protestaktion feststellen” können. Gegen diese werde wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert angesichts stark steigender Neuinfektionszahlen zeitnah erneute Corona-Beratungen. “Wir müssen rasch nochmal neu verhandeln”, so Lauterbach im “Tagesspiegel”. “Ohne einen scharfen Lockdown wird es nicht gehen”, betont er und verteidigt seine Forderung nach bundesweiten Ausgangssperren. “Ausgangsbeschränkungen ab 20 Uhr für zwei Wochen würden wirken – wir haben es in Frankreich, Großbritannien und Portugal gesehen.” Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hält einen weiteren Lockdown von 10 bis 14 Tagen für erforderlich. “Wenn wir die Zahlen nehmen, auch die Entwicklungen heute, brauchen wir eigentlich noch mal 10, 14 Tage mindestens richtiges Runterfahren unserer Kontakte, unserer Mobilität”, sagte er bei einem Bürgerdialog. Er selbst würde auch lieber Ostern im größeren Kreis der Familie, sagte er. “Aber es geht halt dieses Jahr noch nicht.” Um die dritte Welle zu brechen, sei es notwenig, die Notbremse ab einer Inzidenz ab 100 zu ziehen. Zugleich aber müsse eine Perspektive gezeigt werden, etwa Öffnungsschritte wie in Städten und Regionen mit niedrigen Infektionszahlen wie in Tübingen. Mecklenburg-Vorpommern zieht angesichts steigender Infektionszahlen die Zügel im Kampf gegen Corona wieder an. Ab Mittwoch sind Friseurbesuche nur noch mit einem negativen Corona-Schnelltest möglich. Nach Ostern muss auch beim Shoppen ein Negativ-Test vorgezeigt werden, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nach dem MV-Gipfel sagte. In Rostock soll dies erst ab dem 10. April gelten. Dort ist die Sieben-Tage-Inzidenz landesweit am niedrigsten. Zudem sollen in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100 nächtliche Ausgangsbeschränkungen möglich sein. Werden die Corona-Infektionen als lokal nicht eingrenzbar eingeordnet, sollen dort von 21.00 bis 6.00 Uhr Ausgangsbeschränkungen eingeführt werden. Die Qualität vieler Corona-Selbsttests ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. “Die Empfindlichkeit dieser Schnelltests ist immer besser geworden, und das ist die Voraussetzung dafür, dass wir sie jetzt in der Breite anwenden”, sagte der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung. Das Bundesland Brandenburg führt zur digitalen Kontaktnachverfolgung die Luca-App ein. Noch vor Ostern könnten bis zu sechs Landkreise die Anwendung nutzen, teilt das Bundesland mit. Bis etwa Ende April sollten es dann alle Landkreise und kreisfreien Städte sein. Während der Corona-Krise heben deutlich weniger Menschen Bargeld von Geldautomaten ab. “Durch die Corona-Krise ist die Nachfrage nach Bargeld an unseren Automaten um 75 Prozent eingebrochen”, sagt Kersten Trojanus, Geschäftsführer des Geldautomatenbetreibers IC Cash und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten der “Welt am Sonntag”. Rund 1000 der insgesamt 5000 Geldautomaten in Deutschland seien bereits außer Betrieb genommen, 200 bis 300 komplett abgebaut worden. Die Zahl der verabreichten Covid-19-Impfdosen in Deutschland ist auf mehr als 12,3 Millionen gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Demnach liegt die Quote der Erstimpfungen nun bei mehr als 10,3 Prozent, die der Zweitimpfungen bei mehr als 4,5 Prozent – das entspricht mehr als 3,7 Millionen voll geimpften Personen. Fast die Hälfte der Bundesbürger spricht sich für eine Corona-Impfung der deutschen Sportler vor den beiden großen Veranstaltungen dieses Sommers aus. Auf die Frage, ob alle Nationalspieler vor der Fußball-Europameisterschaft und alle Olympia-Teilnehmer vor den Sommerspielen in Tokio gegen das Coronavirus geimpft werden sollten, bejahten dies 46 Prozent der Deutschen in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur für beide Gruppen. Die Bürger sehen die Hauptverantwortung für die Impfprobleme in Deutschland bei Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (CDU). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap im Auftrag von der “Welt am Sonntag”. Von den Befragten schrieben 29 Prozent Spahn die Misere zu. 26 Prozent sahen Versäumnisse von der Leyens als maßgeblich dafür an, dass bisher nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gaben lediglich 14 Prozent der Deutschen die politische Schuld. Mit “keiner der drei” antworteten 15 Prozent. Die britische Virus-Mutation B.1.1.7 breitet sich in Deutschland immer weiter aus und ist mit einem Anteil von 71,3 Prozent der positiven Tests die dominierende Variante. Zugleich wächst die Sorge um die als besonders gefährlich geltende zuerst in Brasilien aufgetretene Mutante. Der Epidemiologe Timo Ulrichs warnt zudem vor weiteren Mutationen – womöglich auch aus Deutschland. Frankreich weitet seinen Lockdown aus: In drei weiteren Départements sind seit heute die Geschäfte geschlossen. Die Bewegungsfreiheit der Bürger wurde eingeschränkt. Spaziergänge sind auf einen Radius von zehn Kilometer begrenzt. Zudem wird die Klassenstärke in den Gymnasien halbiert. Seit einer Woche gilt der Lockdown bereits im Pariser Großraum und Teilen Nord- und Südfrankreichs. Nun sind das Département Rhone um die Großstadt Lyon sowie die Verwaltungsbezirke Aube südöstlich von Paris und Nièvre südlich der Hauptstadt hinzugekommen. Insgesamt betreffen die verschärften Corona-Auflagen nun 19 Verwaltungsbezirke mit mehr als 23 Millionen Menschen. Frankreich befindet sich inmitten der dritten Welle. Inzwischen wurde die Marke von 200.000 neuen Infektionsfällen pro Woche überschritten. Mit rund 4800 lag die Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen am Freitag nur noch knapp unter dem Höchststand der zweiten Welle im Herbst. In Tschechien bleibt die Infektionslage angespannt, die Fallzahlen schwächen sich jedoch ab. Das Gesundheitsministerium meldet 7654 neu erkannte Ansteckungen mit dem Coronavirus. Das sind rund 2000 Fälle weniger als vor einer Woche. Demnach steigt die Zahl der laborbestätigten Infektionen seit Beginn der Pandemie auf insgesamt mehr als 1,51 Millionen. In dem deutschen Nachbarland mit etwa 10,7 Millionen Einwohnern hat sich somit bereits mehr als jede zehnte Person mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der registrierten Todesfälle erhöht sich laut Ministerium um 67 (Vorwoche: 164) auf insgesamt 25.778. In Polen bleibt das Infektionsgeschehen seit dem Start einer Öffnungs-Testphase hochdynamisch. Das Gesundheitsministerium meldet 31.757 neu erkannte Ansteckungen mit dem Coronavirus. Das ist der vierthöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Vor einer Woche betrug der Tageszuwachs 26.405 Fälle. Die Zahl der laborbestätigten Infektionen seit Beginn der Pandemie steigt nun auf insgesamt mehr als 2,2 Millionen. In Polen leben etwa 38,3 Millionen Menschen. Die Zahl der neu registrierten Todesfälle erhöht sich laut Ministerium um 448 (Vorwoche: 349). Somit beläuft sich die Gesamtzahl der Virus-Toten im deutschen Nachbarland auf insgesamt 51.753. Polen hatte Mitte Februar einige Corona-Maßnahmen im Freizeitbereich probeweise gelockert. Zum Schutz gegen neue Varianten des Coronavirus sollen die Menschen in Großbritannien eine dritte Impfung erhalten. Über 70-Jährige könnten diese “Booster”-Impfung bereits im September bekommen. Mit einem Hilfsflug der Bundeswehr sind 80 Beatmungsgeräte aus Deutschland im besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffenen Brasilien angekommen. Am ersten Wochenende des “Super-Feiertags” mit Lockdown bilden sich vor einem beliebten Touristenziel in Rio de Janeiro Verkehrsstaus. Eine kilometerlange Fahrzeugschlange verstopfte am Samstag die Zufahrt zu einem Freizeitgebiet im Osten Rios. Der Stau erreichte zu Spitzenzeiten mehr als zehn Kilometer. Die Wartezeit betrug bis zu drei Stunden. Verschiedene Zugänge zu den Städten entlang der Straße waren versperrt, der Zugang zu den Stränden angesichts des erwarteten Ansturms verboten. Von Freitag bis zum Ostersonntag sind nur essenzielle Aktivitäten erlaubt. Der Bundesstaat Rio de Janeiro legte Feiertage aus dem Jahr vor und schaffte einen “Mega-Feiertag” über diesen Zehn-Tages-Zeitraum. Die Philippinen verhängen über ihre Hauptstadtregion Manila mit mehr als 24 Millionen Einwohnern einen harten einwöchigen Lockdown. Die neuen Maßnahmen sollen die Krankenhäuser entlasten. Alle Menschen, die nicht zur notwendigen Infrastruktur gehören, sollen im Homeoffice arbeiten. Zudem wird der öffentliche Verkehr eingestellt. Alle Massenversammlungen werden verboten, eine nächtliche Ausgangssperre von 18.00 Uhr bis 5.00 Uhr verhängt und nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen. Die generelle Ausgangssperre für Kinder und Ältere wird beibehalten. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen stieg zuletzt auf 9595 – der zweithöchste Wert an einem einzigen Tag seit Beginn der Pandemie. Insgesamt liegen die Fallzahlen im Land nun bei mehr als 712.000. Die Philippinen haben in diesem Monat mit dem Impfen begonnen, es herrscht jedoch eine große Impfskepsis in der Bevölkerung.