NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXXVII)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 21.573 neue Infektionen gemeldet und damit 4091 mehr als noch vor einer Woche. Außerdem wurden 183 weitere Todesfälle verzeichnet. Letzte Woche waren es 17.482 Neuinfektionen und 226 Tote. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05:05 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter, bundesweit liegt sie nun bei 119,1, am Vortag noch bei 113,3. Seit Beginn der Pandemie sind in Deutschland 75.623 an oder mit Covid-19 gestorben. Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 1,08 (Vortag: 1,00). Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland ist den zehnten Tag hintereinander gestiegen und bewegt sich weiter oberhalb der 3000er-Marke. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3248 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1761 davon werden beatmet. Rund 4281 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Ein vier Jahre altes Kind mit einer Corona-Infektion ist im schleswig-holsteinischen Kreis Stormarn gestorben. Mit der Zunahme der Corona-Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen sind nach Einschätzung eines pädiatrischen Infektiologen auch mehr Spätfolgen in diesen Gruppen zu erwarten. “Wir rechnen durch die Lockerungen der Maßnahmen mit mehr Betroffenen mit meist diffusen, länger anhaltenden gesundheitlichen Problemen”, sagte Markus Hufnagel vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg. In der Fachsprache ist bei dem Phänomen von Long Covid (Langes Covid-19) oder Post Covid (Nach Covid-19) die Rede. Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis warnt vor einer großen Ansteckungsgefahr beim Besuch der Großeltern an Ostern. Die Virusvariante B.1.1.7 habe alles verändert, diesmal seien auch die Kinder Infektionstreiber, sagte der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Fachgesellschaft DIVI dem RBB. Sein dringender Appell sei deshalb: “Wenn ihr euch Karfreitag oder Ostersonntag mit den Großeltern trefft, macht doch morgens einfach kurz den Test.” Lieber als Besuche wäre dem Mediziner allerdings ein Lockdown über Ostern. Mit den jetzigen Maßnahmen sei nicht zu verhindern, “dass wir wieder ein Allzeithoch der Intensivpatienten mit Covid-19 sehen werden”, so Karagiannidis. Epidemiologe Timo Ulrichs bedauert das Aus für die geplante Oster-Ruhe. “Das wäre eigentlich ein gutes Instrument gewesen, wenn auch nur kurz. Aber immerhin”, sagt der Mikrobiologe. “Jetzt haben wir das nicht und müssen sehen, dass wir möglichst schnell wieder in einen harten Lockdown zurückkehren. So schmerzlich sich das anhört, aber das ist die einzige Möglichkeit, aus der Situation rauszukommen.” Da gesetzlich verordnete Ruhetage rechtlich nicht durchsetzbar seien, müssten sich die Bürger den Oster-Lockdown selbst verordnen. “Wir haben Osterferien und können sehen, dass wir auch sonst versuchen, die Kontakte zu reduzieren. Auf Osterbesuche weitgehend verzichten zum Beispiel. Dann hätten wir einen ähnlichen Effekt.” SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert zeitlich befristete Ausgangssperren in Gebieten mit hohen Inzidenzwerten. “Bund und Länder sollten jetzt dringend Ausgangssperren von 20 Uhr bis 6 Uhr in Regionen verhängen, wo die Inzidenzwerte über 100 liegen. Auch an Ostern”, sagt Lauterbach. Ausnahmen solle es in der Nacht lediglich für Menschen geben, die aus beruflichen Gründen ihre Wohnung verlassen müssen. “Wir wissen von Bewegungsdaten, dass die Menschen sich abends noch zu oft besuchen. Das treibt die Pandemie. Ein solches auf zwei Wochen befristetes Ausgangsverbot hat in England, Irland und Portugal das Wachstum der B.1.1.7-Variante gestoppt.” Pfizer und Biontech geben den Beginn von Impfstoff-Tests bei Kindern unter zwölf Jahren bekannt. Die ersten Freiwilligen hätten gestern ihre ersten Spritzen erhalten, sagt eine Pfizer-Sprecherin. Daten könnten in der zweiten Jahreshälfte 2021 vorliegen in der Hoffnung, 2022 mit Massenimpfungen in der entsprechenden Altersgruppe beginnen zu können. Gut ein Drittel der Menschen in Deutschland ist einer Umfrage zufolge für härtere Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. In einem ZDF-“Trendbarometer” der Forschungsgruppe Wahlen befürworteten 36 Prozent der Befragten rigidere Mittel, 26 Prozent halten die aktuellen Maßnahmen dagegen schon für übertrieben. 31 Prozent sagten, die Regeln seien gerade richtig. Die inzwischen wieder gekippte Osterruhe bezeichneten 54 Prozent als “nicht richtig”, 41 Prozent stuften sie dagegen als “richtig” ein. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer warnt vor einer Verschärfung der Pandemie. Das Virus sei durch die Mutationen deutlich ansteckender geworden, sagt der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Daher könne die Pandemie “mit dem derzeitigen Instrumentenkasten” nicht aufgehalten werden. Aber in der Bevölkerung hielten sich viele nicht mehr an die Einschränkungen. “Die Menschen haben die Kraft nicht mehr”, sagt Kretschmer. Der Ministerpräsident äußert sich aber überzeugt, dass die Bereitschaft, bestimmte Maßnahmen mitzutragen, wieder steigen werde, wenn sich das Infektionsgeschehen zuspitze. Der Arbeitgeberverband BDA weist Drohungen mit einer Corona-Testpflicht in Unternehmen mit scharfen Worten zurück. Es gebe auf politischer Ebene im Bund und bei den Ländern Versagen und Fehler, sagt BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter. “Beschaffungsverzögerungen können jedoch nicht durch eine Verordnung behoben werden.” Nach Ostern sei mit einer hohen Quote von Unternehmen zu rechnen, die ihre Mitarbeiter im Büro regelmäßig testen würden. Es sei aber bewusst keine Zielvorgabe genannt worden. “Die öffentlichen Arbeitgeber zeigen ja, dass bei ihnen auch nicht alles über Nacht geht.” Die Bundesregierung erwartet Anfang April, dass mindestens 90 Prozent der Firmen mitziehen. Ansonsten sollen sie über eine Verordnung dazu gezwungen werden. Nordrhein-Westfalen plant an den Schulen nach den Osterferien zwei weitere Wochen mit Wechselunterricht. Zunächst bis zum 23. April sollten die Schüler abwechselnd im Klassenraum und zu Hause lernen, schrieb das Schulministerium am Donnerstag in einer Mail an die Schulen. In besonders von der Pandemie betroffenen Regionen sei auch ein kompletter Distanzunterricht möglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt bundesweit fast überall wieder deutlich an. So auch in Frankfurt (Oder) in Brandenburg. Der Wert lag am Dienstag noch unter 50 und heute bei 121,2. Grund dafür sind unter anderem Ausbrüche des Coronavirus in einer Wohneinrichtung für behinderte Menschen sowie in zwei Kindertagesstätten, berichtet der RBB. Hält sich der Inzidenzwert drei Tage über der 100, der Inzidenz für die “Notbremse”, müsste die Stadt in den verschärften Lockdown gehen. Doch dies soll umgangen werden- mit einem Trick. Stadtsprecher Uwe Meier erklärte dem RBB: “In der lokalen Betrachtung ist es so, dass wir sagen: Die Cluster, sprich die Infektionen innerhalb von Einrichtungen, die gut isoliert sind, und wo wir davon ausgehen, dass bei Einhaltung aller Reglungen ein weiteres Infektionsgeschehen nicht bestehen wird, die rechnen wir raus aus der Inzidenz.” Frankfurt (Oder) will also die Fälle etwa in der Wohngruppe nicht mitzählen – und bliebe damit unter 100. Die Zahl der Corona-Infizierten aus einer Baptistengemeinde in Lage im Kreis Lippe ist auf mehr als 300 geklettert. Inzwischen sei ein Großteil der mehr als 1100 seit dem Wochenende unter Quarantäne gesetzten Gemeindemitglieder getestet, sagte eine Sprecherin des Kreises. Demnach lagen heute mehr als 980 Testergebnisse vor. Bislang sei weiter unklar, ob die Menschen sich bei Präsenzgottesdiensten oder im Familienverbund angesteckt hätten. Unter anderem der Ausbruch in der Evangeliums-Christen Baptistengemeinde in Lage hat den Sieben-Tage-Inzidenz-Wert des Kreises seit der vergangenen Woche auf zuletzt 199,7 steigen lassen. Seit heute gelten daher verschärfte Regeln in Lippe. So wurden die Teilnehmerzahlen von Gottesdiensten weiter begrenzt; klettert der Inzidenzwert auf über 300, droht eine nächtliche Ausgangssperre. In Deutschland haben nach Angaben des Robert-Koch-Instituts inzwischen 9,8 Prozent der Bürger mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten – damit sind mehr als 90 Prozent der Bürger nach wie vor nicht immunisiert. Unter den unmittelbaren Nachbarländern Deutschlands weisen mit Österreich, Dänemark und Tschechien bisher nur drei Staaten eine höhere Impfquote aus. Frankreich liegt mit einem Anteil der Erstgeimpften von 9,8 Prozent nahezu gleich auf. Luxemburg, Belgien, Schweiz, Polen und die Niederlande kommen auf Basis der bisher vorliegenden Daten auf eine niedrigere Quote. Impferfolge wie etwa in Israel liegen aus deutscher Sicht noch in weiter Ferne. Dort sind bereits 57,5 Prozent der Einwohner mindestens erstgeimpft, mehr als die Hälfte (51,4 Prozent) wurden sogar schon komplett immunisiert. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran zeichnet ein düsteres Bild von der Lage im Land. Die Situation sei “nicht gut”, sagt er, die Pandemie breite sich fast überall immer schneller aus. Veran kündigt einen Lockdown für drei weitere Regionen an, darunter die um Lyon. Insgesamt verzeichnet das Land heute mehr als 34.000 neue Infektionen. Es werden 4709 Menschen wegen Covid auf den Intensivstationen behandelt, die höchste Zahl seit Jahresbeginn. Im Frühjahr 2020 wurden Werte über 7000 verzeichnet. Angesichts drastisch steigender Fallzahlen verschärft Polen den Lockdown weiter. Ab Samstag werden Möbelgeschäfte und Baumärkte mit großer Verkaufsfläche für einen Zeitraum von zwei Wochen geschlossen, sagt Gesundheitsminister Adam Niedzielski. Das Gleiche gilt für Friseursalons und Kosmetikstudios. Auch Kindergärten und Krippen müssen schließen, Ausnahmen gelten nur für die Betreuung von Kindern des medizinischen Personals und der Ordnungskräfte. Auch bei Gottesdiensten gelten neue Einschränkungen: Erlaubt ist künftig ein Besucher auf 20 Quadratmeter. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Polen liegt den zweiten Tag in Folge auf Rekordniveau. Innerhalb von 24 Stunden kamen 34.151 neue Fälle hinzu, die meisten davon (5430) in Schlesien. Rund ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie hat Mexiko als drittes Land weltweit die Zahl von 200.000 Todesfällen erreicht. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden seien 584 neue Todesopfer registriert worden, meldete das Gesundheitsministerium. Insgesamt starben demnach 200.211 Patienten im Zusammenhang mit Covid-19. Das Land – mit rund 126 Millionen Einwohnern auf Platz zehn weltweit – hat die drittmeisten registrierten Corona-Toten nach den USA und Brasilien. Brasilien meldet mehr als 100.000 Neuinfektionen und damit so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Toten stieg laut Gesundheitsministerium um 2777. Die Rekordfallzahl kommt einen Tag, nachdem Brasilien die Zahl von 300.000 Todesopfern durch die Pandemie überschritten hat. Damit verbucht Brasilien nach den Vereinigten Staaten die zweithöchste Zahl an Todesopfern weltweit.

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