22.657 neue Corona-Infektionen und 228 weitere Todesfälle haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet. Heute vor einer Woche waren es 17.504 Neuinfektionen und 227 neue Todesfälle. Bei den Ansteckungen geht der Trend also deutlich nach oben. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 5.05 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz) liegt laut RKI bundesweit bei 113,3 und damit deutlich höher als am Vortag mit einem Wert von 108,1. Die Zahl der Regionen, in denen sich laut Robert-Koch-Institut das Fallaufkommen unter 50 neu registrierten Corona-Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner bewegt, sinkt deutlich. Den RKI-Daten zufolge weisen nur noch 28 Städte und Landkreise (gestern: 38, vorgestern: 38, vorvorgestern: 41) eine Sieben-Tage-Inzidenz unter der sogenannten Obergrenze für Öffnungen auf. Zugleich liegen 384 Regionen mit ihrem Fallaufkommen über diesem Schwellenwert. Über der von Bundeskanzlerin Angela Merkel als “Notbremse” bezeichneten 100er-Marke befinden sich laut RKI-Daten aktuell 219 Städte und Landkreise (Vortag: 193). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3209 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1734 davon werden beatmet. Rund 4309 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Intensiv-Mediziner zeigen sich enttäuscht über die Rücknahme der geplanten Osterruhe. Eine Osterpause hätte “sicherlich wieder einige Infektionen verhindern können, die jetzt unvermeidbar stattfinden werden”, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, der Funke Mediengruppe. Er verweist dabei auf das gegenwärtige exponentielle Wachstum bei der Zahl der Intensivpatienten. Nach der Absage des Osterlockdowns prüft Niedersachsen härtere Corona-Beschränkungen über die Feiertage. “Wir werden die Dinge nicht einfach laufen lassen können”, sagte Ministerpräsident Stephan Weil. Innerhalb der Landesregierung werde nun das weitere Vorgehen beraten. Zu den Möglichkeiten könnten neben dem Beschränken von Tagesausflügen auch Ausgangsbeschränkungen gehören, die im Bund-Länder-Beschluss für Hochinzidenzregionen genannt werden. “Wir müssen in Niedersachsen in den nächsten zwei Wochen das öffentliche Leben so weit wie irgend möglich herunterfahren, und zwar freiwillig und bitte auch über die staatlich angeordneten Maßnahmen hinaus.” Die Wirtschaft reagiert erleichtert auf die Absage der ursprünglich geplanten Osterruhe. “In Zeiten von Corona muss es darum gehen, den Kundenandrang zu verteilen und nicht durch zusätzliche Schließungen für Schlangen vor den Geschäften zu sorgen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth. Ähnlich äußerte sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. “Für das Management dieser Krise gibt es keine Blaupause”, so Dulger. “Als Arbeitgeber habe ich viele – auch schwierige – Entscheidungen treffen müssen, manche davon musste ich auch zurücknehmen. Das ist schwer.” Umso mehr habe er Respekt dafür, dass die Kanzlerin den Beschluss zurückgenommen habe. Deutschland kommt beim Impftempo weiter nur schleppend voran. Und das liegt auch daran, dass in den Ländern nur teilweise verimpft wird, was an Impfstoff geliefert wurde. Bis Dienstag lieferte der Bund laut Gesundheitsministerium:3,37 Millionen Dosen nach Nordrhein-Westfalen – 2,31 Millionen wurden verabreicht (68,5 Prozent) • Bayern erreichten 2,46 Millionen Dosen – 1,92 Millionen wurden verimpft (78 Prozent) • Baden-Württemberg bekam 2,08 Millionen Dosen – gespritzt wurden 1,52 Millionen (73,1 Prozent) • In Niedersachsen waren es 1,5 Millionen gelieferte und 1,07 Millionen verimpfte Dosen (71,3 Prozent) • Hessen bekam 1,19 Millionen und verimpfte 0,87 Millionen (73,1 Prozent) • Nach Rheinland-Pfalz gingen mehr als 0,77 Millionen Impfdosen – 0,6 Millionen wurden verimpft (77,9 Prozent) • Sachsen erhielt knapp 0,77 Millionen und verimpfte 0,54 Millionen (70,1 Prozent) • Berlin bekam 0,7 Millionen, verabreicht wurden 0,53 Millionen Dosen (75,7 Prozent) • Schleswig-Holstein erhielt 0,55 Millionen Dosen, wovon 0,42 Millionen gespritzt wurden (76,4 Prozent) • In Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem Saarland und Bremen liegen die Zahlen darunter. Das heißt, in den Ländern sind Millionen noch nicht gespritzte Impfdosen vorhanden. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann widerspricht aber den Meldungen über “Impfdosen auf Halde”. Die Impfdosen im Lager müssten für bereits vereinbarte Termine oder Zweitimpfungen zur Verfügung stehen. Neue Daten bestätigen die Wirksamkeit des Impfstoffs von Astrazeneca. Das Vakzin schütze mit einer Wirksamkeit von 76 Prozent vor Covid-19, bei über 65-Jährigen betrage dieser Wert 85 Prozent, teilt das Unternehmen unter Berufung auf weitere Ergebnisse einer sogenannten Phase-III-Studie mit etwa 32.500 Probanden mit. Das bedeutet, dass unter den älteren Probanden einer geimpften Gruppe 85 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen einer Kontrollgruppe. In Bezug auf schwere Krankheitsverläufe liege die Wirksamkeit über alle Altersgruppen hinweg sogar bei 100 Prozent. Viola Priesemann warnt vor neuen Coronavirus-Varianten, die Impfungen hinfällig machen oder ihre Wirkung reduzieren könnten. Es handle sich um Viren, die es schafften, den Immunschutz der Impfung zu umgehen. “Es gibt erste Erkenntnisse, dass manche der Virus-Varianten das zumindest zum Teil schon können”, sagt die Physikerin vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in der ARD. Wenn viele geimpft seien und es gleichzeitig eine hohe Inzidenz gebe, “dann züchten wir uns hier in Deutschland diese Escape-Varianten”, so Priesemann. Im schlimmsten Fall müsse man bei der Bekämpfung so einer Variante wieder von Null anfangen. Das Bundesgesundheitsministerium erwartet im zweiten Quartal zwischen 70,5 und 73,5 Millionen Impfdosen für Deutschland. Das geht aus Lieferprognosen hervor, die das Ministerium im Internet veröffentlicht hat. Im ersten Quartal sind es 19,8 Millionen Dosen. Im zweiten Quartal sollen auch 10,1 Millionen Dosen des Impfstoffs des US-Herstellers Johnson & Johnson geliefert werden, von dem anders als bei den bisher eingesetzten Impfstoffen nur eine Dosis nötig ist. Bereits zuvor hatte das Ministerium angegeben, dass vom 5. April bis 1. Mai bis zu 15,3 Millionen Dosen Impfstoff geliefert werden sollen. Sämtliche Prognosen sind nach Angaben des Ministeriums noch mit Unsicherheiten behaftet. Die Zahl der Corona-Tests ist gestiegen im Vergleich zur Vorwoche, die Positivenquote aber auch – was in Kombination ein schlechtes Zeichen ist, da es auf eine hohe Dunkelziffer hindeutet. So lag die Positivenquote in Kalenderwoche 11 bei 7,91 Prozent. In Kalenderwoche 10 lag sie noch bei 6,69 Prozent. Wie viele der durchgeführten PCR-Tests auf vorherige positive Schnelltests zurückzuführen sind, darauf geht das Robert-Koch-Institut in seinem aktuellen Situationsbericht nicht ein. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht nur den Lockdown als Möglichkeit, die rasante Ausbreitung der Corona-Neuinfektionen zu stoppen. Bis ein Großteil der Bevölkerung gegen das Coronavirus immun sei, gebe es keine andere Lösung, sagt RKI-Präsident Lothar Wieler in einer Online-Veranstaltung der deutschen Botschaft in Washington. Andere “Werkzeuge” zur Eindämmung der dritten Welle stünden derzeit nicht zur Verfügung, erklärt er auf Englisch weiter. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hält den Lockdown als Mittel zur Eindämmung der Pandemie nicht für alternativlos. “Der monatelange Jo-Jo-Dauerlockdown zermürbt die Menschen. Er darf nicht unsere einzige Antwort auf die dritte Corona-Welle sein”, sagt Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Es gibt vielversprechende Ansätze, die sogar in Teilen Schritte zur Rückkehr in die gesellschaftliche Normalität ermöglichen.” In Tübingen oder Rostock zeige sich, wie es auch gehen könne. Dort würden “kostenlose Schnelltests mit lokalen Lockerungen” kombiniert. “Zusammen mit einer schnellen Durchimpfung der Bevölkerung – und dafür brauchen wir dringend mehr Impfstoff sowie eine effektivere digitale Kontaktnachverfolgung – wäre das eine echte Alternative zum Hin und Her der vergangenen Monate.” Nach dem Debakel um die Osterruhe hat die SPD Kanzlerin Merkel ihre Unterstützung zugesagt. “Wir wollen, dass die Regierung ordentlich ihre Arbeit macht. Dafür hat sie auch die Unterstützung im Parlament”, sagt der parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider, im ZDF. “Das letzte, was wir jetzt brauchen, wäre eine Regierungskrise.” Schneider fordert indes, eine Testpflicht bei den Arbeitgebern einzuführen. “Der Hauptansteckungsherd ist auf dem Arbeitsplatz.” Die CDU wolle da bislang keine Vorgaben machen, sondern lieber Auslandsreisen verbieten. Reisen sei aber ein Grundrecht. “Das wäre dann der nächste Rohrkrepierer, deswegen machen wir das nicht mit.” Die Corona-Lage spitzt sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen EU-Staaten wieder zu. In 19 der 27 Mitgliedsstaaten würden steigende Fallzahlen beobachtet, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. In 15 Ländern würden wieder mehr Menschen in Krankenhäuser und Intensivstationen aufgenommen, in acht Staaten steige auch die Zahl der Todesfälle wieder schneller. Die Lage sei besorgniserregend, auch wegen der immer stärkeren Ausbreitung von Virusvarianten. “Um diese Situation unter Kontrolle zu bringen, braucht es nicht nur Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit”, sagte Kyriakides. “Es Bedarf des Zugangs zu sicheren und wirksamen Impfstoffen.” Das sei der Hintergrund der am Mittwoch verschärften EU-Exportkontrollen für Corona-Impfstoffe. Frankreich weitet in der dritten Welle die regionalen Lockdowns aus: In drei weiteren Départements sollen Geschäfte schließen und die Bewegungsfreiheit der Bürger eingeschränkt werden. Insgesamt betreffen die verschärften Corona-Auflagen nun 19 Verwaltungsbezirke mit mehr als 23 Millionen Menschen. In ganz Frankreich soll zudem ein Versammlungsverbot im Freien für Gruppen von mehr als sechs Menschen gelten. Im Pariser Großraum und anderen Teilen Frankreichs war bereits am Wochenende ein dritter Lockdown in Kraft getreten. Frankreich richtet sogenannte Mega-Impfzentren ein, um den Kampf gegen die Corona-Pandemie zu beschleunigen. Regierungssprecher Gabriel Attal nannte etwa das Stadion Stade de France in Saint-Denis nördlich von Paris. Es gelte die Devise von Staatschef Emmanuel Macron, wonach morgens, mittags und abends geimpft werden solle. Bisher erhielten rund sechseinhalb Millionen Französinnen und Franzosen mindestens eine Impfung, wie Attal berichtete. In Wien und anderen östliche Regionen Österreichs werden rund um die Osterfeiertage Corona-Maßnahmen verschärft. Eine “Osterruhe” sei notwendig, um eine drohende Überlastung der Spitäler in der Hauptstadt und in Niederösterreich und Burgenland abzuwenden, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in den östlichen Bundesländern bei fast 300, deutlich über dem Österreich-Schnitt von rund 247. Der Einzelhandel, Friseure und Masseure schließen von Gründonnerstag bis zum Dienstag nach Ostern. Ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs. Ferner sollen Menschen über die Feiertage nur für Spaziergänge, Sport und dringende Wege nach draußen gehen. Die Schulen stellen nach Ostern eine Woche lang auf Online-Unterricht um. Zudem wird die Maskenpflicht verschärft und eine strengere Testpflicht für Berufspendler aus den östlichen Nachbarstaaten eingeführt. Nach einem sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen verschärft Island für drei Wochen die Corona-Einschränkungen. Ab Donnerstag bleiben Fitness-Studios, Kinos und Nachtclubs geschlossen, während Frisöre weiter öffnen und Restaurants bis 22 Uhr noch bedienen dürfen. Schulen und Universitäten bleiben dagegen bis mindestens nach den Osterferien zu, teilt die Regierung mit. Alle neu nachgewiesenen Fälle auf der Insel gehen auf die zuerst in Großbritannien nachgewiesene, ansteckendere Variante des Virus zurück. Die kleine Nation im Nordatlantik mit ihren gerade einmal 360.000 Einwohnern hatte zuvor auf die Bevölkerung gerechnet die mit Abstand niedrigsten Neuinfektionszahlen aller Länder im Europäischen Wirtschaftsraum verzeichnet. Bislang hat die Insel rund 6150 Infektionen und 29 damit in Verbindung stehende Todesfälle registriert. Die belgische Regierung verschärft angesichts steigender Ansteckungszahlen wieder die Corona-Beschränkungen. Ab Samstag werden die Schulen mit Ausnahme der Vorschulen für vier Wochen geschlossen, wie Ministerpräsident Alexander De Croo mitteilte. Nicht lebensnotwendige Geschäfte seien dann nur noch für Kunden nach vorheriger Terminvereinbarung geöffnet. Geschäfte mit engem Kundenkontakt – etwa Friseure und Kosmetiker – müssen komplett schließen. Treffen im Freien sind nicht mehr wie bisher mit zehn, sondern nur noch mit vier Menschen möglich. Derzeit gilt in Belgien bereits eine nächtliche Ausgangssperre. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen war in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern zuletzt auf mehr als 4000 gestiegen, ein Anstieg um 40 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Die Krankenhauseinweisungen stiegen um zwölf Prozent. In Polen gewinnt das Infektionsgeschehen seit dem Start einer Öffnungs-Testphase immer mehr an Dynamik. Das Gesundheitsministerium meldet 29.978 neu erkannte Ansteckungen mit dem Coronavirus. Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der laborbestätigten Infektionen seit Beginn der Pandemie steigt damit auf insgesamt mehr als 2,1 Millionen. In Polen leben etwa 38,3 Millionen Menschen. Die Zahl der neu registrierten Todesfälle erhöhte sich laut Ministerium um 575 – den höchsten Tageszuwachs seit Mitte Januar, als die erste polnische Pandemiewelle abflachte. Die Gesamtzahl der Virus-Toten liegt nun bei 50.340. Israel kommt mit seiner Corona-Impfkampagne weiter rasch voran. Es haben bereits mehr als die Hälfte der 9,3 Millionen Einwohner beide Impfdosen für einen vollständigen Schutz erhalten. Israel gehört zu den Ländern, in denen das Impfen gegen Covid-19 am schnellsten läuft. Die Impfstoffverteilung begann im Dezember. Alle Bürger ab einem Alter von 16 Jahren werden geimpft. Angesichts deutlich steigender Corona-Zahlen in Indien sind öffentliche Feierlichkeiten des wichtigen Hindu-Farbenfests Holi in den Großstädten Delhi und Mumbai verboten worden. Bei dem Fest bewerfen sich Menschen normalerweise mit Farbpulver. Außerdem soll es künftig an Flughäfen, Bahnhöfen und Bushaltestellen in den beiden Megametropolen stichprobenartige Corona-Tests geben, wie Behörden mitteilten. Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus sind in der Türkei wieder stark angestiegen. Das Gesundheitsministerium meldete rund 30.000 Neuinfektionen an einem Tag – die höchste Zahl seit Ende vergangenen Jahres – sowie 146 Todesfälle. Die Türkei mit seinen rund 84 Millionen Einwohnern hatte Anfang März mit einer schrittweisen Lockerung in mehreren Regionen, darunter in Istanbul, begonnen. Etwa durften Restaurants und Cafés in der Metropole wieder öffnen. Ausgangssperren am Abend bestehen nach wie vor landesweit. Oppositionspolitiker kritisierten unterdessen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der einen Parteikongress in einer voll besetzten Sporthalle in Ankara abhielt. Auf Bildern war zu sehen, dass manche AKP-Anhänger keine Masken trugen, obwohl in der Türkei eine Maskenpflicht gilt.
NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXXVI)
