VON IONA BERGERHOFF
Nicaragua ist ein kleiner zentralamerikanischer Staat, der von einer Kette aktiver Vulkane durchzogen und deshalb auch „Land der tausend Vulkane“ genannt wird. Die fruchtbare Vulkanerde und das tropische Klima begünstigen den Anbau von Kaffee und Kakao, deren Export einen großen Teil der nicaraguanischen Wirtschaft ausmachen. Das Land gehört zu den ärmsten Lateinamerikas, bis zu 70 % der Landbevölkerung leben in Armut. Auch deswegen hat die Pandemie das Land stark getroffen: obwohl offiziell nur wenige Menschen infiziert sind, sind die wirtschaftlichen Folgen für viele Menschen zur Bedrohung der Lebensgrundlage geworden. Präsident Ortega warf der Bevölkerung vor, selber schuld an Ansteckungen zu sein und leitete keine Maßnahmen ein, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Noch dazu fegten Ende letzten Jahres die beiden Wirbelstürme Eta und Iota über Mittelamerika und hinterließen große Zerstörung. Übergetretene Flüsse, Erdrutsche und umstürzende Bäume haben große Teile der gerade begonnenen jährlichen Ernte vernichtet. Es herrscht Lebensmittelknappheit, da bis zu 90 % der Ernte von Grundnahrungsmitteln wie Mais und Bohnen zerstört wurden. Seit 2018 ist die Zahl der Hungerleidenden in Zentralamerika von 2,2 Millionen auf 8 Millionen im letzten Jahr dramatisch gestiegen.
Im fairen Handel
In dieser schwierigen Lage können die Kaffee-Kooperativen des fairen Handels zumindest ihre Lebensgrundlage sichern, da anders als im konventionellen Handel Verträge weiter zugesichert werden. Dennoch ist die Situation angespannt, das Anwerben von Neukunden ist zu Zeiten von Corona nicht möglich, durch Corona und die Folgen der Hurrikane sind viele Preise gestiegen und Waren zum Teil knapper.
Das haben wir im Weltladen zum Anlass genommen, unter dem Stichwort „Solidarität in Corona-Zeiten“, ein Schaufenster mit unseren nicaraguanischen Produkten zu gestalten, nachdem im Februar bereits Nepal dran war.
Die meisten unserer Produkte aus Nicaragua stammen von Café Chavalo. Die Genossenschaft, 2014 gegründet, achtet besonders auf eine demokratische Einbindung der Kleinbauernkooperativen, von denen sie ihre Produkte bezieht. Außerdem läuft der Import des Kaffees ohne Zwischenhändler, wodurch den Bauern oft das Dreifache des Weltmarktpreises für 500g Kaffee gezahlt werden kann. Natürlich hält sie sich auch an die fair-Standards, wie Verbot von Kinderarbeit, geregelte Arbeitsbedingungen und ökologischer Anbau. Mithilfe von Prämienzuschüssen können die Bauern-Kooperativen beispielsweise Stipendien vergeben, Schulmaterial kaufen und die ländliche Infrastruktur verbessern.
Das Sortiment
Durch den Anbau in Mischkultur kann Café Chavalo nicht nur Klassiker wie Kaffee und Kakao anbieten, sondern auch Ingwer und Kurkuma. Auch Honig aus Leipzig gibt es, der mit den Geschmacksrichtungen Espresso, Kakao, Ingwer und Kurkuma aufwarten kann.
Auch der faire Stadtkaffee, den der Weltladen seit Oktober zum Anlass seines 40-jährigen Bestehens anbietet, kommt aus Nicaragua. Dafür wurde extra ein Etikett mit der Silhouette der Stadtkirche entwickelt als prägendes Merkmal Wermelskirchens und Symbol der evangelischen Stadtgemeinde.
Auch ein paar andere Kaffeesorten aus Nicaragua heben sich im Weltladen-Sortiment hervor: der Segelkaffee, welcher statt mit dem Containerschiff per Frachtsegler über den Atlantik transportiert wird und somit sehr viel umweltschonender ist. Und der „Honey-Kaffee”, ein Projekt welches ausschließlich von Frauen entwickelt wurde und deren Selbstbewusstsein und -bestimmung stärken möchte in einer Gesellschaft, die noch stark von Männern geprägt ist.
Sehr zu empfehlen ist übrigens die Schokokuchenmischung, die sich auch vegan zubereiten lässt: mit Kakao der Kleinbauern-Kooperative Cacaonica aus der Region Waslala und Ur-Dinkelmehl und Rübenzucker aus Deutschland, ist dieser Kuchen fair und lecker!
Wenn Sie mehr über Nicaragua und Café Chavalo erfahren möchten, oder einfach mal das ein oder andere Produkt probieren, schauen Sie gerne im Weltladen vorbei. Wir freuen uns auf Sie!