NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXIX)

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der Neuinfektionen massiv angestiegen. Zuletzt wurden dem RKI insgesamt 17.504 neue Corona-Fälle und 227 weitere Todesfälle gemeldet. Im Wochenvergleich zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Am Mittwoch vergangener Woche hatte das RKI 14.356 Neuinfektionen verzeichnet. Aus Hamburg wurden dem Institut zuletzt keine Daten übermittelt. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen steigt damit auf 2.612.268 Fälle. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 90 (Vortag 86,2). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 2859 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1572 davon werden beatmet. Rund 4500 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die ansteckendere und wohl auch gefährlichere Corona-Variante B.1.1.7 verdrängt andere Formen des Virus in Deutschland immer mehr. Ihr Anteil betrage inzwischen 72 Prozent, heißt es in einem Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI). Sie werde also inzwischen in etwa drei von vier Proben gefunden. Die Ausbreitung der Variante B.1.351 (Erstnachweis in Südafrika) sei hingegen etwas rückläufig, die Variante P.1 (Erstnachweis in Brasilien) sei weiter nur vereinzelt in Deutschland nachgewiesen. Vergangene Woche hatte das RKI noch von circa 55 Prozent B.1.1.7-Anteil gesprochen. In Sachsen hat die Anzahl der Todesfälle je 100.000 Einwohner die Schwelle von 200 überschritten – der mit Abstand höchste Wert unter allen Bundesländern. Zum Vergleich: Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sind in Sachsen rund vier Mal mehr Menschen im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion gestorben als etwa in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern. Der wissenschaftliche Leiter des Intensivregisters der Fachgesellschaft Divi, Christian Karagiannidis, warnt davor, die beschlossene Corona-Notbremse zu ignorieren. “Ich hoffe, die Politik setzt die Beschlüsse um, nach denen die Lockerungen bei einem Inzidenzwert über 100 zurückgenommen werden”, sagte der Mediziner dem “Kölner Stadt-Anzeiger”. Die Lage bei den Intensivpatienten sei ähnlich wie im Oktober 2020. “Damals gab es bundesweit 3000 Covid-Intensivpatienten. Wenn wir jetzt beim Impfen nachlassen, bei den Lockerungen bleiben und die Inzidenz bis 200 laufen lassen, dann können es 5000 bis 6000 Patienten werden”, sagte Karagiannidis. Das sei in den Kliniken “die absolute Kapazitätsgrenze.” Die Hausärzte fordern, im Fall der Aufhebung des Impfstopps das Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca rasch in den Arztpraxen zu verimpfen. “Auch wenn sich zeigt, dass der Impfstoff für die meisten unbedenklich ist, wird es leider nicht gerade leicht werden, das Vertrauen wieder aufzubauen”, sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Dies wird eines enormen Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient bedürfen – auch das spricht für einen schnellen Impfstart in den Hausarztpraxen, denn im Impfzentrum wird das sicherlich nicht möglich sein”, fügte er hinzu. Die Bundeswehr ist nach den Worten von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bereit, eigene Impfzentren zu eröffnen, in denen die Bevölkerung rund um die Uhr gegen das Coronavirus geimpft werden kann. Kramp-Karrenbauer sagte der “Wirtschaftswoche”: “Wir haben uns bereits seit November 2020 mit weiteren Kräften der Bundeswehr auf die zusätzliche Unterstützung für die Impfung der Bevölkerung eingestellt.” Die Bundeswehr könne binnen kürzester Zeit einsatzfähig sein. Über die Einrichtung müsste Bundesgesundheitsminister Jens Spahn entscheiden. “Wir können mit der Bundeswehr 28 Impfzentren mit bis zu drei Impfstraßen schichtfähig – das heißt sieben Tage die Woche, Tag und Nacht – betreiben”, erklärte Kramp-Karrenbauer. So könnten täglich zusätzlich bis zu 20.000 Impfdosen verabreicht werden. Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal hält weiter an seinen Plänen fest, ab Montag alle Schulen in seiner Stadt schließen zu wollen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hatte das zuletzt abgelehnt. Bis gestern Abend sei die Sieben-Tage-Inzidenz in seiner Stadt aber auf 91,3 gestiegen. “Wir werden heute der Landesregierung nochmal unser Konzept vorlegen. […] Mit dem Hinweis, dass wir am Montag auch vorhaben, zu schließen. Die Landesregierung muss dem immer zustimmen, das ist völlig klar. Wir werden sehen, wie die jetzt die Lage bewerten”, sagte er. Westphal will jetzt handeln, da sich die britische Variante besonders durch die jüngere Generation ausbreite. “In Dortmund ist der Anteil der Jugendlichen unter 20 Jahren an allen Fällen innerhalb von einigen Wochen verdreifacht worden”, sagte Westphal. Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp will die angekündigten weitgehenden Schließungen der Duisburger Kitas nicht zulassen. “Das ist mit dem Land nicht abgestimmt”, sagt er. Er widerspricht damit Angaben der Stadt Duisburg. Es könne jetzt nicht jeder Oberbürgermeister “nach Gutdünken” Maßnahmen verkünden. Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer hält die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz zu Lockerungen in der Pandemie für gescheitert. “Es funktioniert nicht”, sagt er in einer Videokonferenz mit Kommunalpolitikern aus dem Erzgebirge und verweist dabei auf die erneut wachsende Zahl an Corona-Infektionen. “Jetzt müssen wir versuchen, die Sache wieder einzufangen und vor die Lage zu kommen.” Die meisten Menschen sind nach einer Coronavirus-Infektion erst einmal einige Monate immun – allerdings nicht alle. Zu diesem Ergebnis kommt eine großangelegte Studie in Dänemark, die nun in der Fachzeitschrift “The Lancet” vorgestellt wurde. Bei älteren Menschen über 65 Jahren tritt eine wiederholte Infektion demnach häufiger auf als bei jüngeren. Diese Erkenntnisse zeigen nach Ansicht der Forscher, dass Maßnahmen wie Abstandhalten, auch für diejenigen von grundlegender Bedeutung sind, die bereits Covid-19 gehabt haben. Auch auf eine Impfung sollte demnach nicht verzichtet werden. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Frank Bergmann, hält es für möglich, dass die Zulassung für den Astrazeneca-Impfstoff eingeschränkt wird. “Die Experten prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen Einnahme von Verhütungsmitteln, Rauchen und Impfen gibt. Möglicherweise haben sich hier Risiken potenziert. Dann könnte es vielleicht eine Zulassung mit Einschränkungen geben – etwa nur für bestimmte Altersgruppen oder beispielsweise ohne gleichzeitige Nutzung der Pille”, sagt Bergmann. In Hessen wächst der Widerstand gegen die ab Montag geplanten Präsenztage für Schüler ab der 7. Klasse. Zahlreiche Kreise und Städte haben angekündigt, die Pläne des Kultusministeriums nicht umzusetzen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen findet es “sehr verantwortungsvoll, dass die Kreise ihre Notbremse nutzen und das Infektionsgeschehen ernst nehmen”, sagte Vorsitzende Maike Wiedwald. Natürlich sei wichtig, so bald wie möglich auch die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 11 wieder an die Schule zu bringen. “Es wäre in Anbetracht der Infektionszahlen aber sinnvoller, die zwei Wochen vor Ostern dazu zu nutzen, ein gutes und durchdachtes Konzept für den Wechselunterricht nach Ostern für alle Schülerinnen und Schüler zu entwickeln”, sagte Wiedwald. Die kostenlose Abgabe von FFP2-Masken dürfte den Steuerzahler mehr als zwei Milliarden Euro kosten. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung haben Apotheken mit der Aktion große Gewinne gemacht. Pro Maske, die im Einkauf teils zwischen ein und zwei Euro kosteten, bekamen sie demnach sechs Euro erstattet. “Wir haben uns dumm und dämlich verdient”, wird ein Apotheker zitiert. Dem Bericht zufolge hatten sich Fachabteilungen im Gesundheitsministerium mit Verweis auf “gravierende Finanzwirkungen” gegen die Aktion ausgesprochen. Jedoch habe Gesundheitsminister Jens Spahn die Aktion gegen das Votum persönlich durchgesetzt, wie interne Unterlagen zeigten, die dem Recherche-Netzwerk vorlägen. Die slowakische Regierung hat den seit 1. Oktober geltenden Notstand bis zum 28. April verlängert. Der Notstand erlaubt den Behörden unter anderem die Zwangsrekrutierung und -verlegung von Gesundheitspersonal sowie das Verhängen von Ausgangssperren. Zugleich beschloss die Regierung ein Verbot von touristischen Auslandsreisen. Das Kabinett reagiert damit auf Kritik an den bisherigen Notstandsregeln. Diese schränkten zwar die Bewegungsfreiheit im Inland stark ein, erlaubten aber Auslandsurlaube. Frankreich meldet 38.501 Neuinfektionen. Mehr wurden zuletzt am 17. November registriert. Damals meldeten die Behörden 45.522 neue Corona-Fälle innerhalb eines Tages. Die griechische Regierung ruft die Ärzteschaft des Landes zur Unterstützung in der Pandemie auf. Es würden binnen 48 Stunden mindestens 200 Freiwillige verschiedener Fachrichtungen im staatlichen Gesundheitssystem gebraucht, sagt Gesundheitsminister Vassilis Kikilias. Melde sich nicht die entsprechende Zahl an Medizinern, werde man einige zur Hilfe verpflichten, kündigt er an. Diesen Schritt sieht ein Corona-Notfallgesetz vor, das die griechische Regierung bereits vergangenes Jahr verabschiedet hatte. Der tschechische Innenminister Jan Hamacek erteilt Forderungen nach Lockerungen der Corona-Maßnahmen über Ostern eine Absage. Familienbesuche seien ein “enormes Risiko” für die ältere Generation, sagt der Sozialdemokrat der Zeitung “Pravo”. Er verstehe, dass die Verärgerung enorm sei. Doch bis ein Großteil der Gesellschaft geimpft sei, müsse man an wirksamen Maßnahmen festhalten. Er bitte die Menschen, noch auszuharren. Angesichts steigender Fallzahlen verhängt Polen einen landesweiten Lockdown. Ab Samstag müssen Einkaufszentren, Hotels, Theater und Kinos schließen, wie Gesundheitsminister Adam Niedzielski auf einer Pressekonferenz mitteilt. Das Land hat laut Angaben des Ministeriums mit 25.052 Neuinfektionen heute die höchste Tages-Fallzahl im laufenden Jahr erreicht. Wegen schnell steigender Fallzahlen sind die bulgarischen Kliniken und Notdienste am Limit. Die Sprecherin des Notdienstes von Sofia, Katja Sungarska, schlägt Alarm: “Wir können diesen massiven Zulauf nicht bewältigen.” Vielerorts sollen Krankenhäuser umstrukturiert werden, um weitere Corona-Stationen einzurichten. In dem südöstlichen EU-Land mit 6,9 Millionen Einwohnern wurden an diesem Mittwoch (Stand Mitternacht) 4374 Neuansteckungen binnen eines Tages registriert – eine Woche vorher waren es noch 3502 gewesen. Seit Beginn der Pandemie starben in Bulgarien gut 11.500 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Allein am Dienstag gab es 107 coronabedingte Todesfälle. Brasilien meldet 90.303 Neuinfektionen und damit so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Toten stieg um 2648, der zweithöchste Wert nach dem traurigen Rekord des Vortags. Insgesamt wurden in dem Land mit 211 Millionen Einwohnern 11,7 Millionen Infektionen und 284.775 Todesfälle verzeichnet. Nach Angaben der Seuchenbehörde CDC sind in den USA inzwischen knapp 40 Millionen Menschen komplett durchgeimpft. Bislang seien 147,6 Millionen Impfdosen ausgeliefert worden. In den USA leben etwa 328 Millionen Menschen.

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