Den Angaben des Robert-Koch-Instituts zufolge meldeten die Gesundheitsämter am Samstag 10.790 Fälle – das sind 2687 mehr als noch vor einer Woche (damals waren es 8103). Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt demnach auf 79,1, am Vortag lag sie noch bei 76,1. Binnen 24 Stunden wurden zudem 70 neue Todesfälle an das RKI gemeldet. Das sind 26 weniger als am vergangenen Sonntagmorgen. Ein Blick in die Regionen zeigt, dass Thüringen nach wie vor das am stärksten betroffene Bundesland ist. Hier liegt die Sieben-Tage-Inzidenz nach RKI-Angaben mittlerweile bei 161,6 – ein plus von 9,5 im Vergleich zu gestern. Mittlerweile liegen aber auch zwei weitere Bundesländer über der 100er-Grenze: Sachsen mit 105,1 und Sachsen-Anhalt mit 102,9. Kein Bundesland liegt demnach noch unter der Grenze von 50 – auch Schleswig-Holstein überschreitet diese nun knapp. Als letztes Bundesland hat heute auch Schleswig-Holstein diese Grenze überschritte. Mit Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es nach “Spitzenreiter” Thüringen nun zwei weitere Bundesländer, die eine 7-Tage-Inzidenz von über 100 aufweisen insgesamt 13 von 16 Bundesländern meldeten heute steigende Inzidenzwerte – die Ausnahmen: Hamburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Eine neue Umfrage steht im Widerspruch zur bisherigen Annahme, es gebe eine ausgeprägte Impfzurückhaltung bei Pflegekräften. Wie die Befragung von Ifo-Institut und Forsa für die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” ergab, befürworteten insgesamt 79 Prozent der befragten Pflegekräfte eine Corona-Impfung. In Ostdeutschland liegt die Zustimmung mit 67 Prozent demnach etwas niedriger, im Westen mit 82 Prozent etwas höher. Zum Vergleich: Bei der Gesamtbevölkerung ergibt sich bei vergleichbaren Befragungen eine Impfbereitschaft von nur rund 60 Prozent. Das Robert-Koch-Institut prognostiziert zu Ostern eine deutschlandweite Inzidenz, die weit über jener um Weihnachten 2020 liegt. Grund sei die schnelle Verbreitung der Virusvariante B.1.1.7. Im aktuellen Covid-19-Lagebericht schreibt das RKI, die wöchentliche Fallzahl wachse “sehr gleichmäßig”, sie habe sich in den vergangenen Wochen etwa alle 12 Tage verdoppelt. “Daher erwartet das RKI, dass die 7-Tages Inzidenz insgesamt ab KW10 [laufende Woche, Anm. d. Red.] einen deutlich steileren Anstieg zeigen wird.” Eine Grafik in dem Bericht zeigt, wie steil dieser ausfallen könnte. Bis zur Kalenderwoche 15, also der Woche nach Ostern, würde demnach die Inzidenz der B.1.1.7-Variante um die 350 liegen. Die Zahl der Fälle mit anderen Varianten sinkt dagegen gegen 0. Den bislang höchsten Stand erreichte die Inzidenz in Deutschland wenige Tage vor Weihnachten, damals lag sie bei knapp 200. Die Landkreise Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster in Brandenburg wollen trotz einer Sieben-Tage-Inzidenz über 100 keine schärferen Corona-Regeln einführen – anders als vorgegeben. Der Elbe-Elster-Kreis gehört zwar seit mehreren Wochen zu den Regionen mit den höchsten Infektionswerten im Land. «Wenn die geltenden Regelungen beachtet werden, bedarf es keiner neuen Einschränkungen», erklärte Landrat Christian Heinrich-Jaschinski. Oberspreewald-Lausitz ist der Hotspot in Brandenburg mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von fast 164, Elbe-Elster liegt bei 156. In Dresden haben sich trotz des Verbots der “Querdenken”-Demonstration Hunderte Kritiker der Corona-Maßnahmen in der Stadt versammelt. “Wir sind seit den frühen Morgenstunden unterwegs, um das Versammlungsverbot durchzusetzen”, sagte ein Polizeisprecher. Die Lage sei “sehr dynamisch”. Es kamen laut Polizei weitaus mehr als die angemeldeten 150 Teilnehmer. Sie kritisierten mit Sprüchen die Corona-Maßnahmen, viele trugen keine Maske. In der Nacht zu Samstag hatte das Sächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Bautzen per Beschluss das Verbot der für Samstagnachmittag geplanten “Querdenken”-Demonstration des Dresdner Verwaltungsgerichts bestätigt. Die Beamten gingen bereits im Vorfeld davon aus, dass trotz Verbots in der Szene für spontane Aktionen mobilisiert wird. Der Fraktionschef der konservativen EVP im EU-Parlament, Manfred Weber, fordert einen Exportstopp für alle in der EU produzierten Impfstoffdosen des britisch-schwedischen Impfstoffherstellers Astrazeneca, solange dieser seine Zusagen nicht erfülle. “Es entsteht der Eindruck, dass andere Länder gegenüber der EU bevorzugt werden”, sagt Weber der “Welt am Sonntag”. Zuvor hatte Astrazeneca erneut Lieferkürzungen für die EU angekündigt. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek kritisiert die Reduzierung der Impfstofflieferungen durch den Hersteller Astrazeneca scharf. Sie sei “absolut inakzeptabel” und zerstöre massiv Vertrauen, sagt der CSU-Politiker der “Bild am Sonntag”. Der britisch-schwedische Pharmakonzern begründet die Lieferengpässe unter anderem mit den Exportbeschränkungen anderer Länder. “Es kann doch nicht sein, dass Exportbeschränkungen zu Lasten der Menschen gehen. Es reicht langsam”, sagt Holetschek weiter. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, räumt Versäumnisse bei der Corona-Impfstoffstrategie der Europäischen Union ein. “Es stimmt, dass bei der Bestellung der Impfstoffe sowohl in Brüssel als auch in den Mitgliedstaaten Fehler gemacht wurden”, sagt Timmermans dem “Tagesspiegel am Sonntag”. Er kündigt seine Bereitschaft an, am Ende der Pandemie Bilanz zu ziehen. “Dann können wir ja sehen, was wir falsch und was wir richtig gemacht haben”, sagt er der Zeitung. In der jetzigen Situation gehe es aber darum, “dass ganz Europa Impfstoff bekommt”, mahnt Timmermans. Er verstehe “den Anspruch der Bürgerinnen und Bürger, dass wir den Impfstoff schnellstens liefern müssen”. Die Zahl der verabreichten Covid-19-Impfdosen in Deutschland ist auf mehr als 8,86 Millionen gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Demnach liegt die Quote der Erstimpfungen nun bei 7,35 Prozent, die der Zweitimpfungen bei 3,30 Prozent – das entspricht knapp 2,75 Millionen voll geimpften Personen. In Russland ist die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen mit 9908 Personen weiter unter der Marke von 10.000 geblieben. Die Gesamtzahl der positiv auf den Virus getesteten Menschen steigt damit auf 4,38 Millionen, wie die zuständige Behörde mitteilte. An oder mit dem Virus sind binnen 24 Stunden 475 Menschen gestorben, die Zahl der Todesfälle beläuft sich damit auf 91.695. Italien will bis September mindestens 80 Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft haben. In Frankreich ist die Zahl der registrierten Neuinfektionen innerhalb eines Tages auf 29.759 gestiegen. Das geht aus Daten des Gesundheitsministeriums hervor, das am Freitag lediglich 25.229 neue Fälle verzeichnet hatte. Die Zahl der Menschen, die an dem Virus starben, stieg bis Samstag um 169 auf insgesamt 64.978. Die Zahl der Intensivpatienten stieg um 37 auf 4070. Wegen der angespannten Corona-Lage hat im Großraum Paris die Verlegung von Patienten begonnen. Die ersten drei an Covid-19 Erkrankten seien am Samstag mit dem Hubschrauber in Krankenhäuser im Westen des Landes verlegt worden. Mindestens vier weitere sollen am Sonntag verlegt werden. Das Departement liegt rund 15 Kilometer östlich von Paris. Gesundheitsminister Olivier Véran hatte verkündet, dass sich die Gesundheitsbehörden auf die Verlegung Dutzender, sogar Hunderter Patienten aus den Krankenhäusern aus dem Großraum Paris vorbereiten. Das Gesundheitsministerium in Brasilien meldet am Samstag 1997 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus innerhalb von 24 Stunden, sowie 76.178 Neuinfektionen. Das Land verzeichnet damit insgesamt 277.102 Corona-Tote. Nur in den USA sind bisher noch mehr Menschen an oder mit dem Virus gestorben.
NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXV)
