Vorbild Serbien?

Ein Leserbrief von Stefan Janosi

Seit Stunden versuchen wir, einen Impftermin für meine 96jährige Mutter zu bekommen. Telefonleitung dauerbelegt, Server überlastet. Nach Stunden ist es nun endlich gelungen, durchzukommen. Das Ergebnis: Aktuell gibt es in den nächsten Wochen keine Termine mehr!

Herr Spahn, wie war das nochmal? „Es bleibt Ziel der Bundesregierung, dass jeder aus der höchsten Risikogruppe der über 80-Jährigen bis Ende März geimpft ist“. Das Ziel scheinen Sie ja bei weitem zu verfehlen.

Seit Mitte 2020 ist allgemein bekannt, dass eine der größten Impfaktionen stattfinden muss. Spätestens da hätte man über ein möglichst effizientes Management der mehr als 100 Millionen Termine nachdenken müssen.
Für eine Hightech-Nation wie Deutschland ist der ganze Prozess unwürdig und peinlich. Allein ein Land wie z.B. Serbien hat pro 100.000 Einwohner aktuell schon mehr als doppelt soviele Menschen geimpft wie Deutschland. Wir stehen in der Impfleistung in der Reihe mit Entwicklungsländern. Das ganze Terminsystem ist unprofessionell und eine Zumutung für jeden Nutzer. Dass NRW die Organisation der Impfungen an eine schon in normalen Zeiten an Formalismen erstickende Institution wie die KV, die Kassenärztliche Vereinigung, vergeben hat, ist nur ein Fehler in einer ganzen Kette, die Landes- und Bundesregierung zu verantworten haben.

Fragen nach der Verantwortung sind schon häufig gestellt worden. Auf eine Antwort warten die Bürger bisher vergeblich. Es wäre nun an der Zeit, Fehler einzugestehen, um die vor uns stehenden Herausforderungen erfolgreich bewältigen zu können.

Laut einem internen Prognosepapier heißt es, dass von Ende Juni an die Kapazitäten der Impfzentren ausgeschöpft seien, dann könnten wöchentlich mehr als acht Millionen Dosen verabreicht werden. Vielleicht denkt man endlich darüber nach, ab diesem Zeitpunkt auch Hausärzte in die Impfkampagne mit einzubeziehen. Und das bitte ohne formalistische Hürden, denn je nach Bundesland müssten maßgeschneiderte Lösungen gefunden werden, um auch Termine in Hausarztpraxen vergeben zu können.

Vielleicht sollte man sich in der Sache Rat bei der serbischen Regierung holen 😉

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • P.Koschade
    • 26.02.21, 21:17 Uhr

    Auch ich bin verwundert wie viele über 80jährige den Weg ins Impfzentrum schaffen.Ich hoffe das meine Eltern auch noch die Möglichkeit haben sich vom Hausarzt impfen zu lassen .Haben
    alle Politiker keine immobilen Eltern?Fehlt dort die Weitsicht was man jemandem der über 80jahre ist zumutet.?Sicherlich gibt es den Impfwilligen der es schafft,aber was ist mit denen deren tägliche Mobilität begrenzt ist .Ach da wünscht man sich Politiker welche Praktika in sozialen Bereichen gemacht haben.Also …werde ich die aha-l Regel meinen Eltern noch länger zumuten

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