NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCVII)

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 8007 neue Fälle gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 422 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 7556 Neuinfektionen und 560 neue Todesfälle verzeichnet. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 03.10 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) liegt laut RKI bundesweit bei 59,3 – und damit niedriger als am Vortag (60,5). Vor vier Wochen, am 27. Januar, hatte die Inzidenz noch bei 101,0 gelegen. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3037 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1767 davon werden beatmet. 4579 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Nur noch ein Bundesland bewegt sich mit seinem Fallaufkommen unter der Obergrenze von 50 neu registrierten Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge liegt weiter Baden-Württemberg (45,5) unter der 50er-Schwelle. Schleswig-Holstein, das gestern ebenfalls darunter lag, bewegt sich nun knapp darüber (51,1). Das höchste Fallaufkommen im Ländervergleich weist den RKI-Daten zufolge weiterhin Thüringen auf. Dort ist der Wert von 119,8 auf 118,6 gesunken. Der Freistaat liegt somit weiter als einziges Bundesland noch über der 100er-Marke. Besser sieht es in Bayern, Berlin, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein aus, die sich im 50er-Bereich bewegen und bis auf Schleswig-Holstein leichte Abnahmen aufweisen. Gegen die Einschränkung von Freiheitsrechten in der Pandemie und gegenüber einer Corona-Impfung gibt es einer Umfrage zufolge deutliche Vorbehalte. Ein Drittel der Bürger in Deutschland (33 Prozent) lehnt Eingriffe in die Freiheitsrechte zur Pandemie-Bekämpfung “eher” oder “voll und ganz” ab. Und 34 Prozent wollen sich nicht impfen lassen, wie aus der repräsentativen Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Nach Einschätzung der Stiftung in Gütersloh fällt die ablehnende Haltung gegenüber Impfung und Freiheits-Einschränkungen unter besonders leistungs- und erfolgsorientierten Menschen überdurchschnittlich hoch aus. Die Ständige Impfkommission (Stiko) plädiert bei den Corona-Impfungen für Flexibilität. In allen Impfzentren sollte es unbedingt Listen dafür geben, “wer an die Reihe kommt, wenn Dosen übrig bleiben”, sagte Stiko-Chef Thomas Mertens den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Damit kein Impfstoff verworfen werde, könnten “geeignete Kandidaten aus nachfolgenden Prioritätsgruppen” vorgezogen werden. Der Umgang mit übrig bleibenden Impfdosen müsse “pragmatisch vor Ort geregelt werden”, so der Virologe. Die Übergänge zwischen den Gruppen in der Impfreihenfolge dürften nicht als “harte Grenze” aufgefasst werden. Derzeit blieben jeden Tag viele Dosen des Vakzins von Astrazeneca liegen. Der Städte- und Gemeindebund dringt auf die schnelle Einführung eines digitalen Impfnachweises. “Es kann nicht der Sinn sein, die jetzigen Impfzentren erst später in Impfregistrierungszentren umzubauen”, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der “Funke Mediengruppe”. Bei der Einführung komme es nicht darauf an, ob der Impfnachweis schon jetzt mit einer Befreiung von bestimmten Einschränkungen verknüpft sei, fügte Landsberg hinzu. “Mittelfristig wird es dazu allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen, wie andere Staaten wie zum Beispiel Israel bereits jetzt zeigen.” Nach zweieinhalbmonatiger Schließung bereiten sich die Friseure in Deutschland auf einen Kunden-Ansturm vor. Der Andrang sei vielleicht noch größer als nach dem ersten Lockdown, viele Salons seien bis Ende März ausgebucht, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Jörg Müller. Mediamarkt-Saturn, Obi oder der Modehändler Breuninger: Bei immer mehr Einzelhändlern in Deutschland reißt nach Monaten des Lockdowns der Geduldsfaden. Die Folge: Auf die deutschen Gerichte rollt derzeit eine Klagewelle zu, mit der die Elektronikhändler, Baumärkte und Modegeschäfte ein Ende der Ladenschließungen zur Eindämmung der Pandemie erzwingen wollen. Beispiel Mediamarkt-Saturn: Deutschlands größter Elektronikhändler hat beim Oberverwaltungsgericht Münster einen Eilantrag auf Aufhebung der Betriebsschließungen in Nordrhein-Westfalen gestellt. Anträge in weiteren Bundesländern sollen folgen. “Die bereits seit mehr als zwei Monaten bestehenden Betriebsschließungen in Deutschland sind unverhältnismäßig. Der Einzelhandel war nachweislich nie ein Infektionshotspot”, begründet Deutschland-Chef Florian Gietl den Schritt. Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann sieht den Einzelhandel in einer dramatischen Lage und fordert die Bundesregierung zu mehr Tempo bei Finanzhilfen auf. “Der stationäre Einzelhandel steht am Abgrund. Eines ist sicher: Stirbt der Einzelhandel, sterben die Innenstädte. Um das zu verhindern müssen jetzt endlich die Hilfsgelder fließen. Daneben brauchen wir dringend eine Öffnungsperspektive unter strengen Hygieneregeln.” Kein Unternehmen habe heutzutage eine Überlebenschance, wenn es sich nicht ständig neu erfinden würde. “Diese Kreativität muss auch Politik leisten und mehr bieten, als den Lockdown einfach immer weiter zu verlängern”, sagt Linnemann, der auch Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU ist. Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner fordert gut eine Woche vor dem nächsten Bund-Länder-Gipfeltreffen ein Ende des flächendeckenden Lockdowns. “Er ist ein zu scharfer Eingriff in die Grundrechte”, schreibt Lindner in einem Gastbeitrag in der “Bild”-Zeitung “Je mehr Tests, Impfungen und regionale Unterschiede es gibt, desto weniger sagt der Sieben-Tage-Wert von 35 oder 50 etwas aus.” Lindner mahnte, künftig müsse jede Region einzeln betrachtet werden, wobei beispielsweise die Zahl der Neuinfektionen und die Lage in den Krankenhäusern als Richtwerte dienen könnten. Intensivmediziner wollen unter Studienbedingungen wieder Fans in Fußballstadien zulassen und daraus Erkenntnisse über die Corona-Verbreitung bei Großveranstaltungen ziehen. Stadien würden sich hervorragend für Testläufe eignen, sagte Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin, der “Rheinischen Post”. Konkret schlägt er vor, die Hälfte der Sitzplätze unter strengen Studienbedingungen und Hygienekonzepten freizugeben. “Ein Sitzblock bekommt durchgehend FFP2-Masken, ein anderer Block den etwas einfacheren medizinischen Mund-Nasen- Schutz”, schlägt der Mediziner vor. Nach drei Tagen erfolge ein weiterer Corona-Test bei allen Zuschauern. “An diesen Ergebnissen ließe sich ablesen, wie viele Menschen bei negativem Schnelltest trotzdem Corona-positiv waren, wie viele erst nach dem Spiel eine Infektion aufwiesen und wie viele sich möglicherweise im Stadion angesteckt haben.” Das dänische Parlament hat einem neuen Epidemiegesetz zugestimmt, das neue, weitreichende Beschränkungen zur Eindämmung von Infektionskrankheiten ermöglicht. In Polen nimmt die Skepsis gegenüber den Corona-Impfstoffen zu. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CBOS zufolge wollen sich 33 Prozent der Polen nicht gegen Covid-19 impfen lassen – das waren drei Prozentpunkte mehr als in einer ähnlichen Befragung vom Januar. Bei den Unter-45-Jährigen lag der Anteil der Impfwilligen laut der Befragung bei weniger als 50 Prozent. Wegen steigender Infektionszahlen hatte Gesundheitsminister Adam Niedzielski gerade erst vor einer dritten Corona-Welle gewarnt. Sie sei nicht länger eine Frage des Ob, sondern des Ausmaßes. Am Dienstag wurden laut dem Gesundheitsministerium 6310 Neuinfektionen in Polen registriert – über tausend mehr als vor einer Woche. Irland soll laut Premierminister Micheal Martin bis mindestens zum 5. April die höchste Stufe der Corona-Maßnahmen gelten. Die Schulen sollen allerdings schrittweise bereits vom kommenden Monat an wieder geöffnet werden. Die Infektionszahlen seien zwar rückläufig, so Martin. Doch die britische Virus-Variante B.1.1.7 habe die Situation stark verändert. Inzwischen seien 90 Prozent aller Neuinfektionen in dem Land auf den sich schneller ausbreitenden Virus-Typ zurückzuführen. Angesichts steigender Infektionszahlen werden die Niederlande an der geltenden Ausgangssperre festhalten und den Lockdown nur geringfügig lockern. Ab dem 2. März dürfen Friseure, Kosmetikerinnen und Masseure wieder Kunden empfangen, wie Ministerpräsident Mark Rutte mitteilte. Besonders für Jugendliche werden einige Corona-Maßnahmen gelockert. “Wir sind auf dem Weg zu besseren Zeiten, einer schrittweisen Öffnung der Gesellschaft”, sagte Rutte. Doch er warnte auch: “Die dritte Welle ist nach Ansicht von Experten unvermeidlich, die Zahlen steigen wieder.” Die Corona-Pandemie hat zu einer historischen Abwanderung aus Großbritannien geführt. 2020 zogen fast eine Million im Ausland geborene Personen ab 16 Jahren weg, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Der Großteil davon – rund 795.000 – waren demnach Arbeitskräfte. Die Zahlen stammen aus einer offiziellen Umfrage zum britischen Arbeitsmarkt. “Ich habe keinen Zweifel, dass wir eine Abwanderung von Menschen erlebt haben, die in der jüngeren Geschichte beispiellos ist”, sagte Jonathan Portes, Professor für Wirtschaft und öffentliche Politik am King’s College London und ehemaliger Chefökonom des britischen Arbeitsministeriums. Es sei schwer zu sagen, ob die Personen wieder zurückkehren, sobald die Pandemie vorbei sei. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Griechenland stärker gestiegen als von Experten angenommen.

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