Das Begegnungscafé “Himmel un Ääd” stellt ein „Hungertuch“ der chilenischen Künstlerin Lilian Moreno-Sánchez aus
Rheinisch-Bergischer Kreis | Himmel un Ääd ist ein ökumenisches Begegnungscafé in Bergisch Gladbach-Schildgen auf der Alteberger-Dom-Str. 125. Geschlossen in diesen pandemischen Zeiten, natürlich. Im Schaufenster aber haben die Verantwortlichen ein “Hungertuch” ausgestellt. Die Tradition der „Hungertücher“ stammt, wie “Himmel un Ääd” im Bürgerportal Bergisch Gladbach mitteilt, aus dem Mittelalter: die vor Ostern Fastenden (daher die Bezeichnung Hungertuch), oft Analphabeten, hatten so die Möglichkeit Inhalte aus der Bibel bildlich zu erfahren.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ ist das Motto der ökumenischen Initiative von Misereor und Brot für die Welt. Das „Hungertuch” als Symbol für die Enthaltsamkeit in der Fastenzeit stellt einen gebrochenen Fuß dar. Dr. Birgitta Rieks vom H&Ä-Team erläutert, daß auf diese Weise trotz der Schließung des Begegnungscafés “viele Menschen das diesjährige Motiv bewusst anschauen können”.
Das Hungertuch stammt von der Künstlerin Lilian Moreno-Sánchez, 1968 in Chile geboren und heute in Bayern lebend. Sie hat ein Röntgenbild, das den gebrochenen Fuß eines Menschen zeigt, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit verletzt worden ist, zur Basis des Hungertuchs gemacht. Neben Bettbezügen aus Klinik und Kloster verwendete Lilian Moreno-Sánchez Zeichenkohle, Gold und Straßenstaub vom Ort der Proteste.
„Die Kraft des Wandels meint die Kraft, die wir brauchen um in Krisen durchzuhalten und nicht nur das, sondern grundsätzlich in uns und in der Welt etwas zu ändern. Eine andere Welt ist möglich. Diese Hoffnung möchte ich teilen.“
“Unsere Füße tragen und stabilisieren uns”, heißt es weiter in der Mitteilung von Himmel un Ääd. “Sind sie verletzt, verändern sie die Beweglichkeit eines Menschenlebens dramatisch.” Du stellst meine Füße auf freien Raum (Psalm31,9) als biblisches Motto stelle die Zerbrochenheit in die Verheißung der Weite neuer Lebensmöglichkeiten. Das Motiv des gebrochenen Fußes verweise auf die Passion Christi und auf die Fußwaschung als Zeichen der Liebe und sei in pandemischen Zeiten auch Symbol für unsere Verletzlichkeit und dafür, wie zerbrechlich die Basis unseres Zusammenlebens ist.
MISEREOR und Brot für die Welt setzen mit diesem Hungertuch ein Zeichen für die Ökumene: Gemeinden beider Konfessionen nutzen das Motiv und machen Mut, weiter an der Einen Welt zu bauen.