VON SABINE KRÄMER-KOX
Rheinisch-Bergischer Kreis | Vorab ein kleiner Witz: Treffen sich zwei Schneeflocken, fragt die eine „Wo gehst du hin“? Antwortet die andere: „Ich gehe nach Norwegen, da kann ich liegen bleiben, und du?“ „Ich gehe nach Deutschland und verbreite da Panik“.
So Scherz beiseite! Alle Jahre wieder ist Schnee hierzulande der große „Aufreger“; ein nie dagewesenes Wetterereignis! Aus gegebenem Anlass fragten wir uns also: Wie sieht es mit dem Winterdienst auf den Panorama-Radwegen im Rheinisch-Bergischen bzw. Oberbergischen Kreis aus? Betrachtet man die Radwege auf ehemaligen Bahntrassen ab Ortsgrenze Burscheid, ergibt sich folgende Ampel-Wertung. (Opladen lassen wir mal außen vor. Hier ist Schneefall ein „schwerer Ausnahmefehler“ und kommt so gut wie nie vor; die „Schneegrenze“ liegt bei Bergisch –Neukirchen.)
Stadt Burscheid „rot“: Kein Winterdienst auf der Trasse
Grundsätzlich müssen Gemeindestraßen innerorts sowie Ortsdurchfahrten von Kreis- Landes- und Bundesstraßen durch Kommunen geräumt und gestreut werden. Kombinierte Rad- /Gehwege (s. Verkehrszeichen 240) gelten als Fußwege und unterliegen daher nicht der städtischen Räumpflicht (außer sie grenzen an städtische Grundstücke). Die Sprecherin der Stadt erklärt, im priorisierten Räumdienst sei die rund sieben Kilometer lange auf Burscheider Gebiet befindliche Radtrasse nicht enthalten und werde entsprechend bei „Winterereignissen“ nicht geräumt.
Muss nicht, aber könnte
Die Stadt muss den Schnee zwar nicht räumen, könnte dies aber quasi als Dienst am Bürger tun. Eine derartige freiwillige Dienstleistung scheitert aber an personellen Kapazitätsengpässen sowie an zusätzlichen Kosten. Darüber hinaus habe die Stadt Burscheid der Bezirksregierung Köln seinerzeit beim Bau des Panorama-Radweges zusichern müssen, dass sie die Unterhaltungskosten aufbringen kann. Deshalb müsse sich Burscheid auf die absolut notwendigen Kosten beschränken. In dem Kontext erstaunt, dass 540 T€ Fördergelder für eine Zuwegung zur Innenstadt – Rampe mit 8 % Steigung – ausgegeben werden können. Hoffentlich reicht es auf dieser wenigstens noch für Winterdienst, ansonsten hätte die Jugend dort zumindest eine attraktive Rodelbahn.
Wermelskirchen „gelb“: Stadt will „spontan“ reagieren
In Wermelskirchen denkt die Stadtverwaltung zumindest schon einmal über einen Winterdienst auf der Balkantrasse nach. Die Verwaltung kann den Wunsch ihrer Bürger*innen nachvollziehen, sich auf dem Panorama-Radweg sicher und ungehindert bewegen zu können, zumal Sportstätten/Fitness-Studios derzeit Corona-bedingt geschlossen sind. Insbesondere für ältere Mitmenschen – egal ob mit oder ohne Rad – stellen glatte Flächen auf dem Rad-/Gehweg aber eine besondere Gefahr dar. Die Stadt Wermelskirchen konzentriert sich zunächst also aufs Nachdenken und Planen. Vermutlich werden Schnee und Eis geschmolzen sein, bis eine Entscheidung getroffen wird.
Hückeswagen, Wipperfürth und Marienheide „grün“: Trasse geräumt
In Bergisch Born treffen unterschiedlichen Haltungen hinsichtlich Winterdienst im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander. Die Stadt Remscheid beruft sich darauf, dass der Panorama-Radweg keine öffentlich widmete Straße oder Verkehrsfläche sei und somit nicht der Straßenreinigungssatzung unterliege. Deshalb lässt sie das Thema kalt; Schnee und Eis bleiben liegen. In Richtung Hückeswagen dagegen, zieht sich ein sauber geräumtes dunkles Band durch die weiße Schneelandschaft.
WIR machen den Weg frei
Hückeswagen, Wipperfürth und Marienheide haben erkannt, dass die rund 25 Kilometer Panorama-Radweg auf ihren Stadtgebieten mittlerweile nicht nur für Freizeitradler, sondern auch für Berufspendler eine wichtige Rolle spielen. Hückeswagens Bürgermeister, Dietmar Persian, will „das Fahrrad zum alltäglichen Verkehrsmittel machen – sommers wie winters“. Bei „Winterereignissen“ – will heißen Schneefall(e) – setzen sich also die jeweiligen Winterdienste in Bewegung und räumen den Rad-/Gehweg, obwohl sie dazu nicht verpflichtet sind. Auch Kosten scheuen sie dabei offenbar nicht. Hückeswagen geht sogar so weit, über die eigene Stadtgrenze hinaus bis Bergisch Born (Remscheid) den Schnee vom Weg zu räumen. Wenn das kein (Winter)einsatz ist!
Hier der Link zum WDR-Filmbericht und das Interview mit mir.
Seit ich vor vielen Jahren mit dem Laufsport begonnen habe, erlebe ich es auf den Wegen in Wermelskirchen und seit es die Trasse zwischen Wermelskirchen und Lennep gibt, Jahr für Jahr. Die Straßen werden sofort von Eis und Schnee befreit und bei den Geh-und Radwegen dauert es meist bis zum zweiten oder gar dritten Tag, wenn überhaupt. Fußgänger und Radfahrer sind halt nicht so wichtig. Das Auto muss rollen.
Der berufliche Radverkehr und auch der fußläufige Verkehr zwischen Wermelskirchen und Remscheid Lennep und Hückeswagen und Wipperführt hat in den letzten zwei Jahren erheblich zugenommen. Das sehe ich jeden Morgen. Nur halt im Winter nicht, wenn die Trasse vereist oder verschneit ist. Die Trasse wäre für den Radverkehr und die Fußgänger eine sichere Strecke. Stattdessen müssen die Radfahrer und auch ich über die Straße im Verkehr fahren/laufen.
Vielleicht sollte ich doch einfach mehr Auto fahren.
Wer sich mit dieser Thematik seriös auseinandersetzen möchte, muss natürlich wissen, dass es sich bei diesem Artikel nur um die Meinung einer einzelnen Person handelt. Darum wird wohl einiges falsch dargestellt und wichtige Zusammenhänge gar nicht erwähnt.