Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 8072 Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 813 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie aus Zahlen des RKI vom Mittwoch hervorgeht. In diesen aktuellen Zahlen sollten auch 600 Nachmeldungen von Neuinfektionen aus Nordrhein-Westfalen enthalten sein, die laut RKI am Vortag gefehlt hatten. Vor genau einer Woche hatte das RKI 9705 Neuinfektionen und 975 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist abermals gesunken. Laut aktuellem RKI-Datenstand schwächte sie sich am Dienstag von 72,8 auf 68,0 ab. Demnach überschreiten weiterhin lediglich zwei Bundesländer eine Sieben-Tage-Inzidenz von 100: Im Bundesvergleich bleibt Thüringen das Land mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz (122,6). Dahinter folgt das Saarland (101,1). Sachsen-Anhalt liegt nun bei 93,5. Die angestrebte Zielmarke eines Fallaufkommens von unter 50 neu registrierten Infektionen im Sieben-Tage-Zeitraum je 100.000 Einwohner ist nun für fünf Bundesländer in Reichweite – den niedrigsten Wert weist den RKI-Daten zufolge Berlin auf (56,2). Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,79 angegeben (Vortag: 1,00). Das bedeutet, dass im Durchschnitt 100 Infizierte 79 weitere Menschen mit Sars-CoV-2 anstecken. Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 0,82 (Vortag: 0,89). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3846 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2130 davon werden beatmet. Rund 4616 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Eine veränderte Form der britischen Coronavirus-Variante B.1.1.7 ruft bei britischen Wissenschaftlern Besorgnis hervor. Wie das Gesundheitsministerium in London mitteilt, wurde die zuerst in Bristol entdeckte Mutante als “Variant of Concern” (etwa: Besorgniserregende Variante) eingestuft. Sie weise eine zusätzliche E484K-Mutation auf, heißt es zur Erklärung. Dahinter dürfte die Sorge stecken, dass die in Bristol entdeckte Variante gefährliche Merkmale der britischen und anderer Varianten in sich vereinen könnte. Eine ähnliche Mutante wurde auch in Liverpool festgestellt. Beide zusammen wurden in Großbritannien bislang in 76 Fällen nachgewiesen. Die Gesundheitsbehörde Public Health England schränkt jedoch ein, dass die E484K-Mutation seit April in unterschiedlichen Varianten immer wieder aufgetreten und dann wieder verschwunden sei. Die Veränderung E484K im Erbgut des Virus ist von der südafrikanischen und der brasilianischen Variante bekannt und wird mit einer verminderten Immunreaktion bei Menschen in Verbindung gebracht, die bereits eine Coronavirus-Infektion durchgemacht haben oder geimpft wurden. Die britische Corona-Virusvariante B.1.1.7 wird erstmals auch auf der ostfriesischen Insel Norderney nachgewiesen. Ein entsprechender Befund sei dem Gesundheitsamt des Landkreises Aurich bestätigt worden, teilte die Kreisverwaltung mit. Demnach war die infektiösere Mutation Ende Januar bei einem Mann festgestellt worden. Er ist inzwischen gestorben. Seit einigen Tagen steigen die Fallzahlen auf der Insel mit rund 6000 Einwohnern an. Die britische Corona-Variante ist bei fast Hundert Patienten in den landeseigenen Berliner Kliniken nachgewiesen worden. In den Vivantes-Kliniken seien 82 Fälle registriert worden und in der Berliner Charité 15 Fälle. Hinzu kämen einige Fälle der südafrikanischen Variante. Johannes Danckert vom Vivantes-Vorstand sieht Hinweise, dass sich die britische Variante durchsetzen wird, da diese deutlich ansteckender sei. „Ähnlich wie bei Masern reicht es vermutlich, wenn man sich nur wenige Augenblicke in der Nähe eines Infizierten aufhält“, sagt er dem „Tagesspiegel“. Käme es nun zu Lockerungen „schlüge die britische Virus-Sorte womöglich voll durch“, warnt er. Nach dem Nachweis einer Infektion mit der neuen britischen Corona-Variante bei einer Aldi-Mitarbeiterin in Melle in Niedersachsen haben die örtlichen Behörden sämtliche Kunden zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen. Wer seit Montag vergangener Woche in dem Supermarkt in der Nachtigallenstraße eingekauft habe, solle seinen Gesundheitszustand beobachten und sich bei etwaigen Symptomen umgehend testen lassen, teilte der Landkreis Osnabrück mit. Nach einem Corona-Ausbruch in einem Schlachthof in Husum in Schleswig-Holstein hat das Gesundheitsamt für alle Mitarbeiter Quarantäne angeordnet. Betroffen seien neben der Stammbelegschaft mit rund 270 Beschäftigten auch drei externe Unternehmen mit insgesamt 40 Angestellten sowie 19 Mitarbeiter des Kreis-Veterinäramtes, wie der Kreis Nordfriesland mitteilte. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina beklagt die unzureichende Umsetzung des Lockdowns. “Die Schutzmaßnahmen müssen gerade wegen der Mutationen konsequenter als bisher um- und durchgesetzt werden”, sagt der Präsident der Wissenschaftler-Vereinigung, Gerald Haug. Er bekräftigt die Forderung nach bundesweit einheitlichen Regeln zum Schutz vor Covid-19. Bisher habe “die föderale Vielstimmigkeit das verhindert, damit wurden Weichen falsch gestellt”. Intensivmediziner warnen vor einer Öffnung von Schulen und Kitas vor Anfang März. “Wir sehen die Gefahr, dass sich durch die Mutationen unbemerkt eine dritte Welle aufbaut”, sagt der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Wir müssen den Lockdown in dem jetzt bestehenden Umfang mindestens bis Anfang März fortführen. Auch der Präsenzunterricht an den Schulen sollte bis dahin weiter ausgesetzt und Kitas geschlossen bleiben.” Patientenschützer fordern als Voraussetzung für die Lockerung der Beschränkungen eine stärkere einheitliche Kontrolle des Infektionsgeschehens. “Es kann nicht sein, dass die digitale Nachverfolgung des Virus von kommunalen Grenzen gebremst wird”, sagt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Die Länder müssten per Verordnung dafür sorgen, dass vor Ort bundesweit mit nur einem System gearbeitet werde. Laut Bundesgesundheitsministerium nutzen derzeit 151 von 376 Gesundheitsämtern die empfohlene Software “Sormas”, die das Nachverfolgen von Infektionsketten erleichtern soll. Die deutschen Amtsärzte befürworten eine Lockdown-Verlängerung. “Wir müssen mit den Corona-Infektionszahlen weiter deutlich nach unten. Andernfalls droht uns eine neue dritte Pandemiewelle, die unser Gesundheitssystem überfordern könnte”, sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Amtsärzte, Ute Teichert. Besonders die neuen Varianten des Coronavirus, die wahrscheinlich ansteckender sind, machten Sorgen. Als Ziel gab Teichert die geringen Corona-Zahlen vom Sommer aus. “Wir müssen unter zehn Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner in der Woche.” Für den weiteren Lockdown benötige es “klare Regeln, die für alle gelten, in allen Bundesländern. Sonst haben wir ein Akzeptanzproblem”. Vor den neuen Corona-Beratungen von Bund und Ländern verlangen die Spitzen von Industrie und Arbeitgebern ein klares Öffnungskonzept. Das geht aus einer gemeinsamen Erklärung der Präsidenten des Industrieverbands BDI und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Siegfried Russwurm und Rainer Dulger, hervor. Viele Unternehmen seien nicht nur in einer existenziellen Notlage, ihnen fehle auch “der notwendige Planungshorizont”. Nötig sei nun ein “Öffnungskonzept, mit dem das wirtschaftliche Leben schrittweise und regional differenziert” wieder in Gang komme, basierend auf einem “bundesweit einheitlichen und evidenzbasierten gesundheitspolitischen Rahmen”, heißt es in dem Papier. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann dämpft die Erwartungen an schnelle Lockerungen der Corona-Regeln. Wenn die landesweiten Inzidenzen über einen gewissen Zeitraum unter 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner sind, werde man vorsichtige Öffnungsschritte gehen, sagt er. “Niemand kann aber erwarten, dass wir gleich eine Öffnungsorgie starten.” Dafür sei die Lage zu fragil. Kanzlerin Angela Merkel spricht sich gegen jegliche Öffnungsschritte beim aktuellen Lockdown bis zum 1. März aus. Die Zeit, in der die britische Virusvariante noch nicht die Oberhand gewonnen habe, sei entscheidend, um mit aller Kraft die Infektionszahlen herunter zu bekommen, sagt Merkel laut Teilnehmern einer Online-Sitzung der Unionsfraktion, wie mehrere Nachrichtenagenturen berichten. Ihre Auffassung sei aus diesem Grund, dass man mit jeglichem Öffnungsschritt bis zum 1. März warten solle, sagte Merkel demnach. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hält erste Lockerungsschritte in seinem Land bereits im Februar für möglich. Hamburgs rot-grüner Senat lehnt Lockerungen der Corona-Auflagen auf absehbare Zeit ab. “Die Inzidenz sinkt viel zu langsam, der R-Wert ist zu hoch und das Risiko einer stärkeren Ausbreitung der Virusmutationen bleibt bestehen”, sagt Senatssprecher Marcel Schweitzer. Vor diesem Hintergrund “bleibt der Senat auch bei seiner Haltung, Lockerungen können wir derzeit nicht in Aussicht stellen”. Schulsenator Ties Rabe sagte, er gehe davon aus, “dass wir in dem jetzigen Modus (…) bis zu den Märzferien bleiben werden – sofern die Ministerpräsidentenkonferenz nicht etwas ganz Ungewöhnliches beschließen wird”. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig spricht sich für einen regulären Betrieb von Kitas und Grundschulen nach den Winterferien in Regionen mit niedrigen Corona-Infektionszahlen aus. “Wir wollen dort, wo wir keine Risikogebiete mehr haben, wo wir unter 50 sind, wieder einen regulären Kita- und Grundschulalltag anbieten”, sagte die SPD-Politikerin. Die Winterferien sind in Mecklenburg-Vorpommern am 22. Februar vorbei. Sachsen will Grundschulen und Kitas vom kommenden Montag an in einem eingeschränkten Betrieb wieder öffnen. Für Grundschüler soll jedoch die Schulbesuchspflicht vorerst aufgehoben werden, kündigt Kultusminister Christian Piwarz nach der Kabinettssitzung in Dresden an. Eltern könnten damit selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken. Im Interesse der Kinder und auch der Familien habe man sich zu diesem Schritt entschlossen. Die Hygienemaßnahmen würden weiter hochgehalten. Die Regelung soll sachsenweit gelten – auch für jene Landkreise, in denen die Sieben-Tage-Inzidenz derzeit noch bei mehr als 100 liegt. Die Kultusminister der Länder sprechen sich bei weiter sinkenden Corona-Zahlen dafür aus, dass die Schulen in Deutschland ab der kommenden Woche schrittweise wieder aufmachen.”Die negativen Folgen von Schulschließungen für die Bildungsbiografien und die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen müssen begrenzt werden”, heißt es in dem Papier. Verwiesen wird darin auf die gesunkenen Infektionszahlen. “Sollte dieser Trend anhalten, sprechen sich die Kultusministerinnen und Kultusminister nachdrücklich dafür aus, dass über die Abschlussklassen hinaus auch die unteren Jahrgänge, beginnend ab dem 15.2.2021, in den eingeschränkten Regelbetrieb gemäß den Vorschriften des jeweiligen Landes, zum Beispiel in den Wechsel- oder Präsenzunterricht gehen dürfen”, heißt es weiter. Demonstrationen von Gegnern der Maßnahmen gegen die Pandemie haben nach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW und der Humboldt-Universität Berlin im November zu einer starken Verbreitung des Virus beigetragen. Die Untersuchung stützt sich auf das Infektionsgeschehen in den Landkreisen, in denen auf die Kundgebungen spezialisierte Busunternehmen Fahrten zu den großen Demonstrationsorten Berlin und Leipzig angeboten hatten. Den Angaben nach stieg in diesen Kreisen die Sieben-Tage-Inzidenz stärker an als in Kreisen, in denen die Busunternehmen keine Reisen anboten. Das Ansehen des deutschen Gesundheitswesens bei den Bürgern ist einer neuen Umfrage zufolge im Zuge der Pandemie stark gestiegen. Demnach halten 72 Prozent der Bürger die Versorgung in den Krankenhäusern für gut oder sehr gut – ein Anstieg um 21 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Zudem hat sich der Ruf der Pharmakonzerne deutlich verbessert, auch wenn die Mehrheit der Befragten die Branche nach wie vor skeptisch beurteilt: Demnach glauben 52 Prozent, dass die Unternehmen hauptsächlich am Profit interessiert sind. Vor einem Jahr glaubte dies noch mehr als zwei Drittel der Befragten. Analog zu Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln müssen künftig auch im Bundestag “medizinische Gesichtsmasken” getragen werden. Mit dieser Entscheidung habe Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble die Vorschriften an die aktuelle Corona-Lage angepasst. Ein Bündnis von 41 Gewerkschaften und Verbänden hat den von der Regierung in Aussicht gestellten Einmalzuschlag in Höhe von 150 Euro für arme Menschen als “Tropfen auf den heißen Stein” kritisiert. Die Organisationen starteten eine Unterschriftensammlung, “um den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, endlich armutspolitisch wirksame Soforthilfen auf den Weg zu bringen”, wie es in dem Appell “Corona trifft Arme extra hart – Soforthilfen jetzt!” heißt. Die irische Regierung geht von Lockerungen zwischen April und Juni aus. Im Sommer könne dann wohl wieder draußen gegessen und Inlandstourismus betrieben werden, sagt Vize-Regierungschef Leo Varadkar dem Sender RTE. Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis ruft angesichts steigender Fallzahlen erneut einen kompletten Lockdown für Athen aus. In der Hauptstadt sollen ab Donnerstag bis Ende des Monats unter anderem Schulen und viele Geschäfte geschlossen bleiben, gibt er in einer Fernsehansprache bekannt. Von der Maßnahme ist etwa die Hälfte der griechischen Bevölkerung betroffen. Noch bestehe die Chance, eine dritte Corona-Welle zu vermeiden, sagte er. Erst Mitte Januar waren die Schulen und die Geschäfte wieder geöffnet worden. Frankreichs Parlament hat einer Verlängerung des Gesundheitsnotstands bis Juni zugestimmt. Die Maßnahme war zunächst von Frühjahr bis Sommer 2020 in Kraft gewesen und wurde dann im Oktober wieder eingeführt. Österreich verhängt im Ringen gegen eine Ausbreitung der Corona-Mutationen nun doch schärfere Maßnahmen in Tirol. Aus dem Bundesland sei – von Osttirol abgesehen – vom kommenden Freitag an für zehn Tage eine Ausreise nur noch mit negativem Coronatest möglich, sagt Kanzler Sebastian Kurz. In New York soll es weitere Lockerungen geben. Ab Freitag dürften Restaurants, Bars und Cafés ihre Innenräume eingeschränkt wieder öffnen. Zudem sollen Ende des Monats auch die Klassenstufen sechs bis acht wieder Präsenzunterricht bekommen. Die Grundschulen sind bereits seit mehreren Wochen wieder teilweise geöffnet, die Oberstufen müssten allerdings noch ein bisschen warten. Mehr als zwei Drittel aller Schüler im öffentlichen Schulsystem der Stadt haben sich allerdings bereits zu Beginn des Schuljahres freiwillig gegen Präsenzunterricht entschieden. Sie lernen von zu Hause aus mit dem Computer.
NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CXCIII)
