Niemals vergessen

VON WOLFGANG HORN

Nie wieder, so heißt es allenthalben in diesen Tagen, Nicht vergessen, Wehret den Anfängen, Hashtagwerember liest man es neudeutsch in den sozialen Medien. Das Nicht-Vergessen gilt dem 27. Januar vor 76 Jahren, als Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreiten. Das Ende der Naziherrschaft war eingeleutet, als die SS die Macht über die von ihr geschundenen Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma in den Lagern verloren hatte, zuallererst in Auschwitz. Ein bedeutungsvoller Tag, Reden und Feierstunde im Deutschen Bundestag, Zeitungsartikel, Essays in Zeitschriften. In Wermelskirchen gibt es am Sonntag eine virtuelle Runde über den Stadtfriedhof mit dem Stadthistoriker und Journalisten Armin Himmelrath, auf dem Areal, auf dem Nazis und ihre Opfer nachgerade beieinander liegen, Juden, Verfolgte, Zwangsarbeiter, Kommunisten, Häftlinge in Konzentrationslagern. Veranstaltet von der Volkshochschule und dem Verein Bergische Zeitgeschichte. Gut so. Acht Parteien sind im Rat der Stadt vertreten. Auf deren acht Homepages findet sich kein einziger Hinweis auf die historische Bedeutung des heutigen Tages in einem Wahljahr, in dem es auch darum gehen wird zu verhindern, daß völkisch-nationale und rechtextremistische Kräfte in großer Zahl in den Parlamenten, vor allem im Deutschen Bundestag, vertreten sind. Auf acht Facebookseiten der hiesigen Parteien, manche sind ebensowenig aktuell wie Websites mit letzten Einträgen von November/Dezember, mitunter sogar noch aus dem Sommer, auf acht Facebookseiten also, dem schnellsten und aktuellsten Publikationskanal: Nichts. Kein Holocaust-Gedenktag. Vergessen. Die Parteien in Wermelskirchen haben das Niemals-Vergessen vergessen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.