NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CLXXI)

Die deutschen Gesundheitsämter melden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 11.369 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Außerdem werden 989 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI 12.802 Neuinfektionen und 891 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 2.052.028 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte noch deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der infizierten Menschen, die gestorben sind, steigt auf 47.622. Die Zahl der Genesenen gibt das RKI mit etwa 1.716.200 an. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) liegt laut RKI bei 131,5. Die Zahl sinkt seit einigen Tagen wieder. Die aktuellen Zahlen können Nachmeldungen enthalten – am Vortag hatten manche Bundesländer ihre Daten nur unvollständig oder gar nicht übermittelt. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 5003 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2869 davon werden invasiv beatmet. Rund 4865 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten sind am Abend von Experten eindringlich vor der Gefahr der Coronavirus-Mutationen gewarnt worden. Nach Informationen von Reuters aus Teilnehmerkreisen warnen etwa die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann sowie der Helmholtz-Infektionsforscher Michael Meyer-Hermann davor, dass sich die Mutationen auch in Deutschland schnell ausbreiten würden. Deshalb müssten die Infektionszahlen mit harten Maßnahmen schnell nach unten gedrückt werden. Ähnlich argumentiert Rolf Apweiler, Direktor des European Bioinformatics Institute Cambridge. Er warnt, dass die in Großbritannien festgestellte Virus-Variante für sechs- bis achtmal mehr Corona-Fälle im Monat sorge als das herkömmliche Virus. Er fordert einen “scharfen Lockdown”, schnelles Impfen und breite Gensequenzierungen zur Erkennung der Virus-Varianten, um die Infektionszahlen schnell zu senken. Die zuerst in Südafrika entdeckte Corona-Mutante ist offenbar nicht tödlicher als die ursprüngliche Form des Virus. Entwarnung gibt es aber nicht: Die neue Variante sei 50 Prozent ansteckender als das ursprüngliche Virus, sagt der südafrikanische Epidemiologe Salim Abdool Karim, der als Mitglied eines Expertengremiums die Regierung berät. In Nordrhein-Westfalen ist erneut die aus Südafrika stammende mutierte Variante B.1.351 des Coronavirus nachgewiesen worden. Betroffen sei eine Familie, die sich bei privatem Kontakt zu Reiserückkehrern aus Südafrika angesteckt habe, teilt der Kreis Gütersloh mit. Wenige Tage nach Corona-Impfungen in einem Alten- und Pflegeheim im schleswig-holsteinischen Itzstedt ist dort inzwischen bei 33 Menschen das Coronavirus nachgewiesen worden. Es hätten sich 25 Bewohner und acht Mitarbeiter des “Hauses Itzstedt” infiziert, teilt eine Sprecherin des Kreises Segeberg mit. Die Impfaktion habe am 9. Januar stattgefunden. Die ersten Corona-Fälle seien am 13./14. Januar festgestellt worden. Ein Impfschutz entstehe in so wenigen Tagen noch nicht, erläutert auf Nachfrage der Kieler Infektionsmediziner Helmut Fickenscher. Eine deutliche Mehrheit der Deutschen unterstützt eine Verlängerung des Corona-Lockdowns über den 31. Januar hinaus. In einer Umfrage sprechen sich 40 Prozent sogar für eine Verschärfung der bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie aus, weitere 21 Prozent sind für eine Beibehaltung der bisherigen Beschränkungen. Nur 13 Prozent plädieren für ein Ende des Lockdowns, 17 Prozent für eine Lockerung. 8 Prozent machen keine Angaben. Die Zahl der Lockdown-Gegner nimmt damit im Vergleich zu Anfang Januar leicht zu. Einer Schülerin aus einer sozial benachteiligten Familie stehen wegen der Schulschließungen im Lockdown ein Computer und ein Drucker zu. Das entscheidet das Thüringer Landessozialgericht in einem in Erfurt veröffentlichten Urteil. Das Gericht verpflichtet das Jobcenter zur Beschaffung der Geräte, damit die Achtklässlerin während der Pandemie von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen kann. Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner hält einen strengen Lockdown trotz leicht sinkender Fallzahlen weiter für nötig. “Wir sind noch nicht da, wo wir es uns wünschen”, sagt der Chefarzt für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. “Erfreulich ist, dass die Fallzahlen – auch stationär – leicht rückläufig sind. Ich gehe davon aus, dass es ein erster Effekt des Lockdowns ist. Aber wir kommen von einem sehr hohen Niveau.” Auch bei sehr optimistischer Schätzung könne die Sieben-Tage-Inzidenz maximal binnen etwa sieben bis zehn Tagen halbiert werden. Die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner müsse unter 50 liegen, die aus seiner Sicht anzustrebende Zielmarke sei 25. “Meine Einschätzung ist, dass wir dafür noch vier bis sechs Wochen brauchen und Mitte oder Ende Februar ein Resümee ziehen können”, Wendtner. Der Ärzteverband Marburger Bund dringt auf eine weitere Verlängerung des Lockdowns, um schwere Corona-Fälle nicht nur auf Intensivstationen abzuwenden. “Die derzeitigen Kontaktbeschränkungen scheinen mehr und mehr zu wirken”, sagt die Vorsitzende Susanne Johna. Der eingeschlagene Weg sollte daher vorerst weiter beschritten werden, bis die Infektionszahlen ein beherrschbares Niveau erreicht hätten. “Wir brauchen in den Kliniken weiter dringend eine Entlastung.” Gingen die Covid-19-Fälle zurück, helfe das Ärzten, aber auch Patienten mit verschobenen Eingriffen. “Es gibt Tausende von Patienten, die auf Normalstationen und in Ambulanzen behandelt werden und erhebliche Krankheitssymptome aufweisen”, so Johna. Vor den Bund-Länder-Beratungen über weitere Corona-Maßnahmen fordert der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, klare Pläne für die Schulen. Er erwarte, “dass endlich ein an Infektionszahlen gebundener Hygienestufenplan für den Schulbetrieb vorgelegt wird”, sagt er der “Rheinischen Post”. Dieser müsse regeln, ab welchem Infektionsgeschehen welche Unterrichtsform für welche Altersgruppe möglich sei. Zur Auswahl stünden Präsenzunterricht, Wechselbetrieb oder Distanzunterricht, so Meidinger. “Bei der Rückkehr an die Schulen sollten die Abschlussklassen und die Primarstufe bevorzugt berücksichtigt werden”, fordert er. Lehrkräfte müssten zudem frühzeitig geimpft werden. FDP-Chef Christian Lindner ist gegen ein pauschales Ausgangsverbot im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. “Ausgangssperren könnten ein Instrument sein, dort wo wir massiv steigende Fallzahlen haben, die Situation vollkommen aus der Kontrolle ist”, sagt er. In anderen Regionen, wo die Corona-Fallzahlen niedrig sind, sei das Mittel der Ausgangssperre unverhältnismäßig. “Ich halte die Ausgangssperre, die wirkliche Einschränkung der Freiheit, für ein unverhältnismäßig scharfes Mittel.” Die Linkspartei sieht “Pandemietreiber-Situationen” derzeit vor allem in der Arbeitswelt, betonte Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler. “Da ist der entscheidende Fokus hinzuverlegen”, forderte der Linken-Politiker mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen. Die Zahl der europaweit amtlich gemeldeten Infektionen mit dem Coronavirus hat die Marke von 30 Millionen Fällen überschritten. Israel, das derzeit die dritte Corona-Welle erlebt, meldet mit 10.021 Infektionen einen Höchststand sowohl bei den Neuinfektionen als auch bei den Impfungen. Seit knapp zwei Wochen gilt in Israel ein Lockdown mit strikten Einschränkungen. Menschen dürfen die eigenen Häuser oder Wohnungen nur in einem Umkreis von 1000 Metern verlassen. In Großbritannien haben mittlerweile mehr als vier Millionen Menschen eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Derzeit wird doppelt so viel geimpft wie in jedem anderen Land in Europa. In Spanien ist die Zahl der neuen Infektionen an einem Horrorwochenende auf einen Höchstwert von 84.287 gestiegen. Von Freitag bis Montag seien zugleich 455 Menschen an oder mit Corona gestorben, teilt das Gesundheitsministerium in Madrid weiter mit. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen stieg auf knapp 380. Wegen der bereits seit Wochen anziehenden Zahlen verschärften die autonomen Gemeinschaften des Landes, die deutschen Bundesländern ähneln, die Maßnahmen weiter. Auch die Anfangszeiten der nächtlichen Ausgangssperren wurden – wo noch nicht geschehen – auf 22 Uhr vorgezogen. Im Schweizer Nobelskiort St. Moritz stellen die Behörden zwei Luxushotels unter Quarantäne, nachdem eine hochansteckende Coronavirus-Variante festgestellt wurde. Rund 95 Gäste und 300 Angestellte dürfen die Hotels Badrutt’s Palace Hotel und Grand Hotel des Bains Kempinski vorerst nicht verlassen, nachdem in den beiden Hotels rund ein Dutzend Infektionen festgestellt wurden.

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