NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CLXV)

Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland bleibt auf hohem Niveau: Binnen eines Tages haben die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 19.600 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Außerdem wurden 1060 weitere Todesfälle verzeichnet. Insgesamt sind damit 42.637 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 5.230 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 3.000 davon werden beatmet. Rund 4.581 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Kanzlerin hat eindringlich dazu aufgerufen, alles zur Eindämmung der in Großbritannien aufgetauchten veränderten Variante des Coronavirus zu tun. Das Virus könne in sehr kurzer Zeit “die Führerschaft gegenüber dem alten Virus” übernehmen, sagte Merkel nach Angaben mehrerer Sitzungsteilnehmer in der ersten Online-Sitzung der Unionsfraktion nach der Winterpause. Man müsse mit einer ganz anderen Aggressivität dieses Virustyps rechnen. Würde diese Virusvariante in Deutschland die Oberhand bekommen, wäre man wieder mitten im exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen. Christian Lindner warnt vor einer Lockdown-Verlängerung. “Eine Perspektive, die jetzige Situation bis zu zehn Wochen fortzusetzen, halten wir für nicht verantwortbar. Jeden Tag steigen die sozialen und wirtschaftlichen Schäden”, sagte FDP-Chef Lindner vor einer Sitzung seiner Bundestagsfraktion. Er forderte die Bundesregierung auf, einen Stufenplan zu erarbeiten, wie das Land Schritt für Schritt regional wieder hochgefahren werden könne. Nötig seien “innovative Maßnahmen” für den Schutz von besonders gefährdeten Gruppen. Lindner nannte Luftfilterung als Beispiel. “Wir können nicht auf Dauer in diesem Schließungszustand verbleiben”, warnte Lindner. Eine illegale Geburtstagsparty in Cottbus zieht Ermittlungen gegen den Brandenburger AfD-Landtagsabgeordneten Daniel Freiherr von Lützow nach sich. Wie es von der Polizeidirektion Süd nun hieß, werde gegen von Lützow wegen des Tatverdachts der Nötigung und Bedrohung von Polizeibeamten ermittelt. Er soll demnach entgegen eigener Darstellungen doch bei der Party im Dezember dabei gewesen sein und Polizisten bedroht haben. Die Staatsanwaltschaft in Göttingen hat einen mit dem Coronavirus infizierten Quarantänebrecher wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen angeklagt. Der Mann habe trotz amtlicher Quarantäneanordnung und in Kenntnis seiner Erkrankung zweimal in einem Fitnessstudio trainiert und dabei die Ansteckung anderer Menschen mit einem potenziell tödlichen Erreger in Kauf genommen, teilte die Anklagebehörde in der niedersächsischen Stadt mit. Der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. “Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird”, sagte der Professor der Universität Halle-Wittenberg der Deutschen Presse-Agentur. Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln drängten sich viele Menschen auf engem Raum, sagte Kekulé. Mit einer FFP2-Maske sinke das Risiko einer Infektion deutlich. “Aber auch in so manchem kleinen Bäckerladen ist es sicher sinnvoll, gerade weil dort teilweise nicht richtig gelüftet werden kann.” Risikopatienten sollten in geschlossenen Räumen mit mehreren Personen sowieso immer eine FFP2-Maske tragen. Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, warnt vor falschen Vorstellungen bezüglich der Sicherheit von FFP2-Masken. Die Masken müssten den Anforderungen zufolge 94 Prozent der Partikel filtern – damit gingen immer noch 6 Prozent durch. “Man muss sich auch generell von der Vorstellung freimachen, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.” Wichtig sei ein Mix. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich deutlich gegen eine Corona-Impflicht für Pflegekräfte aus. Die Zahlen zur Impfbereitschaft der Pflegekräfte seien nicht repräsentativ, “vor Ort” bekomme man mit, “dass die Impfbereitschaft da ist”, sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Wir müssen vorsichtig sein, an dieser Stelle nicht ein Problem herbeizurufen, das es noch nicht gibt. Außerdem haben wir versprochen, keine Impfpflicht einzuführen – also auch nicht für bestimmte Gruppen. Da sollten wir unser Wort halten”, sagte Lauterbach. Aus Sicht des Deutschen Ethikrates kann unter bestimmten Umständen über eine “bereichsbezogene Impfpflicht” nachgedacht werden. “Wir haben eine allgemeine Impfpflicht aus ethischen Gründen ausgeschlossen”, sagte die Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx am Abend gegenüber den ARD-“Tagesthemen”. Der Ethikrat habe aber auch erklärt, dass unter bestimmten Umständen über eine “bereichsbezogene Impfpflicht” nachzudenken sei. Dabei ginge es etwa um die Versorgung von Patienten, die man nicht anders schützen kann, “als dass die Menschen, die sie versorgen, geimpft sind.” Nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirbt auch Weltärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus. “Für Pflegekräfte und medizinisches Personal ist eine berufsspezifische Impfpflicht gegen Corona sinnvoll”, sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. “Wer Umgang mit vulnerablen Gruppen hat, muss immunisiert sein” – entweder durch eine überstandene Covid-19-Erkrankung oder durch eine Schutzimpfung. Portugal hat so viele Corona-Tote an einem Tag wie noch nie seit Beginn der Pandemie gemeldet. Binnen 24 Stunden seien 155 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben, teilten die Gesundheitsbehörden in Lissabon mit. Damit wurde die am Vortag registrierte Höchstmarke (122) um 27 Prozent übertroffen. Die Niederlande werden den Lockdown um weitere drei Wochen bis zum 9. Februar verlängern. Das kündigte Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstagabend in Den Haag an. “Wir haben keine Wahl”, sagte er Premier. Die Zahl der Neuinfektionen ist zwar vier Wochen nach Verhängung des Lockdowns zurückgegangen. Doch es reiche bei weitem nicht aus. Hinzu gebe es große Sorgen über die britische Virus-Mutation, sagte Rutte. “Die Bilder aus London sind sehr alarmierend.” Die britische Post kann landesweit in 28 Gegenden kaum noch Briefe und Pakete ausliefern. In diesen Regionen – 27 in England und eine in Nordirland – stehe zu wenig Personal zur Verfügung, weil viele Mitarbeiter krank seien oder sich in Selbstisolation befänden, teilte die Royal Mail mit. Mancherorts warten Menschen bereits seit mehr als einem Monat auf Sendungen, wie britische Medien berichteten. In England und Wales sind im vergangenen Jahr so viele Menschen gestorben wie zuletzt im Jahr 1918, dem Jahr der Spanischen Grippe. Zwischen Januar und Dezember gab es in den Landesteilen 608.002 Todesfälle, wie aus vorläufigen Zahlen hervorgeht, die die britische Statistikbehörde am Dienstag veröffentlichte. Das sind mehr als in jedem Kalenderjahr seit 1918 – damals waren 611.861 Tote gezählt worden. Die englische Hafenstadt Portsmouth setzt bei der Kontrolle der Abstandsregeln unter anderem auf eine unbemannte Drohne. Der Ratsvorsitzende der Stadt, Gerald Vernon-Jackson, erklärte heute, die Maßnahme greife nicht in die Privatsphäre der Bürger ein. “Wir können Menschen nicht identifizieren, wir können niemanden aus der Nähe sehen”, sagte er der Nachrichtenagentur PA zufolge. Man wolle damit nur erkennen, wie sicher oder unsicher die Situation für die Menschen sei. Die Balearen weisen fast die höchsten Infektionszahlen ganz Spaniens auf. Deshalb verhängt die Regionalregierung drastische Einschränkungen. Neben einem Verbot von privaten Treffen zu Hause und an öffentlichen Plätzen sollen Fahrgäste in Bussen und Bahnen während der Fahrt schweigen, aus Angst vor den freigesetzten Aerosolen. In Österreich haben sich möglicherweise 17 weitere Menschen mit der in Großbritannien aufgetretenen Coronavirus-Mutation angesteckt. Zum Großteil handele es sich um britische Staatsbürger, die im Dezember an einer Skilehrer-Ausbildung in Jochberg in Tirol teilgenommen haben. Die japanische Regierung will die Vorbereitungen für die Olympischen Sommerspiele in Tokio fortsetzen. 2020 waren sie wegen der Pandemie verschoben worden. In Umfragen spricht sich eine Mehrheit der Japaner für eine erneute Verschiebung oder sogar eine Absage aus. Wegen der Covid-19-Erkrankung von zwei zum Tode verurteilten Mördern hat ein US-Bundesgericht den Aufschub der Hinrichtungen angeordnet. Die Richterin begründet die Entscheidung damit, dass den zwei Männern die Gelegenheit zur Genesung gegeben werden sollte. Zwei Abgeordnete der US-Demokraten sind mutmaßlich während des Angriffs auf das Kapitol mit dem Coronavirus infiziert worden. Die 75-Jährige Bonnie Watson Coleman und ihre 55-Jährige Kollegin Pramila Jayapal teilten mit, dass sie positiv getestet worden seien. Sie vermuten, sich angesteckt zu haben, als sie vor dem wütenden Mob Zuflucht suchten. Jayapal machte dafür republikanische Parlamentarier verantwortlich, die sich geweigert hatten, im Schutzraum Masken zu tragen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.