Schweine mit Einspruch erfolgreich

VON WALTER SCHUBERT

Wenn man heute etwas schreibt oder sagt, muss man unglaublich aufpassen. Irgendeine Minderheit oder Randgruppe fühlt sich immer benachteiligt, behindert, beleidigt, ausgegrenzt, übergangen oder sonst etwas. Frauen müssen wie Männer sein, Männer wie Frauen und auch das diverse Geschlecht will dazu gehören und meldet sich zu Wort. Namen von Orten, Dingen oder Gerichten, teilweise seit Jahrhunderten gültig, sind plötzlich falsch, weil sie irgend jemand oder irgend etwas beleidigen. Der „Mohrenkopf“ oder „Negerkuss“ – einfach undenkbar. Und auch das legendäre „Zigeunerschnitzel“ mag man ja nur noch hinter vorgehaltener Hand bestellen. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es die leckeren „Schweineohren“ nicht mehr gibt. Zumindest nicht mehr unter diesem Namen.

Der Anwalt Herbert Dreck-Sau und seine Kollegin Rosa Ferkel hatten Einspruch eingelegt. „Wir vertreten die Interessen der eingesperrten Schweine in Deutschland“, sagte Dreck-Sau bei einer Pressekonferenz in seiner Kanzlei in Schweinfurt. „Es reicht ja, wenn unsere Mandanten unter unwürdigen Bedingungen eingesperrt werden. Da müssen nicht auch noch Körperteile für ein Gebäck herhalten“. Offenbar war der Einspruch erfolgreich. Aus den „Schweineohren“, die es in verschiedenen Größen gibt, die einzeln in Bäckereien oder abgepackt im Supermarkt erhältlich sind, wurden nun die nichtssagenden „Blätterteigohren“. Das mal weitergedacht bleibt ja noch viel Luft. 

Demnächst meldet sich sicher die Familie Bismarck, weil sie mit Heringen in einen Topf geworfen wurde. Die Hamburger ziehen demonstrierend durch die Straßen, weil sie als minderwertiges Hackfleisch zwischen Labberbrötchen gepresst wurden, und die Wiener möchten auch nicht mehr mit Panade in Öl ertrinken. Haben wir Probleme? Klar – siehe oben. Früher war nicht alles besser, aber manches doch einfacher.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Wolf
    • 07.01.21, 12:42 Uhr

    Einspruch!

    Wie wollen wir neutral und unvoreingenommen sein, wenn sich schön verpackte Schimpfwörter völlig selbstverständlich in unserem Wortschatz tummeln? Der „Negerkuss“ ist in Ordnung? Ich denke, eher nicht. Die Entfernung solcher falschen Begrifflichkeiten aus unserer alltäglichen Sprache erachte ich als absolut richtigen Schritt. Und das hat nichts mit „Minderheiten“ zu tun. Wir wollen uns doch als Gesellschaft weiterentwickeln. Entwicklung kann aber nicht funktionieren, wenn wir nach dem Prinzip „das war so, das ist so und das bleibt so“ agieren oder uns an falsche Traditionen klammern.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass man sich in 100 Jahren fragend anschaut und nicht verstehen kann, warum wir Schimpfwörter in Lebensmittelnamen versteckt haben.

    Und in Sachen Schweineohr: istmirsowasvonegal! Aber ganz ehrlich, die Dinger haben in ihrem Aussehen doch nichts von einem Schweineohr. Allerdings verstehe auch ich nicht die Ideenlosigkeit der Namensgeber. Blätterteigohren mag ja in der Sache richtig sein, klingt aber langweilig. Warum nicht „die süße Elli“ oder „der lachende Franz“? Gut, falls Elli und Franz nicht einverstanden sind, dann ginge auch „süße Saturnaugen“. Der Artikel „Mars“ hat bis zum heutigen Tage ja auch noch keinen intergalaktischen Krieg ausgelöst.

    Herrgott, wir sollten alle viel mehr lachen!

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