Muss ich das alles wissen?

VON WALTER SCHUBERT

Ja. ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen. Dummerweise hatte ich in der Vorweihnachtszeit eine Onlinebestellung aufgegeben. Ja, „aufgegeben“ ist wohl das richtige Wort, denn es steckt viel Resignation im Post- und Versandwesen.

Ich habe volles, ja sogar das vollste Verständnis (geht eigentlich mehr als voll? Aber das kennt man ja aus Arbeitszeugnissen), wenn in diesen Zeiten mit Weihnachten und Corona ein Paket später kommt. Einen Tag oder zwei, von mir aus auch drei Tage. Meist freut man sich darauf, aber ganz ehrlich ist der Inhalt ja nicht wirklich lebenswichtig. Dass die Paketzusteller gerade jetzt einen grausigen Job haben, ist auch klar. Wie gesagt = volles/vollstes Verständnis. Das Verständnis hört dann auf, wenn ich veralbert und belogen werde.

Mein Paket ist nach den Informationen auf der Homepage am 15.12. an einen „Familienangehörigen“ ausgeliefert worden. Unsere Familie ist klein und überschaubar und es war immer jemand zu Hause. Das hätten wir bemerkt.

Die nächste Info besagt, dass mein Paket am 16.12. in der Paketbasis bearbeitet wurde. Wie geht das denn? Das Paket war doch weg und angeblich bereits ausgeliefert.

Für den 17.12. ist die Meldung eingetragen, dass eine Zustellung nicht möglich war. Heißt das, dass jemand vergeblich bei uns war, und ganz unbemerkt, leise und heimlich ums Haus geschlichen ist? Das ist richtig unheimlich. Wir haben das Klingelschild für ganz Blöde beschriftet („bitte überall klingeln“) und wir haben die Klingel sogar auf Funktion geprüft. Geholfen hat es nichts. Das Paket soll nun an den Versender zurück gehen. Na, immerhin scheint es nicht verloren zu sein.

Durch den Code auf jedem Paket kann jederzeit festgestellt werden, wo es sich befindet. Ganz ehrlich – es interessiert mich nicht! Es ist mir egal, wo sich das Paket nachts um 1:17 Uhr aufhält, was es dort macht und ob es ihm gutgeht. Es ist mir auch völlig wurscht, ob es zwei Stunden später vom linken auf den rechten Rollwagen gelegt wurde und wer dies möglicherweise angeordnet hatte. Dann macht mein Paket eine feine Rundfahrt von A nach B über C und erreicht mich trotzdem nicht.

„Früher war alles besser“. Ein blöder Spruch, der meist auch nicht stimmt. Früher war aber manches einfacher und übersichtlicher. Ich hatte keine Ahnung, wie ein Paket zu mir gekommen ist. Es war nach ein paar Tagen einfach da und den Paketboten kannte ich sogar mit Namen. Einfacher, übersichtlicher und vielleicht sogar etwas menschlicher?

Am 22.12. erreicht mich eine Mail. Das Paket ist wieder beim Versender angekommen. Und jetzt wird es richtig komisch: Man teilt mir mit, dass der bestellte Artikel in der Zwischenzeit ausverkauft sei. Hallo? Was ist denn wohl in dem Paket, das ihr gerade zurück bekommen habt? Durch den Ausverkauf ist doch das Paket nicht leer geworden. Im nächsten Jahr probieren wir das alles noch einmal. Auf ein Neues – alles wird gut, irgendwie, glaub ich jetzt mal.

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