Buchtipps für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Advent 2020
VON MARIE-LOUISE LICHTENBERG
Der Deutsch-Französische Jugendliteraturpreis ist die Literaturbrücke zwischen den beiden Ländern Deutschland und Frankreich. Er wird von der Europäischen Kinder- und Jugendbuchbrücke und der Stiftung für die deutsch-französische kulturelle Zusammenarbeit an ein herausragendes Buch der deutschen und französischen Kinder- und Jugendliteratur vergeben. Eine unabhängige Jury mit Mitgliedern aus beiden Ländern wählt je einen Titel aus. Zusätzlich zu dem Preisgeld für die Autorinnen und Illustratorinnen gibt es je 2000,-€ für die Übersetzung der Siegertitel in die jeweils andere Sprache.

Am 25. September 2020 wurde er zum 8. Mal dieses Jahr in der Sparte Sachbuch in Saarbrücken verliehen. Hier die Sieger:
Kristina Scharmacher-Schreiber (Text) • Stephanie Marian (Illustration) • Was beim Klimawandel passiert • 93 Seiten (Gebundene Ausgabe) • Beltz & Gelberg, Weinheim 2019 • 14,95 € • Ab 7 Jahren
„Was Bilder alles leisten können, beweist dieses Buch: Zahlreiche Info-Grafiken erklären selbst komplexeste Sachverhalte wie Treibhausgase und Sonnenreflexion. Die Grafiken sind dabei keineswegs nüchtern, sondern atmosphärisch, es gibt unwahrscheinlich viel zu entdecken – aber nie zu viel: Das Wissen ist gut portioniert, sehr nachvollziehbar mit Beispielen aus dem Alltag und es baut aufeinander auf. Unterschiedlichste Themen werden auf je einer Doppelseite erläutert. Der Leser / die Leserin nähert sich dem Klimawandel schrittweise, und nach und nach merkt man, wie sehr alles miteinander zusammenhängt. Ohne dass apokalyptische Schreckensszenarien ausgebreitet werden, wird klar, dass es Zeit zum Handeln ist. Mithin das informativste Buch zum Klimawandel für diese Altersgruppe.“ So die Begründung der Jury für den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis.
Das Buch erhielt auch den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher 2020. Auf der Rückseite des Buches steht:
„Macht 1 Grad überhaupt einen Unterschied? Beim Wetter bemerken wir ihn kaum. Aber auf das Klima hat schon eine kleine Erwärmung große Auswirkungen. Hier erfährst du, was Klima ist und was passiert, wenn es sich verändert: Warum gibt es auf der Erde verschiedene Klimazonen? Wie funktioniert der Treibhauseffekt? Woher weiß man, wie das Klima früher war? Und vor allem: Warum es jetzt immer wärmer wird und was wir dagegen tun können.“
Ich empfehle dieses lesenswerte Sachbuch, weil es kindgerecht über Hintergründe aufklärt. Spätestens seit die Jugendbewegung „Fridays for Future“ für mehr Klimaschutz öffentlich eintritt, wird klar, dass das Thema unseren Kindern und Jugendlichen massiv auf den Nägeln brennt. Das Buch gefällt mir auch, weil es die Fakten der Naturwissenschaft mit dem friedenspolitischen Gedanken Gustav Heinemanns sehr überzeugend verbindet.

Das französische Siegerbuch ist:
Fleur Daugey (Text) • Stéphane Kiehl (Illustration) • 30 jours au Groenland • 72 Seiten (Broschiert) • ACTES SUD junior BD • Arles 2019 • 18,00 € • Ab 9
Im Moment liegt das Buch nur in Französisch vor. Ich hoffe, dass die 2000,- € Unterstützung für die Übersetzung reichen, um es bald auch in einer deutschen Übersetzung in Händen halten zu können. Auf der Rückseite des Buches steht (mit Hilfen von mir übersetzt):
Fleur begibt sich freiwillig auf ein Schiff, das im Eis des grönländischen Meereises steckt, und macht sich auf den Weg, um die Gletscher, die Inuit, ihre Kultur im Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne, und diese außergewöhnliche Umgebung zu entdecken. Nordlichter, kulinarische Entdeckungen, Hundeschlittenfahrten … Vor unseren staunenden Augen wird diese gigantische Insel voller Geheimnisse enthüllt.
Ich empfehle das Buch allen, die etwas französisch sprechen und sich für das Thema interessieren. Die Jury begründete ihre Wahl:
„30 jours au Groenland ist ein atypisches Sachbuch, eine Mischung aus Graphic Novel, Comic und Reisetagebuch, über das Leben der Inuit. Fleur Daugey erzählt die Geschichte ihres Aufenthalts in Begleitung anderer Künstler und Forscher in einer Künstlerresidenz auf einem alten, gefangen im Packeis liegenden Schleppschiff. Sie beschreibt den Alltag des kleinen Dorfes Akunnaaq – 58 Einwohner, davon 9 Kinder – zwischen Tradition und Moderne: die Schule mit ihren sieben Schülern, die gemeinsamen Mahlzeiten im Dorfgemeinschaftsraum, die Jagd, die Fischerei und die Hundeschlittenfahrten, das Erleben der Kälte und die Wärme des „Kaffemik“.
Auffallend ist der persönliche und einfühlsame Charakter der Geschichte, den die Tusch- und Aquarellzeichnungen von Stéphane Kiehl unterstreichen. Das Buch liefert, ohne belehrend zu sein, anschauliche Informationen über die Geschichte der Inuit, ihre Bräuche und Legenden sowie über die Fauna und Flora dieser wenig bekannten Insel. Von der Beschreibung der Eisberge bis zum „Mattak“ des Wales, von den prächtigen Stickereien der traditionellen Trachten bis zu den Feinheiten der grönländischen Sprache wird das Lesen zu einer erstaunlichen, witzigen, berührenden, authentischen Reise.“
„Dieser digitale Lese-Adventskalender orientiert sich an dem digitalen Adventskalender der Akademie für Leseförderung Niedersachsen. Der Kalender der Akademie ist unter https://www.alf-hannover.de/publikationen abrufbar.“