NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CXXXI)
Die Zahl der binnen 24 Stunden gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist sprunghaft angestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten 590 neue Todesfälle innerhalb eines Tages. Das sind über 100 Fälle mehr als beim bisherigen Rekordstand von 487 Toten vom vergangenen Mittwoch. Insgesamt wurden binnen 24 Stunden 20.815 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Am Mittwoch in der Vorwoche lag der Wert noch bei 17.270. Den bisher höchsten Tageswert gab es am 20. November mit 23.648 Fällen. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 19.932. Der bayerische Landkreis Regen bleibt aktuell die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Die 7-Tage-Inzidenz in der Region im Bayerischen Wald liegt bei 569,7 (Vortag: 578,7) Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Auch der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (526,5 | 508,2) reißt demnach die 500er-Schwelle deutlich. Der sächsische Landkreis Bautzen weist den dritthöchsten Wert (493,7 | 500,7) auf. Von den 412 Regionen, die das RKI ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), liegen 82 über der neu definierten Hotspot-Alarmschwelle von 200. Den bundesweit niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenzwert verzeichnet laut RKI der Landkreis Lüchow-Dannenberg (4,1 | 8,3) in Niedersachsen. In einem fleischverarbeitenden Betrieb im niedersächsischen Glandorf (Landkreis Osnabrück) sind bei Mitarbeitern aus der Produktion Corona-Infektionen festgestellt worden. Wie der Landkreis mitteilte, stellte das Unternehmen inzwischen die Herstellung ein. Insgesamt arbeiten im Produktionsbereich rund 100 Mitarbeiter. Am Freitag war eine Person im Schnelltest positiv getestet worden. Bei zusätzlichen Schnelltests am Montag wurden acht weitere Infektionen festgestellt. Bei einer parallel durchgeführten Reihentestung wurden dem Landkreis zufolge weitere Infektionen nachgewiesen. Bei Kontrollen an Bahnhöfen und im Zugverkehr hat die Bundespolizei seit September 200.000 Reisende ohne Mund-Nasen-Schutz registriert. Die Ansteckungswelle wirkt sich immer stärker auch auf den Schulbetrieb aus. In der vergangenen Woche bundesweit war bereits fast ein Sechstel aller Schulen von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. In mehr als 4300 Einrichtungen konnte demnach nur noch eingeschränkter Unterricht im Schulgebäude stattfinden. Insgesamt 109 Schulen mussten aufgrund nachgewiesener Ansteckungsrisiken vorübergehend geschlossen werden. Die Zahl der positiv getesteten Schüler erhöhte sich in der zurückliegenden Woche leicht auf insgesamt 19.202. Fast 214.000 der insgesamt 10,032 Millionen Schüler befanden sich vorsorglich in Quarantäne. Ein deutlicherer Anstieg ist demnach bei den Lehrkräften zu verzeichnen. Bundesweit 3533 Lehrende waren infiziert, rund 13.500 fielen quarantänebedingt aus. Experten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Charité-Virologe Christian Drosten und RKI-Chef Lothar Wieler fordern laut dem “Spiegel” einen harten Lockdown. Das öffentliche Leben soll “bis mindestens 10. Januar weitgehend ruhen”, schreiben sie demnach in einer Stellungnahme. Dazu zählt die Leopoldina, dass alle Geschäfte bis auf diejenigen des täglichen Bedarfs schließen. Die Weihnachtsferien der Schulen sollten bis zum 10. Januar verlängert werden. Urlaubsreisen und größere Zusammenkünfte während der gesamten Zeit müssten vollständig unterbleiben. Angesichts des ersten harten Winter-Lockdowns räumt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ein, die frühen Mahnungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu schärferen Maßnahmen in der Pandemien seien richtig gewesen. Die Ministerpräsidenten hätten die Situation anders eingeschätzt und “mit dem heutigen Wissen würden wir viele Dinge zeitiger und auch konsequenter machen”. Das derzeit besonders stark vom Coronavirus getroffene Sachsen geht ab dem kommenden Montag in einen harten Lockdown. Schulen, Kindergärten, Horte und der Einzelhandel mit Ausnahme der lebensnotwendigen Versorgung sollen geschlossen werden. Die Corona-Kontaktbeschränkungen sollen in Thüringen über die Weihnachtsfeiertage und Silvester nicht gelockert werden. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann pocht angesichts steigender Corona-Infektionszahlen auf drastische Einschränkungen des öffentlichen Lebens. So könne man nicht weitermachen, sagte er bei einer Kabinettssitzung in Stuttgart. “Ein scharfer Lockdown nach den Weihnachtstagen rückt näher”, sagte der Grünen-Politiker. Der Deutsche Städtetag macht sich für einen härteren Lockdown nach Weihnachten stark. “Die Zeit nach den Feiertagen ist eine ideale Zeit für einen Lockdown”, sagt Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der “Saarbrücker Zeitung”. Schulen und Kitas seien zu, es gebe Betriebsferien, viele Menschen hätten Urlaub “und shoppen muss man nach Weihnachten auch nicht unbedingt. Ich werbe deshalb für eine Art gesunden Stillstand vom 28. Dezember bis etwa zum 10. Januar“. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans hat eine baldige Konferenz der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert, um einen bundesweiten harten Lockdown zu beschließen. ”Wir müssen jetzt zusammenkommen mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, mit der Bundeskanzlerin, um schärfere Maßnahmen zu bereden, denn die bisherigen Lockdown-light-Maßnahmen, sie führen nicht zum gewünschten Erfolg“. Auch Mecklenburg-Vorpommern verbietet ab sofort den Ausschank von alkoholischen Getränken wie etwa Glühwein in der Öffentlichkeit. Außerdem sollen die Landkreise Bereiche festlegen, an denen eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht bestehe. Zu den neuen Regeln gehört auch, dass Bewohner von Alten- und Pflegeheimen nur noch von einem Menschen pro Tag besucht werden dürfen. Die Schüler ab der siebten Klasse sollen eine Woche lang online beschult werden. Innenminister Torsten Renz kündigte verstärkte Kontrollen der Polizei an den Innen- und Außengrenzen Mecklenburg-Vorpommerns und auch in den Einkaufszentren des Landes an. In hessischen Regionen mit dauerhaft hohen Corona-Infektionszahlen wird es eine nächtliche Ausgangssperre und ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit geben. Auf die Berliner könnten nach Weihnachten weitere deutliche Einschränkungen zukommen. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop stellte nach der Senatssitzung in Aussicht, dass Geschäfte im Einzelhandel dann vorübergehend schließen könnten. Ausnahmen solle es etwa für Lebensmittelgeschäfte und Drogerien geben. Die Versammlungsbehörde in Frankfurt hat eine für Samstag geplante Großdemonstration der “Querdenker”-Bewegung mit insgesamt 40.000 erwarteten Teilnehmer untersagt. Frankreich meldet einen deutlichen Anstieg der Neuinfektionen. Das Gesundheitsministerium zählte 13.713 neue Coronafälle im Vergleich zu 8083 vergangene Woche. Es wurden 831 weitere Tote gemeldet. Nach dem Wochenende lagen die Zahlen deutlich niedriger mit 3411 neuen Fällen und 366 Todesfällen. Angesichts der deutlich steigenden Infektionen gibt es in den Niederlanden vorerst keine Erleichterung des Teil-Lockdowns. Auch zu Weihnachten dürfen Bürger höchstens drei Gäste pro Tag zu Hause empfangen. Sollten die Infektionszahlen nicht schnell sinken, dann drohen noch vor Weihnachten weitere Verschärfungen. Das Institut für Umwelt und Gesundheit RIVM hatte einen “besorgniserregenden Trend” festgestellt. In den vergangenen sieben Tagen waren 43.103 Neu-Infektionen registriert worden, 27 Prozent mehr als in der Vorwoche. Die Zahl der Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen bleibt demnach hoch. Am Dienstag waren rund 6200 Infektionen in 24 Stunden gemeldet worden, rund 930 weniger als am Vortag. Trotz sinkender Infektionszahlen in Italien äußern sich Experten des Gesundheitsministeriums beunruhigt über die vielen Todesfälle. Die Ansteckungszahlen fallen zwar langsam, aber die Totenzahlen bleiben weiter hoch. Binnen eines Tages meldeten die Behörden knapp 15.000 Corona-Neuinfektionen und rund 630 Menschen, die mit dem Virus starben. Am selben Tag der Vorwoche lag der Wert der Neuinfektionen noch bei etwas mehr als 19.300 und die der Toten bei 785. Damit wurden seit Pandemie-Beginn bislang etwa 1,757 Millionen Corona-Infektionen registriert. Etwas mehr als 61.000 Menschen starben mit Sars-CoV-2. Vor geplanten nächtlichen Ausgangsbeschränkungen ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Israel auf den höchsten Stand seit acht Wochen gestiegen. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 1837 neue Fälle registriert. Dies ist der höchste Stand seit dem 14. Oktober, als 2117 Neuinfektionen verzeichnet worden waren.