Das Robert-Koch-Institut meldet 17.767 Corona-Neuinfektionen. Das sind über 3000 mehr als vor einer Woche. Am Sonntag fallen die Zahlen in der Regel insgesamt etwas niedriger aus, weil am Wochenende weniger getestet wird und weniger Daten übermittelt werden. Trotz des verlängerten Teil-Lockdowns bleibt die Zahl der Ansteckungen damit auf einem hohen Niveau und legt im Vergleich zur Vorwoche sogar deutlich zu. 255 weitere Menschen starben an oder mit dem Virus. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 142 pro 100.000 Einwohner. Bund und Länder streben an, den Wert wieder unter die Schwelle von 50 zu drücken. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt der bayerische Landkreis Regen mit 581,3 (Vortag: 503,8) Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche aktuell die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge überschreitet demnach ebenfalls die 500er-Schwelle (534,6). Dahinter folgt den RKI-Angaben zufolge der sächsische Landkreis Bautzen (470,0). Von den 412 Regionen, die das RKI ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), liegen 62 über der neu definierten Hotspot-Alarmschwelle von 200 Neuinfektionen binnen einer Woche. Die Stadt Pforzheim hat zur Eindämmung des Corona-Infektionsgeschehens eine nächtliche Ausgangsbeschränkung erlassen. Sie gilt bis zum 14. Dezember zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr, wie die Stadt bekanntgab. Als Ausnahme von der Regelung gelten demnach nur “triftige Gründe”. Die Stadt erließ zudem eine erweiterte Maskenpflicht in Fußgängerzonen und ein Veranstaltungsverbot sowie weitere strengere Maßnahmen. Die Stadt zählt zu den Hotspots im Land mit mehr als 200 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche und weist zudem den höchsten Wert eines Stadt- oder Landkreises in Baden-Württemberg auf. Die Corona-Warn-App hat laut Kanzleramtschef Helge Braun bisher mehr als 1,5 Millionen Menschen vor einer möglichen Infektion gewarnt. Sie mache “genau das, was sie soll”. Die App zeichne die Kontakte zu Fremden auf, die ansonsten gar nicht gewarnt werden könnten. Durch die Warnungen der App würden Braun zufolge bisher unbekannte Infektionscluster entdeckt. Der entscheidende Vorteil der deutschen App sei die Anbindung an Labore. Bei positiven Testergebnissen würden die Nutzer sofort davon erfahren. Wegen mehrerer Corona-Infektionen ist eine Flüchtlingsunterkunft in Pfungstadt mit rund 80 Bewohnern unter Quarantäne gestellt worden. Wie lange die Quarantänezeit dauern wird, ist noch unklar. Zuvor waren bei einer Massentestung acht Menschen positiv getestet worden. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert eine Debatte um strengere Corona-Regeln. Im Interview mit RTL und ntv sagt er: “Wir können nicht jeden Tag 400 bis 500 Todesfälle hinnehmen und so tun, als ob nichts wäre.” In der nächsten Woche müsse man darüber nachdenken, was man jetzt noch tun könne, so könne man es nicht lassen. “Wir können hier kein normales Weihnachts-Shopping durchführen und zur Tagesordnung übergehen, wenn sich jeden Tag mehr als 20.000 Menschen infizieren.” Lauterbach fordert außerdem einen neuen Corona-Gipfel der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten noch vor Weihnachten. “Wir sehen ja, dass die Maßnahmen die wir beschlossen haben nicht den gewünschten Erfolg bringen und zum Teil auch nicht umgesetzt sind.” Als Beispiele nannte Lauterbach die 5-Tage-Quarantäne in den Schulen und das Test-Konzept. Mediziner sehen die Regelungen für Weihachten und Silvester kritisch und warnen vor der Gefahr einer dritten Corona-Welle. “Zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten zuzulassen, erscheint mir zu freizügig, gerade an Silvester, wo ein solches Szenario ja – anders als am Weihnachtsabend – durchaus nicht unrealistisch ist”, sagte der Generalsekretär der Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGÄI). Bernhard Zwißler. “Hier könnte eine dritte Welle wieder Schwung nehmen.” Der Teil-Lockdown zeige Wirkung, wenngleich langsamer und weniger stark als erhofft. “Es sieht momentan so aus, als würde sich die Situation etwas beruhigen. Die Situation ist allerdings höchst fragil”, sagte der Leiter der Klinik für Anästhesiologie am LMU Klinikum der Uni München. Der Scheitel der zweiten Welle im Hinblick auch auf die Zahl stationär behandelter Patienten und Intensivpatienten scheine dieser Tage erreicht zu sein. “Ich gehe davon aus, dass die Zahlen hier in den nächsten Wochen bis Weihnachten weiter langsam sinken werden.” Dennoch bleibe die Lage bedenklich. Großbritannien meldet 15.539 Neuinfektionen und 397 weitere Todesfälle. Beide Zahlen sind niedriger als die des Vortags. Entgegen dem Trend der vergangenen Tage nimmt die Zahl der Neuinfektionen in Frankreich wieder zu. Die Gesundheitsbehörden melden 12.923 neue Fälle nach 11.221 am Vortag. Dagegen fiel die Zahl der neuen Todesfälle auf 216 und auch die Zahl der Einweisungen ins Krankenhaus sank. Italien meldet 662 neue Todesfälle nach 814 am Vortag. Auch die Zahl der Neuinfektionen geht zurück: Sie liegt nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei 21.052 nach 24.099. Die Türkei meldet mit 196 Todesfällen so viele wie noch nie. Zudem gibt das Gesundheitsministerium weitere 31.896 Neuinfektionen bekannt. In der russischen Hauptstadt Moskau wurden binnen 24 Stunden 7993 Infektionsfälle gemeldet – über 1000 mehr als am Vortag (6868). Für das ganze Land meldeten die behörden 28.782 Neuinfektionen – so viele wie nie zuvor binnen 24 Stunden. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus stieg um 508 auf 42.684. Die USA haben am dritten Tag in Folge einen neuen Höchstwert bei der Zahl der Corona-Neuinfektionen registriert. Binnen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom Samstagabend mehr als 230.000 neue Fälle registriert, rund 5.000 mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten binnen eines Tages lag bei 2527. Die USA sind das am schwersten von der Pandemie betroffene Land weltweit. Insgesamt verzeichneten die Vereinigten Staaten bereits mehr als 14,6 Millionen Corona-Fälle. Mehr als 281.000 Infizierte starben. Seit zwei Wochen registrieren die US-Behörden täglich mehr als 2000 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Die Zahl der Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden, steigt stetig, besonders in den bevölkerungsreichen Bundesstaaten Florida, Kalifornien und Texas. In weiten Teilen des US-Bundesstaates Kalifornien müssen die Menschen wegen der gestiegenen Corona-Infektionszahlen ab heute wieder zu Hause bleiben. Ausgenommen sind essenzielle Arbeiter. Betroffen sind mehr als 30 Millionen Menschen. Geschäfte dürfen nur eingeschränkt öffnen. Der bevölkerungsreichste Bundesstaat der USA registrierte am Samstag die Rekordzahl von mehr als 25.000 Neuinfektionen an einem Tag. In manchen Gegenden meldeten Krankenhäuser alarmierend hohe Auslastung. Im Iran sind seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Ende Februar mehr als 50.000 Todesfälle und über eine Million Infektionen registriert worden. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, gab es binnen 24 Stunden 321 Todesfälle und 12.151 Neuinfektionen. Um den drastischen Anstieg der Fallzahlen im Iran zu stoppen, wurde in den vergangenen zwei Wochen in der Hauptstadt Teheran und anderen Groß- und Kleinstädten ein strenger Lockdown verhängt.
NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CXXVIII)
