Ein Wort zum Montag, dem 23. November 2020
VON CORNELIA SENG
Nördlich von Kassel, im Reinhardswald, gibt es einen FriedWald. Vorige Woche haben wir dort einen Rundgang gemacht. Die Grabplätze sind rund um die Bäume angeordnet. „Grabpflege gibt es keine, das übernimmt die Natur“, steht auf der Informations-Tafel am Eingang. Die Stille des urwüchsigen Waldes imponiert mir. Wäre es nicht gut, hier meine letzte Ruhe zu finden? Wenn man möchte, wird der Name des Verstorbenen auf einem kleinen Schild am Baum angebracht. Ist das alles, was von meinem Leben bleiben wird? Ein kleines Schild an einem Baum?
Der Kabarettist Dieter Nuhr wurde in unserer Zeitung zur Themenwoche „Wie leben“ der ARD befragt. Von der „lächerlichen Sinnlosigkeit des Daseins, das ja in erster Linie aus Nahrungsaufnahme und Verdauung besteht“, hat er über menschliches Leben gesprochen. Und er hat dazugesagt, er sei Agnostiker, er glaube nichts (HNA 11.11.2020).
Ich glaube an Gott. Die Bibel beginnt mit der Aussage, der Mensch sei als „Gottes Ebenbild“ erschaffen (1.Mose 1,27). Welche Wertschätzung meines Lebens! Der Mensch ist dazu bestimmt, kreativ zu sein wie der Kreator, schöpferisch wie der Schöpfer! Jeden Tag gestalte ich mein Leben. Ich bin Teil des großen Schöpfungsprojektes genannt „Erde“. Jeder Mensch ist es! Jeden Tag habe ich die Wahl, die Erde „zu bebauen und zu bewahren“, wie es in der Bibel heißt, oder sie durch mein Verhalten zu ruinieren.
Ich bin nicht Mozart und auch nicht Özlem Türeci und Ugur Sahin, die vor kurzem einen Impfstoff gegen Corona erfunden haben. Ich zähle nicht zu den „Weltenlenkern“. Aber ich singe (nicht nur in der Kirche), „Ubi caritas et amor, Deus ibi est – Wo die Liebe wohnt, da ist auch Gott“. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lk.17,21), so hat es Jesus gesagt. Und es wächst so gewaltig, wie aus einem Samenkorn eine große Pflanze wird! Das Reich Gottes ist „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist“, sagt der Apostel Paulus (Rö14,17). Und dauert gut und gerne – ewig. Und ich bin mittendrin!
Ich denke, mit einem kleinen Schild am Baum im FriedWald kann ich leben.