Zeit der Ruhe – Zeit der Stille – Carl Leverkus

Sein alter Baumbestand erinnert zunächst an einen Park. Großzügig sind sind sie angelegt, die breiten Wege, Straßen gleich. Ein Ort der Ruhe – ein Ort der Stille. Es ist der Stadtfriedhof an der Berliner Straße. Und das schon seit 1855. In jenem Jahr gab es die ersten Bestattungen. Damals lag der Friedhof außerhalb am Rande der Stadt. Eine Stadt, die noch keine Stadtrechte hatte und auch keine Eisenbahn. Dazu später mehr.

Auf diesem Friedhof wollte der am 05. November 1804 in Wermelskirchen geborene Carl Leverkus seine letzte Ruhestätte finden. Auffallend an der Familiengrabstelle ist die schlichte Bescheidenheit. Keine Opulenz mit viel Marmor oder in Stein gehauene Figuren ranken um die Grabstelle. Sachlich weiße Grabtafeln mit viel Kies umgeben bilden die Ahnengalerie. Als besonderes Merkmal ragt lediglich ein rötlicher Obelisk einige Meter hoch gen Himmel. Erinnert er doch ein wenig an den bekannten Obelisk in Paris auf dem Place de la Concorde.

1826 ging Carl Levekus nach Paris, dem damaligem Zentrum der wissenschaftlichen Chemie. In Paris verfolgte Leverkus den Prioritätenstreit, der über die Synthese von Ultramarin entbrannt war. Er entwickelte das künstliche Ultramarin. Das leuchtend blaue, ungiftige, licht- und hitzebeständige Pigment ersetzte das sehr kostspielige Pulver, das aus dem Halbedelstein Lapis Lazuli gewonnen wurde. Aber er war nicht der einzige auf diesem neuen Farbstoffmarkt. Der Konkurrenzkampf war schon Mitte des 19. Jahrhunderts sehr groß. 1833 kehrte er nach Wermelskirchen zurück und errichtete unter großen finanziellen Anstrengungen ein Fabrikgebäude mit eigenem Laboratorium. Es stand dort, wo sich das heutige Stadtkarre Ecke Brückenstraße befindet.

Wermelskirchen hatte zu jener Zeit deutliche Standortnachteile. Es fehlte die Anbindung an befahrbare Wasserstraßen und der wichtigen Eisenbahn. Die Gemeinde Wiesdorf – heute ein Stadtteil von Leverkusen – hatte beides. Der dort von ihm gegründete Fabriksiedlung gab er nach dem Stammsitz seiner Familie den Namen „Leverkusen“. Bald wurde die Bezeichnung offiziell. Ab 1862 firmierte die Fabrik als „Rheinische Ultramarin–Fabrik von Dr. C. Leverkus, Leverkusen bei Coeln a/Rhein”. Leverkus beschäftigte 78 Arbeiter, viele von ihnen waren aus Wermelskirchen an den Rhein gekommen und wohnten in den auf dem Kahlberg errichteten Arbeiterhäusern. Diese erste werkseigene Arbeitersiedlung im Leverkusener Stadtgebiet umfasste mehr als 30 Wohnungen. Die isolierte Lage der Fabriksiedlung bot eine Konsumanstalt, eine evangelischer Privatschule und eine wohl auch der Geselligkeit dienende Werksfeuerwehr mit Musikkapelle. Carl Leverkus wurde 1873 zum Kommerzienrat, anlässlich des 50-jährigen Geschäftsjubiläums und seines 80. Geburtstages 1884 zum Geheimen Kommerzienrat ernannt. Die Heimatstadt Wermelskirchen machte ihn 1884 zum Ehrenbürger. Zeit seines Lebens engagierte Carl Leverkus sich für seine Arbeiter und die Gemeinde. So war er u.a. unbesoldeter Beigeordneter in Wermelskirchen. Carl Leverkus starb am 1.2.1889 in Leverkusen.

Der Stadtfriedhof an der Berliner Straße kann zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden

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