VON ANGIE FROWEIN
Eigentlich war der Terminkalender im Frühling gut gefüllt und die Leiter und ehrenamtlichen Mitarbeiter des offenen Jugendtreffs (JUCA) am Markt freuten sich auf Aktionen in den umliegenden Schulen, das alljährliche Jugendfestival #youthnited in Eipringhausen, sowie kleinere Aktionen wie die Hoffnungswoche und das Mitwirken am American Sportscamp im Eifgen.
Doch dann erreichte die Corona Pandemie auch Deutschland und legte das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Wermelskirchen komplett lahm. Auch das Jugendcafe schloss Mitte März seine Tore und wartete auf … gute Nachrichten …
Doch die kamen nicht so wie erhofft.
Während der Zeit des Lockdowns wurde also zuerst die Schultour ins nächste Jahr verschoben, denn die Schulen waren geschlossen.
Danach “beerdigte” man für 2020 das Jugendfestival youthnited, denn es würden wohl keine 1000 jungen Menschen gemeinsam feiern dürfen. Es durfte wohl auch keine pädagogische Arbeit rund um das Festival stattfinden. Kein gemeinsames Austesten der Begabungen, kein gemeinsamer Aufbau, kein Heranführen an die Bereiche Tontechnik und Veranstaltungsorganisation und Umsetzung. Alles war damit verbunden, dass man gemeinsam etwas tat. Aber “gemeinsam” und “Nähe” schienen die Unworte des Jahres zu werden. Stattdessen gebot man, zuhause zu bleiben, Abstand zu halten um zu schützen.
Es gab EU Förderungen für die Projekte 2020, die nun auch alle passend für das nächste Jahr geschustert werden mussten. Das nahm dann wieder Zeit in Anspruch. So waren die Leiter des JUCAs zur Zeit des Lockdowns neben der Renovierung der Räume auch damit beschäftigt, Förderanträge umzuschreiben – aber DAS war ja nicht das Hauptanliegen des Jugendcafés JUCA.
Hier sollten junge Menschen einen offenen Treff und Gesprächsmöglichkeiten finden, man wollte gemeinsam aufeinander acht geben. Weil vieles was geplant war, nicht mehr ging, mussten neue Ideen her…
Als im Juni erste Lockerungen möglich waren, machte auch der Jugendtreff JUCA wieder auf und unter Berücksichtigungen der allgemeinen Corona Regeln konnte der normale Betrieb wieder stattfinden. Das war ja nunmal mehr als genug. Nun könnte man das Jahr 2020 auch einfach ad acta legen und hoffen, dass 2021 besser wird.
Aber das JUCA Team machte es anders. Sie agierten im Rahmen des Möglichen: Kurzerhand wurden die Genehmigungen für die Veranstaltung JUCA Beach eingeholt. Leiter Andre Frowein schrieb das entsprechende Hygienekonzept für die Veranstaltung. Es sollte draussen auf dem Marktplatz stattfinden, ein Abend mit Livemusik. Die Mitarbeiter würden die Getränke zu den Tischen bringen, damit sich nicht Menschentrauben im kleinen JUCA versammelten, Abstandsregeln auch hier – aber auch Möglichkeiten, sich zu begegnen. Maskentragen, wenn rumgelaufen wurde.
Am Platz, in den Liegestühlen im Beachbereich oder an den Stehtischen: Keine Masken. Dafür Gespräch, Getränke und Essen.
Am 31. August ging es das erste Mal los.
Die Band Freaky Voices https://www.facebook.com/FreakyVoices/ spielte und die 17 Jährige Anna Hummel sowie die 38 Jährige Angelique Frowein gaben Free Poetry zum Besten. Es durften 300 Personen auf dem Marktplatz sein. Die Werbung lief extra auf Sparflamme, weil niemand genau wusste, wieviele sich sowieso schon aufmachen würden und wieviel die Veranstaltung und die momentane Situation aushalten würde. Es war extrem heiss – Hochsommer, Beachfeeling kam sowieso auf. Es war gar nicht so schwer, die Hygieneregeln einzuhalten. An manchen Ecken musste nachjustiert werden. Ca. 100 Personen trauten sich und kamen.
Und weil es so gut funktioniert hatte, gab es direkt den Folgetermin: Einen Monat später.
Am 28. August fand das zweite Mal JUCA Beach statt. Man traute sich zu mehr Werbung: Gezielter und kreativer.
Die Band Das dynamische Duo https://www.das-dynamische-duo.de/news.php spielte und das Hygienekonzept griff. Es kamen ca. 200 Besucher.
Mitarbeiter Matthias Rößler entwickelte direkt zur Wiedereröffnung des JUCAS im Juni den Besucherpass zur Rückverfolgbarkeit der Besucher ohne lästige Zettelwirtschaft https://www.your-juca.de/besucherpass/. Dies half auch beim Event JUCA Beach. Nahezu alle Besucher konnten registriert werden. Das ehrenamtliche Team tat mehr als nötig, um das Hygienekonzept mit Leben zu füllen und um die Veranstaltung save für alle zu halten.
Eine Besucherin meinte:” Es ist ein komisches Gefühl, wieder mit so vielen Menschen zusammen zu sein. Aber es ist schön. Ich hab es echt vermisst!”
Wieder Musik zu hören, gemeinsam ein Event durchzuführen und dabei seine Begabungen einzusetzen: Immer ein Gewinn für die einzelnen Mitarbeiter*innen des Jugendtreffs. Auch das Wetter hielt sich. Es war nicht mehr so heiss – aber trotzdem angenehm.
Das letzte JUCA Beach in 2020 fand am 25.09.2020 statt. Hierzu luden die Verantwortlichen neben dem lokalen DJ Team tunesday https://www.facebook.com/Tunesday-320024121982158/ auch die Schweizer Band Jacksayfree http://jacksayfree.com ein. Dies sollte ein besonderer Abend für die jugendlichen Besucher werden, denn Jacksayfree war eigentlich bereits für die diesjährige Schultour gebucht worden. Zu ihnen bestand schon Freundschaft seit der letzten Schultour 2019. Nach der Verschiebung der Schultour in das Jahr 2021 war es nun besonders, die drei Musiker trotzdem in 2020 hier zu haben.
Sie erzählten von der Zeit ihres Lockdowns und dass sie in der Zeit ja eigentlich voll hätten kreativ sein können, aber leider nichts hinbekommen hätten. Nun aber zwischen Ankunft in Wermelskirchen und Auftritt bereits vier neue Lieder zusammen entwickelt hätten. Es war ihr erster gemeinsamer Auftritt wieder im Ausland. Auch das war besonders – nicht nur für die Wermelskirchener.
Leider spielte das Wetter an diesem Nachmittag / Abend nicht 100 %ig mit. So war zwischen Sonne, Regen, Regenbogen, kalt- sehr kalt, alles dabei. Aber die Fans von Jacksayfree, einige Jugendliche und das gesamte Mitarbeiterteam hielten durch und so tanzten diese auch bei leichtem Nieselregen mit Maske über den Marktplatz.
Trotz schlechtem Wetter und nur wenigen Besuchern war auch der letzte Abend von JUCA Beach ein Gewinn und eine Bereicherung für eine doch ziemlich wirre Zeit.
Umzusetzen was gerade möglich ist, verantwortungsbewusst bleiben ohne panisch zu werden. Und bei alledem immer wieder die Balance zu finden.
Ein Kraftakt in dieser Zeit. Aber definitiv mehr als wertvoll!
“Umzusetzen was gerade möglich ist, verantwortungsbewusst bleiben ohne panisch zu werden. Und bei alledem immer wieder die Balance zu finden.
Ein Kraftakt in dieser Zeit. Aber definitiv mehr als wertvoll!”
Großartig!
Danke Lutz für deinen Kommentar 🙂
Lg, Angie vom JUCA Team