35 ha direkt am Bergischen Panorama-Radweg sollen Gewerbegebiet werden
VON SABINE KRÄMER-KOX*
Bergisches Land | Die Schönheit des Bergischen Landes ist unumstritten und wird von Verwaltung und Politik immer mehr in den Vordergrund gestellt. Das Kapital der Region ist ihr ländlicher Charakter. Nichtsdestotrotz planen die drei Kommunen Wermelskirchen, Remscheid und Hückeswagen ein interkommunales Gewerbegebiet in Höhe von Bergisch Born („Gleisdreieck“). Das überplante Gebiet hat eine Ausdehnung von 35.000 ha. Weideland und Felder sollen weichen, die Fläche wird versiegelt. Flächenfraß, obwohl es in bestehenden Gewerbegebieten bereits Leerstand gibt. Darüber hinaus werden Gewerbe-Neuansiedlungen aktuell in großem Umfang bereits an wesentlich verkehrsgünstiger gelegenen, voll erschlossenen Stellen umgesetzt. Die Fertigstellung des interkommunalen Gewerbegebietes Gleisdreieck ist bereits für 2023 vorgesehen.
Geld kann man nicht essen
Die 35 ha des Planungsareals dienen derzeit zum Anbau von Viehfutter (Mais und Heu) bzw. als Weideland. Die Existenz der lokalen Landwirtschaftsbetriebe ist bedroht. Es fehlt an Flächen, auf denen Vieh grasen und/oder Futter für Nutzvieh angebaut werden kann. Milchwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Bergischen Landes. Bauernläden boomen. Massentierhaltung ist nicht mehr zeitgemäß. Artgerechte Tierhaltung ist jedoch wesentlich platzintensiver, kommt aber allen zugute: Mensch und Tier – und zwar nicht nur in den drei o. g. Kommunen.
Hoher (über)regionaler Erholungswert
Bürger*innen der drei Städte, aus umliegenden Gemeinden sowie aus nahen Großstädte suchen (und finden) Erholung auf dem Panorama-Radweg Balkantrasse sowie Bergischen Panorama-Radweg. Diese führen am Rand bzw. mitten durch das geplante Gewerbegebiet und werden regional und überregional – sogar in Holland und Belgien – beworben! Ausflüge mit Ausblick auf Gewerbebetriebe oder die Nutzung zwar idyllischer Nebenstraßen, deren Verkehrsfrequenz aber durch die Industriebetriebe überproportional ansteigt, sind wenig erbaulich und dem Tourismus kaum förderlich.
Vielfältiger Lebensraum und Nahrungsquelle

Das Areal ist Lebensraum bzw. Nahrungsquelle für wildlebende Kleintiere, wie z. B. Igel, Marder, Wiesel und Feldmäuse. Vögel leben hier – beispielsweise Rebhühner, Fasanen, Feldlerchen, um nur einige zu nennen. Füchse haben in den Wiesen ihr Jagdrevier. Rehe und Feldhasen fressen das Gras. Rotmilan, Bussard und Sperber finden hier Beute. Graureiher harren unbeweglich in den Wiesen. Wildblumen und Kräuter bieten Bienen und anderen Insekten Nahrung. Dies sind nur einige Beispiele der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, deren Lebensraum immer mehr verkleinert wird und deren Bestand zunehmend bedroht ist.
Klimaschutz statt Flächenversiegelung
Die fortschreitende Flächenversiegelung wirkt sich negativ auf Klima und Wasserhaushalt aus. Industrie und Gewerbe führen zu erhöhter Verschmutzung der Umgebung, erhöhtem Verkehrsaufkommen, Überlastung der vorhandenen Verkehrswege und Lärmemissionen.
Waldspaziergänge
Menschen, die sich über die Situation auf dem Gelände informieren möchten und sich ein Bild von der Schönheit des Geländes machen wollen, haben die Gelegenheit, jeden 2. Sonntag im Monat an einem „Waldspaziergang“ teilzunehmen. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr in Bergisch Born am Parkplatz oberhalb der Tennishalle (direkt an der Trasse).

Nächste Spaziergänge: 06.09. (Zusatztermin) und 13.09.20
*Sabine Krämer-Kox ist Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) RheinBerg-Oberberg e. V.