WNK – Nix Kant – Wir Naschen Katjes…

Nein, das war wohl nichts. Der von der „Wir Naschen Katjes“ – Partei zitierte Satz “Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt” steht nicht im kantischen Werk! Das hat mir heute die Kant Gesellschaft in Mainz auf meine schriftliche Anfrage geschrieben. Ich bin erschüttert. Zunächst schien der intellektuelle Spirit der WNK in einem einzigen Satz von Kant vereint zu sein. Erst ganz oben und dann der Absturz. Eine geistige Achterbahnfahrt. Fazit kein Immanuel Kant, sondern nur „Katjes“.

Wenn jemand Kant zitiert, dann bitte richtig. Des weiteren sollte ein Satz nie aus dem Zusammenhang gerissen werden, sondern immer der Zusammenhang berücksichtigt werden. Ansonsten bleibt ein Philosoph wie Immanuel Kant missverständlich, unverständlich oder gar falsch verstanden.

Immanuel Kant hat was zum Thema „Freiheit“ geschrieben. Das bedeutet allerdings auch, dass man sich mit der Moral, Vernunft und Metaphysik von Kant beschäftigen muss. Das geht nicht hopp, hopp. Es bedarf ein wenig Zeit. Im folgenden ein paar Auszüge zum Thema „Freiheit“ bei Immanuel Kant:

Zur moralischen neceßitation kann man einen pathologischen oder äußern Zwang zur Verbindlichkeit hinzufügen, wofern die Handlung die Freiheit betrifft, die nach allgemeinen Gesetzen nicht bestehen kann, ohne daß die Freiheit jedes einzelnen eingeschränkt wird. Wenn ich der allgemeinen Freiheit zuwieder handle, so ist das ein Hinderniß einer allgemeinen Freiheit, hindert besonders die allgemeine Freiheit, es ist also unrecht; daher ist der Zwang recht. Das ist aber der allgemeinen Freiheit zuwieder, wobei wenn es ein allgemeines Gesetz würde, die Freiheit aller darunter leiden müßte. In allen Handlungen aber wo der Gebrauch meiner Freiheit die Freiheit anderer nicht einschränkt, als in Pflichten gegen mich und gegen andre in Ansehung ihrer Wohlfahrt giebts keinen Zwang: denn weil ich da die Freiheit anderer nicht einschränke, so darf man auch meine Freiheit nicht einschränken d.i. nicht zwingen.“ (AA 29, 619; Moral Mrongovius II (1784/85. Mrongovius. Ms.: Danzig. Nach dem Orig.))

Eine Verfassung von der größten menschlichen Freiheit nach Gesetzen, welche machen, daß jedes Freiheit mit der andern ihrer zusammen bestehen kann, (nicht von der größten Glückseligkeit, denn diese wird schon von selbst folgen) ist doch wenigstens eine nothwendige Idee, die man nicht bloß im ersten Entwurfe einer Staatsverfassung, sondern auch bei allen Gesetzen zum Grunde legen muß… .“ (Kritik der reinen Vernunft, B 173)

Das Recht ist das Verhältnis der Personen zu einander so fern die Freyheit des einen die Freyheit des Andern durch seine Willkühr auf die Bedingung der allgemeinen Gesetzmäßigkeit einschränkt. Diese Einschränkung beruht auf einem synthetischen Gesetz der Freyheit wenn der Gegenstand außer mir ist: ist er in mir auf dem analytischen. Im ersten Falle zwinge ich einen Anderen durch die Vorstellung äußerer Gesetze im zweyten der inneren durch seine Freyheit.“ (AA 23, 273 (Aus dem Nachlaß: Zur Metaphysik der Sitten. 1. Aufl. 1797 – 2. Aufl. 1798))

In folgendem Blog gibt es noch ein paar Hinweise https://www.bonz.ch/28275/gedanken-zum-begriff-freiheit/ Hier ist auch Kant zitiert, aber nicht nach der (wissenschaftlich maßgeblichen) Akademie-Ausgabe. Die bibliographischen Angaben dazu: Kant, Immanuel: Gesammelte Schriften. Hrsg.: Bd. 1–22 Preussische Akademie der Wissenschaften, Bd. 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd. 24 Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Berlin 1900ff.

Fazit: Das vermeintliche Zitat war keine intellektuelle Höchstleistung, sondern ein kopiertes Plagiat beliebig neudeutsch verfasst, irgendwoher. Der Durchschnittsleser wird geblendet mit einem Anspruch der weder in der Wirklichkeit noch in der Realität standhält. Kurzum: Nix Kant, sondern Katjes. Ob Veggie-Katjes oder normale Katjes, das ist jetzt die Frage.

Zu guter Letzt

„Freiheit, das ist immer die Freiheit des anders Denkenden“. Dieser Satz ist von Rosa Luxemburg. U.a. auch bei Wikipedia zu finden. Allein, Rosa Luxemburg war eine Linke.

Bis demnächst

Ihr Carl Dellmann

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

    • Grauganz
    • 28.08.20, 18:41 Uhr

    Katjes, Köstlich.

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    • Petra Weber
    • 28.08.20, 19:04 Uhr

    Tja, die Rosa… die hätte ich auch zuerst mit dem Satz in Verbindung gebracht. Aber das Zitat einer Linken hätte die „Warum-Nicht-Kant“ Gruppierung natürlich nie benutzt. Frau – und dann noch links, igitt!

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