Auf den Spuren der neuen Riesenhöhle in Engelskirchen
Bergisches Land | An der Aggertalhöhle wurde der neue Bergische Streifzug #14, der 8,4 Kilometer lange „Höhlenweg“ in Engelskirchen-Ründeroth, eingeweiht. Er komplettiert das Angebot der insgesamt 24 thematischen Rundwanderwege des Projekts „Bergisches Wanderland“, nachdem der bisherige Streifzug „Vogelweg“ nach einem Erdrutsch an der Agger nicht mehr begehbar war und dauerhaft geschlossen werden musste.
Entstanden ist der neue Wanderweg durch eine Kooperation der Gemeinde Engelskirchen, der Naturarena Bergisches Land und des Naturparks Bergisches Land. Die gelungene Zusammenarbeit hebt der Landrat des Oberbergischen Kreises, Jochen Hagt, hervor, der zugleich auch Zweckverbandsvorsteher des Naturparks Bergisches Land ist: „Der Höhlenweg zeigt, welche attraktiven Produkte entstehen können, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. In diesem Fall haben sich die drei Kooperationspartner von Beginn an nicht nur die Arbeit und die Kosten geteilt, sondern auch frühzeitig alle Absprachen gemeinsam getroffen und abgestimmt. So ist hier nun ein neues Angebot mit überregionaler Strahlkraft entstanden, das zu einer weiteren Steigerung der Tourismusdestination Bergisches Land führen und die vielen Wandergäste von Nah und Fern erfreuen wird. Zudem schafft der nun begehbare ‚Höhlenweg‘ einen Mehrwert für die einheimische Bevölkerung, die ihre Heimat gerade verstärkt entdeckt.“
„Einen besonderen Glücksfall“ nennt Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus den neuen Wanderweg. „Nachdem uns mit der Sperrung des ‚Vogelwegs‘ vor einigen Jahren ‚unser‘ Bergischer Streifzug weggebrochen ist, musste ich nicht lange überlegen, als die Kolleginnen und Kollegen der Naturarena mit der Idee eines ‚Höhlenweg‘ auf mich zukamen. Kurz zuvor war das ‚Windloch‘ entdeckt worden, und uns war von Anfang an klar, dass diese Höhle besondere Aufmerksamkeit verdient, aufgrund ihrer wertvollen Schätze aber für die Öffentlichkeit nicht zugängig gemacht werden wird. Da ist so ein Wanderweg rund ums Thema Höhlen genau die richtige Lösung, um die Faszination, aber auch die Sensibilität von Höhlen zu vermitteln.“ Karthaus hofft nun auf viele einheimische wie auswärtige Gäste, die wegen des „Höhlenwegs“ nach Engelskirchen kommen und die örtliche Gastronomie beleben.
Das würde auch Dr. Erik Werdel, Kreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Naturarena Bergisches Land, freuen: „Letzten Endes ist Tourismusförderung immer Wirtschaftsförderung. Unser Ziel ist es, durch attraktive touristische Produkte Tagesgäste und Urlauber ins Bergische Land zu locken, die durch ihren Aufenthalt die Betriebe vor Ort unterstützen. Wir haben durch die Umsetzung des Bergischen Wanderlands in den letzten Jahren einen erheblichen Anstieg an Wandergästen verzeichnen können. Dieser Trend wurde in diesem Jahr durch Corona noch verstärkt. Inzwischen gehen auch immer mehr junge Leute und Familien mit Kindern wandern. Denen müssen wir attraktive und passende Angebote als Anreiz für einen Ausflug oder Urlaub im Bergischen bieten.”
Der Geschäftsführer der touristischen Dachorganisation Naturarena Bergisches Land, Tobias Kelter, weiß: „Zu einem erfolgreichen touristischen Produkt gehört nicht nur ein interessanter Wegeverlauf oder eine interessante Infotafel. Das Gesamtpaket muss stimmen. Dieses Konzept haben wir beim Bergischen Wanderland von Anfang an verfolgt. Wir haben mit dem ‚Höhlenweg‘ einen wirklich attraktiven und abwechslungsreichen Wegeverlauf mit vielen spannenden Highlights am Weg, wie dem Haldyturm und der Aggertalhöhle. Phänomene wie die Bachschwinde und die Karstquelle des Walbachs sowie die Einstiegluke ins ‚Windloch‘ machen das Thema des Weges unmittelbar erlebbar. Der Startpunkt am Bahnhof Ründeroth ermöglicht eine An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, und verschiedenste Einkehrmöglichkeiten findet der Wanderer im Ründerother Ortszentrum. Perfekt!“
„Der ‚Höhlenweg‘ ist wie der inzwischen demontierte ‚Vogelweg‘ als Familienweg konzipiert. Er bietet als Rundweg sogar noch bessere Möglichkeiten als der bisherige Streckenweg in Engelskirchen und ist für Wanderer aller Altersgruppen äußerst attraktiv“, freut sich Jens Eichner, Geschäftsführer des Naturparks Bergisches Land.
Auf insgesamt zehn ansprechend gestalteten Infotafeln erfährt der Wanderer nun allerlei Spannendes zur Entstehung von Höhlen, zur Arbeit eines Höhlenforschers, zur Entdeckung und Erforschung des „Windlochs“, aber auch zu verschiedenen naturwissenschaftlichen und geschichtlichen Besonderheiten am Wegesrand. Die aus dem WDR bekannte Maus bietet zudem eine kindgerechte Ansprache.
Für eine noch unterhaltsamere Vermittlung des Themas Höhlen und Höhlenforschung sorgen zwei Audiostationen, an denen Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, über die Arbeit als Höhlenforscher und die Entdeckung des Windlochs berichtet. Über QR-Codes sind die Audiodateien auch auf dem eigenen Smartphone abruf-bar, ebenso wie zwei Videos, die die Höhlenforscher bei der Arbeit zeigen. Denn eines ist klar: Einen Blick ins „Windloch“ werfen kann der Wanderer nicht. „Dafür sind die Entdeckungen dort für die Wissenschaft viel zu wertvoll“, erklärt Stefan Voigt. „Die kostbaren Spuren aus der Vergangenheit wären sonst ganz schnell zerstört. Wir reden hier von Funden mit europaweiter Bedeutung, die es unbedingt zu schützen gilt.“
Und Bürgermeister Karthaus ergänzt: „Wer sich für das Phänomen der Höhlenentstehung interessiert, kann gern im Rahmen einer Führung die Aggertalhöhle besichtigen. Hier sind vor allem viele Spuren alter Korallenriffe zu entdecken. Und wenn alles nach Plan läuft und wir Unterstützung vom Land bekommen, bauen wir in den nächsten Jahren direkt neben der Aggertalhöhle ein großes Höhlenerlebniszentrum, in dem dann auch das ‚Windloch‘ zumindest virtuell erlebbar gemacht wird.“
„Von Vielen wird die Aggertalhöhle, die im Rahmen eines LEADER-Projekts renaturiert und aufgewertet werden soll, aufgrund ihrer geringeren Größe inzwischen als ‚die kleine Schwester des Windlochs‘ bezeichnet, obwohl sie schon viel ‚älter‘, also viel länger bekannt und öffentlich zugängig ist. Entstanden sind ja beide schon vor vielen Millionen Jahren“, erklärt Stefan Voigt, Höhlenforscher und Entdecker des „Windlochs“, augenzwinkernd. Inzwischen ist im „Windloch“ bereits eine Gesamtlänge von rund 8.100 Metern vermessen worden, womit die Riesenhöhle die größte Höhle Nordrhein-Westfalens ist und zu den Top Ten in Deutschland gehört. Dass die Entdeckungen im „Windloch“ und die Arbeit der Höhlenforscher im Allgemeinen nun über einen Themenwanderweg auch der breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht werden, freut den Vorsitzenden des Arbeitskreises Kluterthöhle ganz besonders: „Begeisterung für das Thema Forschung wird hier bei Groß und Klein geweckt.“
Alle Informationen zum neu eröffneten „Höhlenweg“ inkl. des Flyers und des GPS-Tracks zum Download sind unter www.bergisches-wander-land.de abrufbar. Außerdem ist der „Höhlenweg“ in der neuen App vom Bergischen Wanderland unter www.bergisches-wanderland-app.de zu finden.
Beitragsfoto: Höhlenweg“ als neuer Bergischer Streifzug in Engelskirchen eröffnet – auf den Spuren der neuen Riesenhöhle (v.l.) Stefan Voigt, Detlef Wegener, Jochen Hagt, Dr. Erik Werdel, Jens Eichner, Dr. Gero Karthaus, Frank Herhaus, Tobias Kelter © Maren Pussak / Das Bergische