Countdown – Horst Walter Schenks Abschied von der Ratsarbeit
VON HORST WALTER SCHENK
Wermelskirchen | Der Countdown läuft. Keine 100 Tage mehr, und die Mitarbeit im RAT und in den Ausschüssen der Stadt Wermelskirchen ist (zunächst einmal) Geschichte. Der Wahltag der nächsten Kommunalwahl in NRW und damit das Ende der aktuellen Wahlperiode rückt unaufhaltsam näher.
Fast 15 Jahre Kommunalpolitik, das ist eine lange Wegstrecke. Vieles ist gut gelaufen, anderes ist – wie überall wo Menschen arbeiten – mit Fehlern behaftet geblieben. Beim Nachdenken kommt die ursprüngliche Motivation in Erinnerung. „Suchet der Stadt Bestes“ – so hat es der alttestamentliche Prophet Jeremia mit wenigen Worten auf den Punkt gebracht. Ob dies gelungen ist, oder ob vieles an der uns allen eigenen Eitelkeit und Rechthaberei scheiterte, können wohl erst spätere Generationen beurteilen. Wir haben es jedenfalls in diesen zurückliegenden Jahren gemeinsam versucht. Und … es hat Spaß gemacht. Es war eine schöne Zeit.
Es ist wichtig, dass Menschen sich Zeit nehmen und ihre Ideen zur Förderung des Gemeinwohls einbringen. Nur so funktioniert Demokratie. Natürlich kommt es beim Aufeinandertreffen von Charakteren und Meinungen zu Spannungen. Wäre es anders, müssten wir uns Gedanken machen. Über unsere Beweggründe und auch über die Klarheit der eigenen Überzeugungen.
Im Idealfall sollte der RAT eine Ansammlung von (54) Überzeugungsträgern sein. Personen, die den Mut haben, für andere (mit) zu entscheiden, und die zugleich die Größe und Fairness aufbringen, sich in ihren Entscheidungen immer wieder selbst zu hinterfragen, und bis zuletzt kompromissbereit zu bleiben. Im Rat der Stadt, wo durch Beschlüsse das Gemeinwohl der Bürger maßgeblich beeinflusst wird, ist kein Platz für Personen, die nur einen Zeitvertreib oder ein Hobby suchen.
Kommunalpolitik ist ein „weites Feld“. Sie kann zugleich schön und herzlos sein; sie kann motivieren und zerstören; sie kann zusammenschweißen und trennen; sie kann fördern und blockieren; sie kann Gutes tun und leider auch verhindern. Kommunalpolitik ist spannend, herausfordernd und vielseitig. Sie ist (vielleicht) die schönste und (in Teilen) ehrlichste Form der politischen Betätigung.
Die Herausforderung kommunalpolitischer Arbeit lässt sich leicht zusammenfassen: Ehrenamtler versuchen, (mit dem ihnen eigenen Fachwissen und ihren Wissenslücken) in ihrer überschaubaren freien Zeit das komplexe Handeln und die Verfahrensabläufe in einer Stadt und ihrer Verwaltung zu verstehen, zu begleiten und – motiviert von eigenen, Partei- und Wähler-Ideen – gestalterisch zu wirken und Entscheidungen nach vorne zu bringen.
Ich freue mich schon jetzt auf die neue Ratsmannschaft. Wie auch immer die Wahl ausgeht, es ist gut, dass in allen Gruppierungen auch jungen Menschen die Möglichkeit geboten wird, Verantwortung zu übernehmen. Altgediente müssen den Mut haben, „Macht“ abzugeben und „Vertrauen“ in die nachfolgende Generation zu investieren.
Wermelskirchen ist eine schöne Stadt. Sie ist unsere Stadt, die wir nur gemeinsam lebenswert erhalten können.