Den Beitrag der Kreishandwerkerschaft entnehmen wir mit freundlichen Grüßen dem Bürgerportal Bergisch Gladbach, in-gl.de:
Rheinisch-Bergischer Kreis | Nach derzeitigem Stand dürfen Friseure ihre Geschäfte Anfang Mai wieder öffnen. Im Moment laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, manches wird sich ändern. Thomas Stangier, Obermeister der Friseurinnung, erläutert, was auf die Kundinnen zukommt.
Nach sechs Wochen Schließung dürfen Friseure nach derzeitigem Stand ab Montag, den 4. Mai 2020 wieder öffnen. Zumindest hieß es zuletzt im Bund-Länder-Beschluss, dass sich „zunächst Friseurbetriebe darauf vorbereiten, den Betrieb ab dem 4. Mai 2020 wieder aufzunehmen“.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Betriebsinhaber mit den Corona-Vorsichtsmaßnahmen auseinandergesetzt und die Wieder-Eröffnung der Salons vorbereitet.
Thomas Stangier ist der Obermeister der zweitgrößten Innung in NRW – der Friseurinnung Bergisches Land mit etwa 260 Mitgliedsbetrieben und mehr als 1.800 Beschäftigten in Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg.
Herr Stangier, wie laufen die Vorbereitungen bei Ihnen und bei Ihren Kolleginnen?
Thomas Stangier: Sehr gut. Wir sind bereits mit dem Zollstock durch den Betrieb gegangen, haben die Abstände kontrolliert, nehmen Markierungen auf dem Boden vor, räumen andere Sitzmöglichkeiten weg, besprechen uns in unseren Teams, auf was zu achten ist und wie wir vorgehen und beginnen allmählich mit der Terminvergabe unter Vorbehalt. Auf uns wartet eine völlig neue Situation und wir Friseure haben großen Respekt.
Wie läuft dann ein Besuch exemplarisch bei Ihnen ab?
Thomas Stangier: Wir werden ausschließlich Kunden mit Terminen bedienen können. Bislang waren unsere Kunden gewohnt, dass sie auch mal schnell zwischendurch an die Reihe kamen – vor allem Männer- und Kinderhaarschnitte. Das fällt weg. Wir erkundigen uns nach Corona-Symptomen bzw. Kontakt zu Erkrankten. Das ist eine Vorgabe.
Kaffee, Wasser, die Lieblingszeitschrift dürfen wir nicht mehr anbieten. Da fallen viele Gimmicks weg, die sonst für eine besondere Wohlfühl-Atmosphäre sorgen. Wir wissen ja bei unseren Stammkunden, wer wie viel Zucker im Kaffee hat oder lieber eine Börsenzeitschrift liest.
Aber es werden sich mit der neuen Situation sicherlich auch neue Serviceleistungen herauskristallisieren. Um weitere Berührungen und Kontakte zu vermeiden, darf der Kunde seine Haare auch nicht selbst föhnen. Selbstverständlich haben wir im Salon Masken an und unsere Kunden müssen ab Betreten des Geschäfts ebenfalls ihre Gesichtsmasken tragen.
Vorgabe ist es auch, dass die Haare vor Ort gewaschen werden müssen. Wie schneiden, färben und waschen Sie, wenn der Kunde eine selbstgenähte Maske anhat, die am Hinterkopf geknotet wird?
OM Thomas Stangier: Die kann man genauso hinter den Ohren herführen und unter dem Kinn knoten. In unserem Salon werden wir Einwegmasken für zwei Euro das Stück anbieten, falls der Kunde die Haare gefärbt bekommt und die eigene Maske nicht dreckig werden darf. Derzeit hoffen wir, dass die Lieferung rechtzeitig ankommt.
Bürsten, Kämme, Scheren dürfen ohne Reinigung nicht für mehrere Kunden genutzt werden. Brauchen Sie hier mehr Arbeitsmaterial?
Thomas Stangier: Nein. Bei uns hat sowieso jeder Friseur sein eigenes Equipment, das nicht getauscht wird. Nach einiger Zeit ist beispielsweise unsere Schere auf die jeweilige Hand eingestellt. Neu hinzu kommt, dass wir nun nach jedem Kunden den Stuhl, die Ablage und die Materialien feucht reinigen. Hier reicht aber ein fettlösender Haushaltsreiniger. Und dann heißt es für uns wieder Hände waschen oder desinfizieren.
Was wird sich noch ändern?
Thomas Stangier: Sicherlich die Preise. Wir hatten sechs Wochen ganz geschlossen, viele Mitarbeiter sind oder waren in Kurzarbeit, ihnen fehlt das Trinkgeld, das das Gehalt aufstockt. Nach der Wiedereröffnung können wir schätzungsweise nur etwa ¾ der Kunden im Vergleich zu vor der Pandemie bedienen. Auch das sind Verluste. Die Ausgaben dagegen bleiben: Miete, Material, Löhne und nun auch die Anschaffungen für die Schutzmaßnahmen.
Sie haben zu Beginn des Gesprächs gesagt, Ihre Branche habe Respekt vor dem, was kommt. Aber verspüren Sie auch Vorfreude?
Thomas Stangier: Natürlich. Friseur sein ist ja eine Berufung. Wir sind so nah an Menschen dran, kennen oft ihr Seelenleben … wir machen Menschen glücklich. Sicherlich brauchen wir ein oder zwei Wochen, um uns an die neuen Begebenheiten zu gewöhnen, bis Abläufe eingespielt sind und wir wieder ein Gefühl für unseren Salonalltag haben. Aber wir sind sehr gut vorbereitet und freuen uns auf unsere Kun-den!
Neue Beratungen am 30 April
Wichtiger Hinweis: Für Donnerstag, 30. April 2020, haben Bund und Länder die nächste Beratung angekündigt. Dann werden auch die Folgen der ersten Lockerungsmaßnahmen seit dem 20. April 2020 analysiert und die Maßnahmen für die kommenden zwei Wochen festgelegt.
Die Grundlage dieser Pressemitteilung ist der Bund-Länder-Beschluss vom 15. April 2020. Hier heißt es unter Punkt 11.:
„Unter den Dienstleistungsbetrieben, bei denen eine körperliche Nähe unabdingbar ist, sollen sich zunächst Friseurbetriebe darauf vorbereiten, unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen sowie unter Nutzung von persönlicher Schutzausrüstung den Betrieb ab dem 4. Mai 2020 wieder aufzunehmen.”
Hintergrund: Dies sind die Arbeitsschutzstandard für das Friseurhandwerk, die aufzeigen, unter welchen Vorgaben Betriebe wieder öffnen dürfen. Es gilt u.a.:
- Verpflichtend für Friseure und Kunden ist das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung oder einer Alltagsmaske.
- Friseure müssen außerdem ein Verfahren festlegen, um Verdachtsfälle abzuklären – etwa bei Fieber. Beschäftigte und Kunden mit einer Atemwegserkrankung dürfen den Betrieb generell nicht betreten.
- Weiterhin muss zwischen den Arbeitsplätzen ein Abstand von mindestens anderthalb Metern eingehalten werden, etwa indem Sie die Anzahl der Arbeitsplätze begrenzen.
- Nur der/die jeweilige Kunde/-in und der oder die zuständige Beschäftigte dürfen sich für die Dauer der Friseurtätigkeiten einander nähern.
- Haare müssen vor Ort gewaschen werden.
- Wartebereiche und Spielecken sind zu schließen.
- Im Kassenbereich sollte ein Schutzschild zwischen Kundschaft und Kasse aufgestellt werden.
- Kontaktloses Bezahlen ist zu bevorzugen.
- Zeitschriften dürfen grundsätzlich nicht mehr ausgelegt werden.
- Eine Bewirtung hat zu unterbleiben.
- Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sind andere Dienstleistungen wie Wimpernfärben, Rasieren oder Bartpflege vorerst nicht erlaubt.
- Zwischen jedem Kunden müssen Friseure Kämme, Bürsten und andere Arbeitsutensilien mit einem fettlösenden Haushaltsreiniger reinigen.
- Für Hausbesuche und mobile Friseurangebote gelten die gleichen Vorgaben wie für Salons.