VON ANGIE FROWEIN
“Ich halte gerade vor dem Gemeindezentrum der Evangelisch -Freikirchlichen Gemeinde (GZD) in Dabringhausen und lade Nudeln, Konserven, Klopapier (!!) und Getränke ins Auto. Alles sind Spenden für den Offenen Mittagstisch. Kurz muss ich in die Küche, denn da stehen noch eine Menge Joghurts im Kühlschrank.
Als ich wieder hinauskomme, hält das Auto eines älteren Ehepaars aus unserer Gemeinde und bringt noch einen Karton mit Lebensmitteln: Nudeln, Sossen und Konserven. Wir begrüßen uns, halten Abstand und fragen kurz, wie es so geht. Das kurze Gespräch tut gut, denn wie überall ist auch unsere Gemeinde geschlossen. Treffen finden online statt. Aber Gesichter zu sehen – so echte Menschen 😉 – ist besonders.”
So meine Gedanken, die zu diesem Artikel führten.
Seit Corona in unserer Gegend „angekommen“ ist, werden Begegnungen anders und seltener. Das betrifft auch die sozial diakonische Arbeit, die im Rahmen des Evangelisch Freikirchlichen Sozialwerks e.V. geleistet wird. Wie kann man eine Arbeit in Zeiten von Corona weiter gestalten, in der es bisher doch immer um die Nähe zum Menschen ging? Um eine ermutigende Umarmung, ein herzlicher Handschlag, zusammen sitzen, Lasten teilen, gemeinsam tragen …
Wie geht das jetzt, wo Nähe und Kümmern scheinbar ganz neu buchstabiert werden müssen ….
Im Jugendcafé (JUCA) am Markt, wo die Türen normalerweise fast täglich für Jugendliche offen stehen, wurden dringende Renovierungsarbeiten durchgeführt. Vereinzelt sieht man sich auf der Straße oder schreibt sich über die sozialen Netzwerke. Beziehungen zu Besuchern und Mitarbeitern finden seit Wochen vereinzelt online statt.
Die Mitarbeiter freuen sich, wenn sich das ändern darf, denn das soziale Netzwerk heisst eigentlich Tresen. Und der ist ziemlich leer …
Eine warme Mahlzeit gegen die Einsamkeit
Die andere Arbeit, die schon seit 2002 vom Verein der verschiedenen Freikirchen getragen wird, ist der Offene Mittagstisch (OMT). Hier erhalten Bedürftige in Coronafreien Zeiten eine warme Mahlzeit, Brot und Gebäck. Alle zwei Wochen findet ein Samstagsfrühstück mit Gelegenheit zum Gespräch statt. Die Besucher der Arbeit finden bei den Mitarbeitern und dem gemeinsamen Essen Wertschätzung und Annahme.
Dietmar Faber, Mitarbeiter am Offenen Mittagstisch, meint: „Wir sind eine wichtige Anlaufstelle für unsere Besucher. Hier erleben Sie Gemeinschaft, einen geregelten Ablauf und bekommen eine warme Mahlzeit, die sie zusammen vor Ort einnehmen.“ Viele der Besucher haben psychische Probleme oder sind stark abhängig von Alkohol und anderen Drogen. Sie gehen selten zu Einrichtungen wie der Tafel, weil sie die Berechtigungsscheine oft nicht beantragen können. Manche sind wohnungslos.
“Helfen statt Hamstern”
Auch in den Wochen der Kontaktbeschränkung ist dieses Angebot nötig. Wie schon all die Jahre. Da die Mitarbeiter das warme Mittagessen, das von der OBI Zentrale in Wermelskirchen gespendet wird, nun nicht mehr ausgeben dürfen, entsteht die gemeindeübergreifende Aktion „Helfen statt Hamstern“. Lebensmittelsammelstellen werden an verschiedenen Stellen in Wermelskirchen und Umgebung eingerichtet.
Unser 1. Vorstandsvorsitzender Uli Abels mahnt: „Gerade jetzt müssen wir Christen weiterhin für die Bedürftigen da sein. Aber wir müssen auch unsere Mitarbeiter und die Besucher schützen.“
Viele sind bereits in der Phase ihres Lebens angekommen, die man in den Medien als Risikogruppe bezeichnet.
Das reduzierte Team am OMT beschränkt also die Ausgabestelle auf drei Tage die Woche, holt junge Leute „mit ins Boot“. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der „Bowl Church“ aus Buchholzen brachten sich schon Wochen vor der Corona-Pandemie in die Arbeit mit ein und stehen auch jetzt zur Verfügung. Sie entlasten, packen Lebensmittel und sorgen für einen reibungslosen Ablauf in der Ausgabe. Je zwei Jugendliche sind momentan Mittwochs und Freitag dabei.
Zu Ostern gab es sogar ein kleines Extrageschenk für die Besucher*innen des OMT: Selbstgemachte Seifen und eine Ermutigungskarte für eine doch recht wirre Zeit.
Viele sind dankbar und äussern das auch bei den Mitarbeiter*innen.
Jeden Montag, Mittwoch und Freitag erfolgt die Ausgabe ab 13.30 Uhr in der Thomas-Mann Str. 4 in Wermelskirchen. Die Ausgabe endet, wenn alle Besucher etwas erhalten haben. Es sind immer mindestens zwei Mitarbeiter*innen vor Ort, die vorsortieren und am Ende für die Ausgabe zuständig sind. Die Besucher zeigen auf die Lebensmittel, die sie haben möchten und die Mitarbeiter, die mit Mundschutz und Handschuhen arbeiten, packen alles ein. Je ein Besucher darf den Raum an der einen Seite betreten. Er verlässt den Raum durch eine andere Tür. Dann darf der nächste rein.
Versorgen mit dem Nötigsten … mehr geht gerade nicht!
Es ist etwas anderes, als gemeinsam zu essen, einandern beizustehen – aber es ist etwas, was gerade geleistet werden kann und die Bedürftigen mit dem Nötigen für den Alltag versorgt.
„Wir halten uns strikt an die Vorgaben der Abstandsregeln,“ so Veronika Ortwein, Mitarbeiterin vom OMT, „ wir wollen das Angebot ja so lange wie möglich und nötig aufrecht erhalten. Da muss es auch Regeln geben.“
Die Christen, die die Arbeit momentan meistern, möchten etwas von der Liebe Jesu rüberbringen, Menschen auch mit Abstand herzlich begegnen und Not lindern.
„Es kommen viel mehr Leute als sonst vor der CORONA Pandemie,“ so Dietmar Faber, „ oftmals sind es mehr als 30 Leute.“
Unternehmen und Vereine helfen bereits mit Ihren Spenden
Dazu gibt es von verschiedenen Bäckern aus Wermelskirchen Backwaren vom Vortag. Die Bäckerei Hermann backt gerade extra für den Offenen Mittagstisch, weil in seinem Geschäft momentan keine Ware vom Vortag übrig bleibt. Hannes Blumenstube, BEW und die Grünen sowie viele Einzelpersonen aus Wermelskirchen, die von den Mitarbeiterinnen Ute Bersch und Silvia Engel angesprochen wurden, spenden jeweils Geldbeträge, damit immer das Nötige frisch dazu gekauft werden kann.
Der offene Mittagstisch ist weiterhin auf Lebensmittel oder Geldspenden angewiesen um die Arbeit leisten zu können.
An folgenden Sammelstellen kann jeder Lebensmittelspenden (Konserven, Getränke, Hygieneartikel, Pasta, Sossen etc.) abgeben:
- Schreinerei Riedesel, Neuenweg 64 in Dhünn
- Familie Lissner, Sternstr. 10 in Wermelskirchen
- GZD, Auf der Huhfuhr 10 in Dabringhausen
Rückfragen bitte an team@your-juca.de oder Andre Frowein, JUCA (0171 3563282)