DDR-Einkauf ist zurück

VON WALTER SCHUBERT

Bis jetzt habe ich mich den Hamsterkäufen verweigert. Der Nachschub scheint gesichert und es ist unsozial, anderen alles weg zukaufen. Auch mit dem Coronavirus esse ich nicht mehr und auch der Gang zur Toilette hat sich nicht schlagartig erhöht. Bis jetzt hatte ich einen „normalen“ Einkaufszettel und einen „normalen“ Einkauf. Doch die Sache kippt.

Es ist jetzt der sechste vergebliche Versuch (zu verschiedenen Zeiten), Toilettenpapier, Küchenrollen und Papiertaschentücher zu kaufen. Auf meinem Zettel stehen wirklich keine exotischen Artikel aber auch bei Mehl, Zucker, Hefe, Backpulver, Knäckebrot, Nudeln, Olivenöl und „meiner“ Ouzo-Sorte herrscht gähnende Leere. Und so langsam setzt sich die Erkenntnis fest, dass alle, die normal einkaufen wollen, die Blöden sind. Es sieht so aus, als steuerten wir auf ein „DDR-Einkaufsverhalten“ zu. Wir kaufen nicht das, was wir brauchen, sondern das, was gerade da ist. Daraus entwickelt sich dann vielleicht ein lustiger Tauschhandel: „Tausche Toilettenpapier gegen Wandfarbe“ oder „Biete Dachlatten gegen Hefe“. Das Kabarett-Duo Mann/Sieber sieht bereits die Silberzwiebeln als neue Währung.

Gut, viele haben jetzt mehr Zeit. Aber ist es wirklich sinnvoll, diese Zeit in Warteschlangen zu verbringen in der Hoffnung, noch eine angebrochene Packung Klopapier zu ergattern? Mit jeder Teilnahme an so einer Warteschlange und jedem Versuch in einem weiteren Geschäft erhöht sich doch die Anzahl der sozialen Kontakte. Sollte das nicht vermieden werden? Da war doch was. 

Wir Konsumenten, an absoluten Überfluss und ein permanent vorhandenes sinnfreies Angebot gewöhnt (63 Sorten Joghurt in einem Geschäft!), sind schon ein komisches Völkchen. Appelle an vernünftiges Verhalten werden nichts nützen. Das „ICH, ICH und nochmals ICH“ gewinnt auch in diesem Bereich. Funktioniert es nur mit Regeln, Kontrollen und ganz harten Strafen? Wäre schade aber es sieht so aus.

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

    • stefan janosi
    • 11.04.20, 20:02 Uhr

    Nach Lektüre des Artikels erscheint mir, wir leben auf einem anderen Planeten. Das hängt vielleicht mit unserem Wohnort (Dhünn) zusammen, vielleicht auch an unseren Einkaufsgewohnheiten oder an den anderen Ansprüchen. Ich kann es nur vermuten.
    Meine Frau und ich gehen abwechselnd und zu unterschiedlichen Zeiten einkaufen. Unsere Einkaufsgewohnheiten haben sich seit Corona nur unwesentlich verändert. Morgens fahre ich 2x pro Woche in die Stadt, kaufe im Unverpacktladen und beim Obst-und Gemüsehändler in der Kölnerstrasse. Völlig entspannt ohne Stress oder längerem Schlange stehen. Andere Lebensmittel kaufen wir im Dorfladen in Dhünn, in unserer besten Metzgerei Sachsen ebenfalls in Dhünn, oder selten mal am Abend im Aldi Dabringhausen. Spezielle selten benötigte Artikel führt das Reformhaus oder der sehr gut sortierte Gewürzladen in der Kölnerstrasse. Wir haben bisher alles bekommen, nie fehlte etwas oder wir mußten Schlange stehen. Der Getränke Nachschub im Trinkgut läuft auch völlig unproblematisch. Ich denke positiv und setze darauf das es auch so bleibt.

    Antworten

    • Walter Schubert
    • 12.04.20, 8:45 Uhr

    Lieber Stefan,
    wahrscheinlich hast du recht und wir sollten uns “einkaufstechnisch” mal anders orientieren. Mit den vielen Anlaufstellen gibt es natürlich auch viele Kontaktstellen. Man muss wohl aufpassen und abwägen.

    Antworten

    • SiMo
    • 12.04.20, 10:24 Uhr

    Wir gehen zwei mal die Woche Einkaufen. Mein Mann und ich wechseln uns ab. Ausser an der Kassen- Schlange, stehen wir in keiner Schlange. Wir verbrauchen nicht mehr WC Papier oder Hefe als sonst. Unser Einkaufsverhalten musste sich nicht ändern. Ich verstehe manchmal den ganzen Hype nicht. Es ist alles da, auch WC Papier. Man muß wahrscheinlich nicht spät nachmittags oder Abends einkaufen gehen, oder Montags. Brötchen und Brot backen wir selber, ohne Probleme. Wie dem auch sei, bleibt gesund!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.