Was ist mit den Leuten los?

VON WALTER SCHUBERT

Montagvormittag, halb elf, Parkplatz am EKZ. Für die Älteren, also auch für mich, heißt es immer noch EKZ. Ganz egal, was die jeweiligen Besitzer an die Fassade schrauben. Globus, Toom, Rewe – ganz egal, mit EKZ kommt man klar. Schon als ich auf den Parkplatz fahre, merke ich: „Da stimmt etwas nicht“.

Der Parkplatz ist besetzt wie an einem Freitag kurz vor einem langen Wochenende oder kurz vor Ostern oder Weihnachten. Die meisten Kassen sind besetzt (am Montagvormittag!) und an jeder eine Kundenschlange bis in den Laden hinein. Sonderangebote? Freibier? Räumungsverkauf? Nein – Hamsterkäufe wahrscheinlich auf Grund der letzten Corona-Nachrichten. Ich habe einen ganz normalen Einkaufszettel, nicht sehr lang, nicht sehr viel und auch nichts besonderes. Aber es wird schwierig. Beide Nudelregale sind komplett leer und an den bereits verkauften Knäckebrot-Vorräten werden noch Generationen zu kauen haben.

Alles weg. Alles? Nein, nicht alles. Das ganz spezielle, das angeblich ganz gesunde, also das Glutenfreie, das Laktosefreie oder die Vollkornnudeln – dieses Zeug will offenbar auch in der Krise niemand essen. „Heute morgen haben wir eine Europalette Mehl hier hin gestellt“, berichtet eine Angestellte. „Um kurz nach zehn war alles weg“. Bockwurst wird eng und die Kühltruhen sind geplündert. Selbst der letzte verpackte Fleischdreck mit „Tierhaltungs-Label“ 1 ist auch fast verschwunden. Das Angebot an Wurst und Schinken ist auch schon mächtig geschrumpft. Auch Konserven, Fertiggerichte und Dosensuppen sind sehr beliebt. Ist die Krise wirklich so schlimm, dass es bis Advent an jedem zweiten Tag Dosen-Ravioli geben wird?

Der absolute Verkaufshit ist jedoch Toilettenpapier. Und wenn das Klopapier weg ist, nimmt man auch gerne die Küchenrollen oder die Papiertaschentücher. Alles weg, eine Fläche von gut 6 Europaletten einfach leer. Die Regale geplündert, als gäbe es kein Morgen und keine Nachlieferung. Gibt es Produktionsprobleme oder Engpässe bei den Herstellern? Hab’ ich eine Nachricht verpasst? Müssen die Menschen bei schlechten Nachrichten öfter zur Toilette? 

Vielleicht fühlen sich die Menschen beim Blick in den Vorratsraum sicher und geborgen. Wer 280 Rollen Klopapier hortet, ist ganz bestimmt auf der sicheren Seite, dem kann gar nichts mehr passieren. Vielleicht ist dieses Verhalten auch unsozial. Wäre es nicht schöner, wenn 10 Haushalte jeweils 28 Rollen als Vorrat hätten? Mal darüber nachdenken.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • stefan wiersbin
    • 17.03.20, 21:32 Uhr

    Ich kann dem nur Zustimmen. Ja, die jetzige Situation macht Angst. Keiner von uns hat je eine Pandemie dieses Ausmaß mit gemacht. Doch, dass allein erklärt für mich nicht das Verhalten vieler Mitmenschen, – wenn man mal mit kühlem rationalem Kopf die Situation anschaut. Wir, die Menschheit, wird auch diese Herausforderung meistern, wenn wir alle, unabhängig unserer Herkunft, unserer Religion, zusammen stehen und solidarisch Handeln.

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