“Beschämend für unser Land, dass jüdische Einrichtungen wieder Polizeischutz brauchen”

Jürgen Hardt, MdB (CDU) zur Gedenkstunde “75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz” 

Remscheid/Solingen/Berlin | Heute gedenkt der Deutsche Bundestag dem 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Der Bundestagsabgeordnete für Solingen, Remscheid und Wuppertal II, Jürgen Hardt (CDU), informiert zur Eröffnung der Ausstellung “David Olère. Überlebender des Krematoriums III” im Deutschen Bundestag unter maßgeblicher Beteiligung des Zentrums für verfolgte Künste Solingen und über das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Reden des israelischen Staatspräsidenten Rivlin und des Bundespräsidenten.

75 Jahre ist es her, dass Auschwitz befreit wurde. Heute eröffnet Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble im Paul-Löbe-Haus die Ausstellung “David Olère. Überlebender des Krematoriums III”, der mit seinen Bildern an die Zeit im KZ Auschwitz erinnert. Die Zeichnungen und Gemälde sind in ihrem Realismus schwer zu ertragen. Die grausame Wirklichkeit in den Nazi-Vernichtungslagern habe ich noch nie so eindrücklich vor Augen gehabt. 

Die Ausstellung wurde vom Zentrum für verfolgte Künste in Solingen in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau organisiert. Jürgen Kaumkötter, Direktor des Solinger Zentrums, ist es gelungen, mit Olères Bildern den Betrachtern authentische Szenen aus dem KZ nahezubringen. Die Zeichnungen und Bilder spiegeln die Realität auf grausame Art wider, sind sie doch eine der wenigen Bildquellen der Ereignisse im KZ. Ich bin dankbar, dass das Solinger Zentrum für verfolgte Künste hier in Berlin mit dieser Ausstellung präsent ist.

Dr. Piotr Cywiński (Direktor d. Staatl. Museums Auschwitz-Birkenau), Dr. Wolfgang Schäuble MdB (Präsident des Dt. Bundestages), Beate Klarsfeld (Präsidentin der Beate-Klarsfeld-Stiftung), am Flügel Igor Levit, v.l.n.r.

Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung findet im Bundestag ein würdevolles Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt, bei dem Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Präsident des Staates Israel, Reuven Rivlin, die Gedenkreden halten werden. Ich habe Präsident Rivlin bereits im Jahre 2017 kennen lernen dürfen und freue mich auf seine sicher beeindruckenden Worte.

75 Jahre nach Auschwitz, nach großherzigen Gesten vieler Opfer gegenüber uns Deutschen und angesichts guter Beziehungen Deutschlands zum Jüdischen Staat Israel ist der Gedenktag für mich dennoch nicht frei von einem Gefühl der Scham. Es ist beschämend, dass heute wieder jüdische Einrichtungen in Deutschland unter Polizeischutz stehen müssen. Der mörderische Anschlag auf die Synagoge in Halle, der Brandanschlag 2014 auf die Bergische Synagoge in Wuppertal, immer wiederkehrende Grabschändungen auf jüdischen Friedhöfen und Pöbeleien gegen jüdische Mitbürger hindern Jüdinnen und Juden in Deutschland, ein freies und unbeschwertes Leben zu führen. Das belastet mich zutiefst. Es ist unsere wichtigste Aufgabe, dem Antisemitismus von rechts und links mit Zivilcourage und der ganzen Härte des Gesetzes zu begegnen und vor allem junge Menschen jeder Herkunft und Glaubensrichtung besser als bisher zu einem toleranten Miteinander zu erziehen.

Beitragsfoto: Jürgen Hardt MdB, Anne Henk-Hollstein (Vors. Landschaftsversammlung Rheinland u. Landschaftsausschuss LVR), Ulrike Lubek (Direktorin LVR), Jürgen Kaumkötter (Direktor des Zentrums für verfolgte Künste Solingen), v.l.n.r. ©JürgenHardt

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • stefan wiersbin
    • 29.01.20, 22:08 Uhr

    Beschämend ist es in der Tat, dass jüdische Einrichtungen polizeilichen Schutz benötigen. Nur, etwas neues ist dies nicht. Jüdische Einrichtungen benötigten auch in den 90igern schon polizeilichen Schutz. Wir Deutschen haben nie den latenten Antisemitismus in unserer Gesellschaft, ob nun in der ehemaligen BRD oder DDR, überwunden.

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