Eine radikal-subjektive Miszelle zur “kleinsten” Klimademonstration im Land
VON SABINE KRÄMER-KOX*
Wermelskirchen | Zumindest das Wetter machte mit beim Klima-Streik in Wermelskirchen. Ansonsten konnten sich nur wenige Bürgerinnen und Bürger – anders als der Rest der Welt – für das Thema erwärmen. In ganz Deutschland gehen junge Menschen auf die Straße, um sich für den Klimaschutz stark zu machen, in Wermelskirchen dagegen sind lediglich Kfz auf den Straßen anzutreffen (meist im Halteverbot stehend).
Omas For Future
In Berlin demonstrierten am 29.11. über 60.000 Menschen für den Klimaschutz – und das trotz „Black Friday“. In Wermelskirchen kamen nur ca. 50 Klima-Streikende zusammen – die meisten davon Kita-Kinder und Großeltern – sowie einige Radfahrer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Seite an Seite mit zwei Verfechtern des Billardspiels, das gemäß hochgehaltenem Plakat klimafreundlich und CO2-neutral sei.
Ebenfalls anwesend: eine lokale Zeitungsreporterin und ein WDR-Fernseh-Team. Letzteres kommentierte abends die Demonstration in Wermelskirchen als „vielleicht eine der kleinsten im Land“ (bei den genannten 60 Teilnehmern wurden wohl versehentlich noch ein paar Leute mitgezählt, die eigentlich auf den Bus warteten und höchstens mit der Wahl ihres Transportmittels etwas mit Klimaschutz im Sinn hatten).
Sag mir, wo die Schüler sind
Von den FFF-Aktivisten des Gymnasiums, die im September noch einstimmig skandiert hatten „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“, war weder etwas zu sehen, noch zu hören. Es wird gemunkelt, die Schülerinnen und Schüler seien von Mitschülern gemobbt worden und glänzten deshalb durch Abwesenheit. Vielleicht waren sie aber auch nur shoppen. Auch im Lehrerkollegium solle schlechtes Klima in Bezug auf Schutz desselben geherrscht haben.
Wann wird man je versteh’n …
Ruhe bewahren ist erste Bürgerpflicht
Freudig angetrabt dagegen kam der Amtsschimmel. Schließlich hatten sich die Störer der öffentlichen Ordnung ja direkt vor seinem Domizil versammelt. Die Klima-Streikenden wurden gefragt, ob die Versammlung denn auch angemeldet worden sei. Das war in der Hitze des Gefechts im Vorfeld wohl übersehen worden.
Damit die Ruhe der vor den Geschäften parkenden Kraftfahrzeuge also nicht gestört werde, durften die Demonstranten – anders als im September – nicht durch die Telegrafenstraße ziehen, sondern wurden ihrerseits zwischen Rathaus und Kreditinstitut auf dem Bürgersteig „geparkt“. Vor laufender Kamera wäre es wohl zu peinlich gewesen, die „illegale Versammlung“ aufzulösen.
Nachdem alle Aufnahmen im Kasten, Interviews geführt und die munter spielenden Kita-Klimakinder eingefangen waren, gingen die Demonstranten wieder ihrer Wege; jede/r einzeln – versteht sich.
*Sabine Krämer-Kox vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club RheinBerg-Oberberg e.V. hatte diesen Beitrag zunächst nur zur Veröffentlichung im ADFC-Newsletter vorgesehen. Da sie sich aber sehr über die öffentlichen Anfeindungen gegenüber den Kita-Kindern geärgert hat und wegen der ignoranten Haltung einiger Wermelskirchener zum Thema Klimaschutz hat sie den Beitrag auch dem Forum Wermelskirchen zur Verfügung gestellt.
Ein paar Impressionen:
Dazu hätte ich etwas beizutragen.
Es ist ja nun mal so, dass wir hier in einer Kleinstadt wohnen. Die Anzahl der Demonstranten war zu erwarten, zumal es sich um einen weltweiten Demonstrationstag handelte und nicht um irgendeinen Freitag. Ich habe Freitage erlebt, wo nur zwei Leute oder auch keiner da war. Das bisherige Problem war, dass in WK mehrere Gruppen auf die Straße gingen und nebenher agierten. Dazu kam, dass es hier in Wermelskirchen keine feste Ortsgruppe von „Fridays for Future“ gibt, sondern nur eine lose Gruppe von Aktivisten tätig ist. Auch die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums waren nie richtig organisiert. Dann waren die Zeiten der Demos um 14.00 gerade für Ältere nicht optimal. Auch ist die FFF-Bewegung offiziell immer noch eine reine Jugendbewegung, was bestimmt auch sehr viele abgehalten hat. Und natürlich sollte es nicht mehr vorkommen, dass eine Demo nicht angemeldet ist. Das ist für die ganzen Hetzer und Klimaleugner nur Wasser auf den Mühlen. Aber wie schon geschrieben, kann das passieren, wenn die Organisation etwas suboptimal läuft.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass sich die derzeitigen Organisatoren von FFF WK gerade Gedanken darüber machen, wie man die Bürgerinnen und Bürger, Umweltaktivisten, Vereine, NGO`s und auch die Schülerinnen und Schüler zusammenführen kann. Allen ist klar, dass uns das Thema Klimawandel und Umweltschutz auch im nächsten Jahr begleiten wird. Es wird ja immer schlimmer, auch in WK (z.B. Borkenkäfer). Daher wird es weiter Demos oder Mahnwachen geben.
Wenn´s um eine Abi Party geht, würde man sich wundern wie gut die Jugendlich vernetzt sind und was sie alles bewegen können. Vielleicht müssen erst die ersten Holländer am Ortseingang mit ihren Boten anlegen, damit sich das Bewusstsein in den Wohlfühlzonen ändert.
This is the Zeitgeist