Guter Kundenservice sieht anders aus

VON WALTER SCHUBERT

Ein Kunde der C-Bank in Wermelskirchen, nennen wir ihn mal Paul, möchte für eine Reise 400 US-Dollar haben. Dies ist auch nach Bestellung, für Geld und gute Worte in Wermelskirchen nicht zu machen. Es gibt in dieser Bank keine Kasse mehr! Ein toller Service, meint Paul, und wartet auf einen Lösungsvorschlag. „Da müssen Sie zur Filiale nach Remscheid“, heißt der Tipp und allein die Bezeichnung „müssen“ lässt einem Kunden schon den Hals anschwellen.

Es gibt keine Alternativ-Vorschläge, um dem Kunden zu helfen. Um auf der sicheren Seite zu sein, ruft Paul die C-Bank in Remscheid an. Das heißt, er versucht es, denn niemand ist zu erreichen. Ein weiterer toller Servicepunkt! Also mutig sein und nach Remscheid fahren mit den üblichen Querelen wie Stau, Ampeln und Parkplatzsuche. Und dann erlebt Paul, dass er heute einen ganz schlechten Tag erwischt hat. „Normalerweise haben wir immer größere Mengen an Bargeld vorrätig, aber heute, durch ein technisches Problem … – da müssen Sie in drei Tagen noch einmal wieder kommen“, so lautet die Antwort. Schon wieder soll Kunde Paul müssen müssen. Und auch hier gibt es keine kundenfreundliche Lösungsangebote. 

Kein Wunder, dass die C-Bank in den Schlagzeilen steht und plant, viele Filialen zu schließen. Und es ist auch kein Wunder, dass sie gerade den Kunden Paul verloren hat.

Ein neuer Versuch bei der DB-Bank. Auch in dieser Filiale in Wermelskirchen gibt es keine Kasse mehr. Also auch hier kein Bargeld am Schalter und natürlich auch keine Dollar-Noten. Und wieder wird Kunde Paul an die Niederlassung in Remscheid verwiesen. Immerhin geht es dann schnell und zuverlässig. Mit der Post ist am nächsten Tag die Abrechnung im Briefkasten und die gewünschten 400 Dollar sind namentlich zur Abholung hinterlegt.

Es nutzt also offenbar nichts, die Bank zu wechseln. Überall werden die Kunden ins Onlinebanking gedrängt. Dadurch entsteht das Argument, dass ja keine Kunden mehr in die Filialen kämen. Danach werden Filialen geschlossen, Mitarbeiter überflüssig und mindestens die Kassen vor Ort können abgeschafft werden.

Aber Paul hat eine ganz andere Vermutung: Das Bargeld soll, so weit wie nur eben möglich, verschwinden. Was als Vorteil und Bequemlichkeit verkauft wird, ist in Wahrheit der Schritt zur totalen Überwachung und zur absoluten Kontrolle. Schade, dass es den meisten Bürgern egal ist.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Andreas Müßener
    • 19.10.19, 9:08 Uhr

    Die Abschaffung des Bargeldes ist auch Folge der Verschuldungskrise, damit der Minus-Zins effektiver angewendet werden kann. Ein Nullzins sollte sehr kurzfristig in Zeiten schwerer Wirtschaftskrisen angewendet werden. Aber er ist weder kurzfristig noch in den Zeiten einer schweren Depression angewendet worden.

    In dem Fall der Euro-Rettung zerstört er eine Volkswirtschaft. Banken geraten durch den Nullzins dauerhaft in eine Ertragskrise. Bei steigenden Zinsen würden aber reihenweise Unternehmen pleite gehen, die sich an niedrigste Kapitalkosten gewöhnt haben. Bei steigenden Zinsen würden die Banken neben der Ertragskrise ebenfalls in eine Abschreibungskrise hineingeraten.

    https://www.focus.de/finanzen/boerse/bargeldverbot-eiszeit-fuer-cash-die-plaene-der-notenbanken_id_11238977.html

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/zypern-reiche-bankkunden-verlieren-mehr-als-erwartet-a-891793.html

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