Camino Santiago 2018 bis 2020 – Nachtrag

Qua Vadis? – Wohin gehst Du?
Gestern bin ich gegen 18:40 Uhr endlich bei den Podologen gewesen. Der Ausbilder zeigte zwei angehenden Podologen, wie man Blasen professionell öffnet. Ich glaubte, mit drei Blasen aufwarten zu können, aber es waren vier. Bei einer bemerkte er natürlich sofort, dass ich diese selbst geöffnet hatte. Er meinte ich sei ja trotz Blasen entspannt, wobei ich die eine überhaupt nicht bemerkt hatte.

Danach war ich noch auf ein Bier mit Limo auf dem Marktplatz und erlebte die Vorbereitungen auf den Prolog eines Radrennens. Tak und seine jungen Landsleute ließen es sich auch nicht nehmen, bis es zum Gewitter kam. Vor diesem sind wir dann doch gemeinsam geflüchtet. Tak wünschte mir eine gute Heimreise, ich ihm einen guten weiteren Weg nach Santiago. Auch hatte ich per Messenger Kontakt mit Sanggak, dem anderen Mitpilger aus Südkorea, – der seinen gut bezahlten Job aufgegeben hat, um ein Buch zu schreiben. Er ist eine Tagesetappe voraus. Er bedauerte es, dass wir uns leider nicht mehr auf dem Camino sehen werden. Auch er wünschte mir eine gute Heimreise. Ich lud ihn nach Wermelskirchen ein, sollte er sich entscheiden, nach dem Camino Deutschland zu besuchen.

Astorga, ein Städchen mit etwas mehr als 11000 Einwohnern, wurde schon 17 vor Christi als römische Garnison mit einer Legion Römern erwähnt. Heute ist sie Bischofssitz und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert und der neogotische Bischofspalast, erbaut von Antoni Gaudi. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Astorga

Am gestrigen Tag jährte sich der Anschlag von Oslo und Utoya vor acht Jahren, bei dem 77 Menschen durch einen rechtsextremen Attentäter ihr Leben verloren haben. Norwegen, Schweden und die europäische Sozialdemokratie gedachten der Opfer. – Um so mehr erschreckt, dass die konservative Mehrheit im Rat unserer Stadt Wermelskirchen, allem Anschein nach der Auffassung ist, dass die Äußerungen eines Mitglieds des Rats der Stadt mit Anleihen an rechtsextremen, identitären Duktus, kein Thema im Rat sein sollen. – Es ist erschreckend, dass dieses Gedankengut negiert werden soll! Dem kommenden Wahlkampf geschuldet?

Heute Morgen ließ ich meinen Rucksack in der Herberge stehen und verließ sie vor acht Uhr. Ich ging einige Schritte in Richtung Marktplatz und frühstückte in einer Konditorei mit feinster Schokolade und Pralinen. Danach schlenderte ich noch ein wenig durch die Stadt Richtung Kathedrale, da mein Zug erst um 12:20 Uhr fährt. Doch ich beschloss, nicht zur Kathedrale zu gehen. Nächstes Jahr! – Ehrlicherweise standen mir schon ein wenig die Tränen in den Augen, als meine Mitpilger sich auf den Camino begeben haben. Ich wäre gern weiter gelaufen. – Aber, das ist Leben, das ist der Camino. Der Alltag ruft.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Heidbüchel
    • 23.07.19, 14:36 Uhr

    Dankeschön lieber Stefan für deine wunderbaren Schilderungen, Texte und Mahnungen auf deinem Weg.
    Ein herzliches Buen Camino und eine gesunde Rückkehr nach Wermelskirchen

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