Camino Santiago: Catzadilla de los Hermanillos nach Mansilla de los Munias

Camino Santiago: Catzadilla de los Hermanillos nach Mansilla de los Munias. Auch heute laufe ich etwa 24 Kilometer, also ein eher entspannter Tag. Die ersten 18 Kilometer wieder einmal durch das Off der Meseta, immer der Via Trojana folgend.

Die öffentliche Herberge in Hermanillos war einfach, aber die Herzlichkeit der beiden Hospitalerias unübertroffen. Einfach erfreuend! Es gab einen Wäscheservice für 3 Euro! Gerda, eine der beiden Hospitalerias, bat mich um die Adresse, unter der man meine Berichte lesen kann. Sie wollte diese ihren deutschen Freunden schicken. Auch einer Mitpilgerin aus der tschechischen Republik gab ich den Link für ihre Freunde in Deutschland. Zu Abend gab es Nudeln mit Paprika. Ich habe doch tatsächlich das erste mal auf dem diesjährigen Camino gekocht und mir dazu ein Bier gegönnt. Thierry und der eine oder andere Bekannte haben den Weg hierher auch gefunden.

Was bewegte mich gestern, außer dem Gedicht von León Felipe und die Begegnung mit den Augustinerinnen? Eigentlich nichts. Das Gedicht fasst für mich die Fragen des Lebens komprimiert zusammen. Was ist der Sinn des Lebens? Ist es die Konformität oder ist es die Individualität? Ich kann León Felipe folgen, der meiner Meinung nach mit diesem Gedicht eine klare Aussage macht. Es ist die Individualität; indem er sagt, dass Gott für jeden einen eigenen Weg vorgesehen hat. – Wenn dem so ist und ich bin davon überzeugt, dann sind wir alle, so unterschiedlich wir sind, Gottes Geschöpfe und dürfen uns getrost auf dem individuell von Gott, vorgezeichneten Weg voran bewegen.

Die heutige Tageslosung, ich habe mich der Tageslosungen bedient, die ich in Hontanas mitgenommen hatte, lautet: „Alles existiert gemäß seiner eigenen Natur. Unsere individuelle Vorstellung von innerem und äußerem Wert, Richtigkeit, Schönheit und Größe existieren nur in unserem Kopf, nicht außerhalb davon.“

Ich finde, es passt wunderbar zu dem Gedicht von Léon Felipe und den Gedanken zu seinem Gedicht. Unser Schöpfer, ob wir ihn nun Jehova, Allah, Buddha, Gott oder sonst wie nennen, hat jeden einzelnen als wertvolles, einzigartiges Geschöpf geschaffen. – Von daher ist es für mich absolut unverständlich, dass es auf unserer Welt Politiker, Kirchen- und Glaubensführer gibt, die glauben, einzelnen Menschen, einzelnen Gruppen diese Einzigartigkeit absprechen zu können. Sie damit aus der Gesellschaft aussortieren und gar töten zu können. Für mich als Christ erhöhen sich diese Menschen und glauben, über anderen und der Schöpfung zu stehen. Und auch diese sind nur Teil der Schöpfung, Teil des Ganzen.

Heute Morgen startete ich kurz nach sechs Uhr mit einem Nescafé in der Herberge. Gerdas Schwester verabschiedete uns. Einen richtigen Kaffee gab es nach den ersten 18 Kilometern in Reliegos. Doch zunächst war da die Wegstrecke durch das Off, davon etwa 14 Kilometer über einen unbefestigten, sehr steinigen Feldweg. Der mir heute, ehrlich gesagt, zusetzte. Anders gesagt, er ging mir schlicht auf den Keks. Aber, das ist halt der Camino. Nach etwa vier Stunden war dann endlich Reliegos und die Kaffeebar erreicht. Dort gönnte ich mir zwei Café con Leche, einen frisch gepressten Orangensaft und eine Portion Tortilla.

Nach etwa 45 Minuten ging es auf die letzten sechs Kilometer, nach Manzilla de los Mulas, meinem Tagesziel. Und da die Spanier ein freundliches Volk sind und der liebe Gott vergaß, wenigstens einen Berg bzw. Hügel einzubauen, taten es die Spanier. So mussten zwei Brücken, die hügelartig angelegt waren, überwunden und damit Autobahn sowie Nationalstraße überquert werden. Auf dem Weg nach Manzilla hatte ich dank moderner Technik mit meinem Mitpilger Sangak aus Korea Kontakt. Er musste den Bus nach León nehmen da er nicht mehr laufen konnte. Er hofft, morgen wieder laufen zu können, somit ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass wir uns nochmals treffen. Denn mein Camino 2019 geht in drei Tagen zu Ende und er ist jetzt eine Tagesetappe vor mir. Wir wünschten uns einen guten Weg und ich gab ihm noch den Link zu meinen Texten. Wir haben vor Tagen ausgemacht, unsere Texte auszutauschen.

Die Stadt erreichte ich kurz nach zwölf Uhr. Hier quartierte ich mich in der Herberge „Jardin del Camino“ ein. Morgen geht es nach León, 18,5 Kilometer. León wartet mit seiner Kathedrale und der Herberge der Benediktinerinnen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.