Vor 80 Jahren: Rettung jüdischer Kinder durch „Kindertransporte“

Köln | Im Juli 1939 verließ der letzte von insgesamt vier Kindertransporten mit Schülerinnen und Schülern des jüdischen Reformgymnasiums Jawne Köln. Seit Januar 1939 war es dem Schulleiter Dr. Erich Klibansky gelungen, etwa 130 Kindern und Jugendlichen eine Auswanderung nach Großbritannien zu ermöglichen und sie vor der Verfolgung unter dem NS-Regime zu retten.

Als Reaktion auf das Novemberpogrom 1938 im Deutschen Reich hatte sich Großbritannien zur Aufnahme minderjähriger Kinder und Jugendlicher ohne Begleitung ihrer Eltern bereit erklärt. Seitdem war Klibansky darum bemüht gewesen, mit „Kindertransporten“ seine gesamte Schule nach dort zu verlegen. Dieses Ziel konnte er zwar nicht erreichen, weil das Hilfsprogramm mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt wurde. Doch immerhin konnte er rund ein Viertel seiner Schülerinnen und Schüler retten.

Er selbst kehrte stets nach Köln zurück, um von hier aus weitere Transporte organisieren zu können. Ihm und seiner Familie gelang die Flucht nicht mehr. Am 20. Juli 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Ehefrau und den Söhnen Richtung Minsk deportiert und bei Ankunft an der nahe gelegenen Mordstätte Trostenez ermordet.

Kurt Marx, geboren 1925 in Köln, war seit Mitte der 1930er Jahre Schüler der Jawne und kam im Januar 1939 mit dem ersten von Dr. Klibansky organisierten Kindertransport nach London. Zunächst besuchte er eine englische Schule, musste diese als Deutscher aber mit Kriegsbeginn im September 1939 wieder verlassen. Er begann eine Lehre als Diamantenschleifer und arbeitete fortan im Diamantenhandel. Seine Eltern wurden wie die Familie Klibansky im Juli 1942 deportiert und in Trostenez ermordet. 1947 heiratete Kurt Marx seine Frau, eine Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Bis heute lebt Kurt Marx in London.

Podiumsgespräch • Donnerstag, 11. Juli 2019, 19 Uhr • EL-DE-Haus Köln • Mit Kurt Marx (Großbritannien) und Adrian Stellmacher (Lern- und Gedenkort Jawne) • Moderation: Larissa Schmitz • In Kooperation mit dem Lern- und Gedenkort Jawne • Eintritt: frei

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Michael Faubel
    • 03.07.19, 10:36 Uhr

    Viel habe ich schon gelesen, über die Greultaten in der NS Zeit.
    Trostenez, davon hatte ich bis her noch nichts gehört.
    Schnell Gegoogelt und schon wieder ein für mich neuer Ort des Grauens auf der Landkarte von Europa unter dem NS Regime, das Vernichtungslager Maly Trostinez.
    Furchtbar zu lesen welche Verbrechen dort an Menschen verübt wurden, und wieder wird ganz deutlich klar, so was darf unter keinen Umständen je wieder möglich sein !

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.