Ein Einwurf von Wolfgang Horn
Die politische Plakatkunst hat gelitten. Oder die Parteien sind nicht mehr auf der Höhe ihrer Möglichkeiten. Oder die Verantwortlichen in den Parteien nehmen das Wahlvolk nicht mehr für voll. Oder es ist heutzutage selbst für Politik-Profis nicht mehr möglich, kompliziert gewordene Verhältnisse und entsprechende politische Forderungen und Programme auf Plakaten und Flyern verständlich zu formulieren. Einerlei. In Wermelskirchen werben, wie anderswo, derzeit die Parteien um den Wähler. Es geht um Europa. „Katharina Barley“ beispielsweise heißt eine Losung. Oder „Heimat bewahren“. Oder „Regionale Wertschöpfung“. „Diesel retten“. Oder „Ulrike Müller“. „Uwe Pakendorf“. „Miteinander“. „Klimaschutz“. Von jenen plakatiert, die das Klima nicht für schützenswert halten, weil es keinen Klimawandel gäbe. „Frieden“. „Sicherheit ist nicht selbstverständlich“. Buchstabensalat. Ein-Wort-Slogans. Namen. Die Wahlen zum Europaparlament seien, so die meisten Parteien vor der Wahl, eine „Schicksalswahl“. Und dann solche fahlen Plakate? An Läppigkeit nicht mehr zu überbieten. Die Plakatwerdung der Dürftigkeit. Meist völlig frei von auch nur einer Idee zum gemeinsamen Europa, zum Zusammenwirken unterschiedlicher Staaten. Politik sei die „Macht des Wortes“? Mag sein. Das staunende Publikum bekommt das nicht mit. Die Plakate an den Straßenlaternen sind frei von einer solchen „Macht“. Das Zeugs taugt zu nichts. Nicht zur politischen Information. Nicht zur Aufklärung. Nicht zur Mobilisierung. Nicht als Anstoß. Die gesamte politische Kaste scheint im Gleichklang kapituliert zu haben. Wer Wahlkampf auf derart dümmliche Weise betreibt, nimmt weder den Wähler ernst, noch seine eigene Partei, noch das politische System einer aufgeklärten Demokratie. Die Plakate zur Europawahl sind eine Bankrotterklärung. Allesamt. Die Unterschiede zwischen den Parteien sind derart gering, daß eine solche Generalaussage gerechtfertigt zu sein scheint. Zudem ist das Zeugs aus Plastik. Klimaschutz? Ach, iwo! Politische Plakate nicht nur als geistige Umweltverschmutzung. Sind wir weit gekommen.