Wermelskirchen | Gestern bot sich den nicht sehr zahlreich erschienenen Zuschauern in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses ein nicht wirklich häufig zu beobachtendes Spektakel: Der Sitzungsleiter, Bürgermeister Rainer Bleek, nahm zwischen den Mitgliedern der CDU-Fraktion Platz, während sein Stellvertreter, Stefan Leßenich von der CDU, den Platz des Bürgermeisters auf der Verwaltungsseite einnahm. Der Grund: Bürgermeister Bleek hatte sich entschieden, zum Tagesordnungspunkt, der Einrichtung einer Stelle für einen Streetworker, inhaltlich Stellung zu beziehen und eine Gegenposition zu der seines Ersten Beigeordneten, Stefan Görnert, einzunehmen.
Der Jugendhilfe-Ausschuß, der zuständige Fachausschuß, hatte seinerzeit beschlossen, dem Rat zu empfehlen, die Stelle eines Streetworkers in der Verwaltung einzurichten. Die drei Fraktionen von CDU, Bürgerforum und WNKUWG hatten für die gestrige Sitzung erneut die Stelleneinrichtung gefordert, da, wie der CDU-Chef im Rat, Christian Klicki, erklärte, Bürgermeister Bleek bislang nichts unternommen habe, um diesem Votum des Fachausschusses nachzukommen.
Bürgermeister Bleek erläuterte dann, von den CDU-Sitzen im Alten Ratssaal aus, warum er gegen die Einrichtung einer solchen Stelle sei und nahm dabei auch Bezug auf die Definition und Beschreibung, wie sie von Wikipedia zum Thema „Streetworking“ geliefert wird. Demnach sei „Streetwork“ (Straßensozialarbeit) ein eigenständiges Arbeitsfeld, um „problembelastete Zielgruppen zu unterstützen, die nicht mehr von herkömmlichen sozialen Hilfeeinrichtungen erreicht werden“. Typische Zielgruppen wären vor allem Personengruppen mit selbst- oder fremdgefährdenden Verhaltensweisen, Obdachlose, Drogenabhängige, Prostituierte und delinquente Jugendgruppen.
Und genau diese Problematik, so Bleek, lasse sich in Wermelskirchen überhaupt nicht auffinden. Natürlich gebe es Jugendliche und Gruppen von Jugendlichen, die mal über die Stränge schlügen und sich ausprobierten. Natürlich werde in der Peergroup auch versucht, sich den Regeln der Erwachsenenwelt zu widersetzen und andere Ordnungsvorstellungen gelten zu lassen. Das sei im übrigen kein Zeichen von sozialer Verwahrlosung und habe ganz gewiß für alle Generationen gegolten. Bleek legte dar, daß es sich seiner Auffassung nach mit Blick etwa auf die Jugendlichen in Dabringhausen eher um eine Aufgabe der Polizei und der Ordnungsbehörden handele als um das Arbeitsfeld eines Streetworkers. Unterstützung fand Bleek bei den Sozialdemokraten im Ausschuß, deren Vorsitzender bereits öffentlich Stellung gegen die Einrichtung einer Streetworkerstelle bezogen hatte. Von Verwahrlosung könne in Wermelskirchen auf keinen Fall die Rede sein. Deshalb sollten die Antragsteller ihren Antrag verdeutlich und einmal ganz konkret auflisten, welche sozialen Rahmenbedingungen und Problemlagen das Arbeitsfeld des Streetworkers aufweise.
Verständnis für die Position des Bürgermeisters äußerte auch Jürgen Manderla von der FDP, dem die Kosten für die Einrichtung der Stelle in Höhe von etwa 60.000 Euro angesichts keineswegs sicher erwartbaren Nutzens zu hoch erschienen. Und Stefan Janosi schließlich beantragte, zunächst einmal nur eine halbe Stelle zu bewilligen.
Christian Klicki sah mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse keinerlei Anlaß, von den Formulierungen des Antrags abzugehen und die geforderten Konretisierungen vorzunehmen. Der junge CDU-Chef argumentierte lediglich formal, der Fachausschuß habe entschieden und der Bürgermeister habe diesen Beschluß zu exekutieren. Mehrheit ist Mehrheit und der nächste Kommunalwahlkampf ist schon in Sicht. Auch andere Kompromißüberlegungen, etwa die Debatte noch einmal im Jugendhilfe-Ausschuß aufzunehmen und die Problemlage dort genau zu schreiben, fanden keine Mehrheit. Thorn Seidel, Ex-Linker, jetzt rechtes Beiboot der WNKUWG-Fraktion, vermengte in der Debatte dann noch die Sozialarbeit bei und mit Jugendlichen mit der Notwendigkeit, obdachlosen Menschen mit teils erheblichen psychischen Problemen in Wermelskirchen soziale Betreuung zukommen zu lassen.
Am Ende schließlich wurde der Antrag mit den Stimmen von CDU, Bürgerforum und WNKUWG angenommen und Bürgemeister Bleek und sein Stellvertreter, Stefan Leßenich, konnten ihre Plätze wieder tauschen.
https://rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/wermelskirchen-mehrheit-im-hauptausschuss-stimmt-fuer-streetworker-stelle_aid-37030611
Vergleicht man den Bericht in der Bergischen Morgenpost hinsichtlich der Positionierung der Vertreter der WNK UWG mit dem Post des hiesigen Chronisten, kann man den Eindruck haben, die Berichterstatter waren auf verschiedenen Sitzungen.
Und legt man, lieber Herr Rehse, noch den heutigen heutigen Beitrag aus dem Wermelskirchener General-Anzeiger dazu, stellt man fest, daß drei verschiedene Beobachter drei verschiedene Sichtweisen einnehmen. Das ist doch gut, oder?
Ihr Wolfgang Horn
Ja, belegt das Phänonen der Fake-News, der selektiven Wahrnehmung wie auch der Manipulationsversuche am Leser.
Mir ist klar, daß Sie die Einfalt der Vielfalt vorziehen. Fake-News sind Lügen. Selektive Wahrnehmung ist die menschliche Wahrnehmungungsweise. Und als Manipulationsversuch werten Sie bereits alles, was nicht Ihrer Auffassung entspricht.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag
Wolfgang Horn
warum sich hier überhaupt aufregen und streiten ? Es sollte allerdings aus Gründen der Fairness und Ehrlichkeit, jedem Leser gleich auf der Startseite klargemacht werden, dass ihn bei “forumwk” alles andere als eine überparteiliche Seite erwartet. Zumindest nicht so lang Wolfgang Horn im Impressum steht. “forum-rotes-wk” wäre sonst noch eine gute Alternative.
Hallo Herr Schäfer,
da bin ich ganz bei Ihnen. Würde sogar den Chronisten für den Karl-Eduard von Schnitzler-Orden vorschlagen für die größte Desinformationspolitik seit dem Niedergang des DDR-Fernsehens (siehe auch, z. B. auf Youtube – “Der schwarze Kanal”).
Abendliche Grüße,
Stefan Kind
Verständnisschwierigkeit. Das soll ein “forum-rotes-wk” sein? In “Wir über uns” steht: “Das Forum Wermelskirchen ist ein solcher virtueller Marktplatz. Ein Ort für Informationen, Meinungen, Kommentare, Hinweise, Tips und Service, Termine und Veranstaltungen, Meldungen, Wermelskirchen betreffend und von öffentlichem Belang. Forum Wermelskirchen veröffentlicht alles, was für Wermelskirchen von Bedeutung ist, sein kann.” Damit verfolgt das “forumwk” ein Ziel das schon der aufklärerische Voltaire pflegte: “Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.” Und das ist doch das was eine lebendige Demokratie heutzutage mehr denn je braucht.
Hallo Hr. Kind, so einfach ist das nicht. Eduard von Schnitzler war Chefkommentator des DDR Fernsehens bis 1989. Anschließend u.a. Mitglied der DKP. Er kommentierte allein vor der Kamera einzelne Fernseh-Bildausschnitte von Nachrichten und Reportagen mit aggressiver Polemik, scharfer Zunge und rücksichtsloser, auch persönlich angreifender Argumentationsweise, was ihm den Spitznamen “Sudel-Ede” eintrug. Beispiel Mauerbau am 13. August: “Die Falltür West-Berlin ist dicht gemacht worden. Die auf das Herz der DDR gerichtete Lanzenspitze ist umgebogen.” Er verteidigte bedingungslos die Politik der SED. Von wegen Meinungsvielfalt und freier Meinungsäußerung. Und hier im „forumwk“ können Sie frei Ihre Meinung äußern. Wie sagte doch vor kurzem unsere Bundeskanzlerin sinngemäß: Das schöne an der Demokratie ist, das jeder sagen kann was er denkt.“