Berlin | Fast jeder dritte Erwerbslose in Deutschland kann sich nicht regelmäßig eine vollwertige Mahlzeit leisten: Bei einer EU-Erhebung gaben 30,3 Prozent der Menschen ohne Job an, nicht genug Geld zu haben, um jeden zweiten Tag vollwertig zu essen. Das berichtet die Kölner Internetzeitung report-K.
Das gehe aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, über welche die “Neue Osnabrücker Zeitung” (NOZ) berichtet. Insgesamt wären 5,14 Millionen Menschen ab 16 Jahren betroffen. Das entspreche einem Anteil von 7,5 Prozent. Die Zahlen stammten aus der EU-Datenbank SILC, die das Statistische Bundesamt auf Anfrage der Linken-Fraktion ausgewertet habe, und beruhen auf der Selbsteinschätzung der befragten Haushalte. Die aktuellsten Daten bezögen sich auf das Jahr 2017.
2014 habe der Anteil der Erwerbslosen, denen Geld für regelmäßige vollwertige Mahlzeiten fehlte, bei gut 33 Prozent gelegen. 21 Millionen Menschen in Deutschland (30,4 Prozent) sähen sich 2017 nicht in der Lage, unerwartete Ausgaben in Höhe von 1.000 Euro etwa für eine Autoreparatur oder eine neue Waschmaschine aus eigenen Finanzmitteln zu stemmen. Fast 16 von hundert Haushalten fehle Geld, um jährlich eine Woche Urlaub woanders als daheim zu verbringen.
Dieser Anteil sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. 2014 hätten laut SILC gut 21 Prozent der Haushalte zu wenig Geld für einen jährlichen Urlaub fern der Heimat. Die Zahl der Betroffenen sank von 14,3 auf 10,9 Millionen.
Die Linken-Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann nannte die Zahlen alarmierend. “Armut ist in Deutschland kein Randphänomen, sondern zieht sich quer durch die Bevölkerung”, sagte sie der NOZ und forderte von der Bundesregierung “ein umfassendes Konzept zur Armutsbekämpfung”. Dazu gehöre ein Mindestlohn von zwölf Euro, die Streichung der Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung sowie der Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher und eine Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent.