Den nachfolgenden Beitrag entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung der Münsterschen Volkszeitung:
Münster | Kunstaktion gegen inhumane Abschiebepraxis Am Samstag wurden aus den Krippen mehrerer Münsteraner Kirchen die Figur des Josef „abgeschoben”. Dadurch soll auf die inhumane Abschiebschiebepraxis und auf das 100-jährige Bestehen von Abschiebehaftanstalten in Deutschland hingewiesen werden.
„Seit genau 100 Jahren werden Menschen in Deutschland in Abschiebegefängnisse gesteckt, um sie von dort aus abzuschieben“, so Beate Pauling, Vertreterin der Gruppe dieser Kunstaktion. „Abschiebehaft widerspricht nicht nur jeglichen humanen Grundsätzen, sondern ist in der Praxis vollkommen willkürlich.“ Jede Form der Abschiebehaft sei ein enormer Eingriff in die Selbstbestimmung von Menschen und werde in vielen Fällen eingesetzt, obwohl dies rechtswidrig ist: Der Hannoveraner Anwalt Peter Fahlbusch hat seit 2002 bei über der Hälfte seiner Mandanten Klagen gegen deren Abschiebehaft gewonnen, da sie zu Unrecht angeordnet wurde.
„Auch aus Münster werden Menschen unangekündigt abgeschoben. Diese Stadt ist keine Ausnahme mit ihrer inhumanen Abschiebepraxis.“ Erst kurz vor Weihnachten wurde eine Familie mit zwei kleinen Kindern unangekündigt und mitten in der Nacht aus Roxel abgeschoben. Bekannte der Familie bekamen dies mit. „Oft geschehen Abschiebungen, ohne dass die Münsteraner Bevölkerung davon etwas merkt“, so Pauling weiter.
In den Krippen mit den fehlenden Josefs-Statuen befindet sich ein Abschiebungsbescheid im Stile des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Dieser Bescheid, in dem die Abschiebung von Josef nach Nazareth angeordnet wurde, sowie ein Erklärungstext wurden in den Kirchen angebracht. Die politische Kunstaktion möchte auf diese Weise die Münsteraner Öffentlichkeit auf Abschiebungen und Abschiebehaft aufmerksam machen, heißt es in einer Pressemitteilung der Kunstaktivisten.