Ein Einwurf von Wolfgang Horn
Wermelskirchen | Das Netz, das „Neuland“ Internet, wie die Kanzlerin noch kürzlich zu formulieren beliebte, bietet mit den sogenannten „Webseiten“ die eigentlich schnellste Form der Informationsvermittlung. Die Digitalisierung macht‘s möglich. Allein die Politik, Parteien und Politiker, trauen dem Braten noch nicht so recht, wohingegen die gemeinen Menschen, alte und junge gleichermaßen, dieses Netz in nahezu allen Lebenslagen eifrigst nutzen.
Man schaue sich zum Beweis einmal den Internetauftritt der hiesigen FDP an. Dort fordern die Liberalen, die noch im Bundestagswahlkampf den Vorsitzenden im weißen Unterhemd „Digitalisierung First“ fordern ließen, seit beinahe eineinhalb Jahren einen Prüfauftrag zur Kostenschätzung für den Umbau der Sekundarschule. Von Gestern. Nein, Vorgestern.
Nächster Versuch. Die Facebookseite der lokalen FDP. Mit „Innovation Nation“ werden Besucher begrüßt. Klar. Und: „Denken wir neu“. Der Vorsitzende persönlich. Christian Lindner sorgt sich um unser aller Denken. Aber: Das aktuelle Posting stammt vom 9. Mai. Ist also erst knapp sieben Monate alt. Und worum geht‘s? Um den Ausbau der Sekundarschule und die Nichteinhaltung des ursprünglich vereinbarten Kostenrahmens. Auch von gestern.
Offenbar ist die lokale FDP nicht wirklich die schnellste aller Parteien. Dafür spricht auch, daß auf der gemeinsamen Sitzung städtischer Ausschüsse von Burscheid und Wermelskirchen zur Verabschiedung des interkommunalen integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzeptes für Burscheid und Wermelskirchen ausgerechnet der Wermelskirchener Vertreter der FDP, Stephan Theil, „Beratungsbedarf“ für seine Fraktion anmeldete. Den Burscheider Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses, auch manchem Wermelskirchener Stadtverordneten blieb, wie die Bergische Morgenpost heute schrieb, „die Spucke weg“. Denn üblicherweise verzichtet man in der Kommunalpolitik auf eine Beschlussfassung, wenn eine Fraktion zur Kenntnis gibt, daß sie noch Gesprächsbedarf habe.
Seit Monaten wird in beiden Städten in diversen Ausschüssen, im Stadtrat, in Sonderveranstaltungen das Handlungs- und Entwicklungskonzept beraten. Und die FDP ist jedesmal dabei. Und nun, da es gilt zu entscheiden, will die FDP kneifen. Mit dem Neuland hat es die liberale Partei offenbar nicht so. Kein Wunder, daß Teilnehmer der Beratung das Verhalten der Liberalen beschämend fanden und unkonstruktiv. Modern, zukunftsorientiert, das kann man der hiesigen FDP keinesfalls attestieren. Eine Partei von gestern. Schade. Daran ändert auch nichts, daß FDP-Mann Theil schließlich seinen Antrag zurückzog und sich bei der Beschlußfassung der Stimme enthielt.
Nachtrag:
Patrick Engels, Vorsitzender der Wermelskirchener Gliederung der FDP, weist zurecht daraufhin, daß auf der Facebookseite der hiesigen FDP neuere Beiträge als der vom Mai diesen Jahres eingestellt sind. Die jüngsten Beiträge stammen aus dem September, sind also keineswegs bereits sieben Monate alt. Ich hatte versprochen, das richtigzustellen.