Den nachfolgenden Beitrag übernehmen wir mit freundlicher Genehmigung aus dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:
Bergisches Land | Die Neyetalsperre, im Norden der Stadt Wipperfürth bei der Ortschaft Neye im Oberbergischen Kreis gelegen, feiert in diesem Monat ihr 110jähriges Bestehen. Die von Prof. Dr. Otto Intze geplante Talsperre wurde im Auftrag der Stadt Remscheid in den Jahren 1905 bis 1908 erbaut. Am 23. November 1908 wurde mit der Füllung des Sperrbeckens begonnen. Am 11. Februar 1909 erfolgte in Gegenwart des Regierungspräsidenten von Düsseldorf bei drei Viertel der Stauhöhe die endgültige Abnahme der Sperrmauer.
Vorgeschichte: Die Talsperre im Eschbachtal bei Remscheid war damals für die erhebliche Zunahme des Wasserverbrauches zu klein geworden. Der Ausbau des Wasserversorgungsnetzes, die vielen Straßensprengungen und der Umstand, dass die Jahre 1901 und 1904 Trockenjahre waren, veranlasste die Wasserwerksbetreiber, an eine Erweiterung ihrer Wassergewinnungsanlage zu denken. Dabei kam der Bau einer Talsperre im Neyetal bei Wipperfürth in Betracht. Da das Neyetal äußerst schwach besiedelt war, hatten sich bei der Wasserqualität sehr gute Ergebnisse ergeben. Nach umfangreichen Planungs- und geologischen Vorarbeiten sowie den Genehmigungs-verfahren wird im April 1907 mit der Verlegung der 14,9 km langen Druckrohrleitung begonnen, noch im August startet der Mauerbau.
Das Fassungsvermögen der Talsperre beträgt am Ende sechs Millionen Kubikmeter. Gestaut wird der Bach Neye. Die Staumauer ist eine gekrümmte Gewichtsstaumauer aus Bruchsteinmauerwerk nach dem Intze-Prinzip. Den Zuschlag für den Bau der Sperrmauer erhielt damals die Firma Ernst Jüngst in Hagen. Das Mauerwerks-Volumen der Sperrmauer betrug 55.230 cbm Mauerwerk. Die Zahl der ständigen Arbeiter während der Hauptarbeitszeit betrug im Maximum 550; und zwar 120 Maurer, 90 Handlanger, 160 Steinbrucharbeiter, 30 Arbeiter bei den Mörtelmaschinen, 35 Zimmerarbeiter, Schlosser, Heizer und bei der Ausrodung des Talbeckens 115 Arbeiter. Rechnet man noch die bei den Stollen- und Rohrverlegungsarbeiten, bei den Wassertürmen usw. hinzu, so beträgt die Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter bei allen Bauten rund 700 – 800 Arbeiter pro Tag. Alle möglichen Nationen waren vertreten: bei den Mauer- und Stollenarbeiten fast ausschließlich Italiener. Auf die einzelnen Nationen verteilt waren beschäftigt: 25 Deutsche, 380 Italiener, 130 Kroaten und Montenegriner, 15 verschiedene Nationen. (Quelle: Carl Borchardt, ehemaliger Direktor der Städtischen Gas- und Wasserwerke Remscheid, Denkschrift zur Einweihung der Neyetalsperre bei Wipperfürth, Remscheid 1909)
In den Jahren 1964 bis 1969 wurde die 33,8 m hohe Staumauer mit einer Kronenlänge von 260 m komplett saniert. Heute ist die EWR GmbH, die Energietochter der Stadtwerke Remscheid GmbH, Eigentümerin der Neyetalsperre. Bis zum Jahr 2004 wurde sie zur Trinkwassergewinnung für die Stadt Remscheid genutzt. Mit der Schließung des Wasserwerks Eschbachtal am 17. November 2004 wurde auch die Trinkwassergewinnung aus der Neyetalsperre eingestellt. Das Wasser für Remscheid kommt seitdem ausschließlich aus der Großen Dhünn-Talsperre.
Seit 2007 obliegt die Betriebsführung der Neyetalsperre dem Wupperverband. Sie bleibt als Trinkwassertalsperre für Notsituationen erhalten und dient ansonsten der ökologische Bewirtschaftung, dem Hochwasserschutz oder der Niedrigwassererhöhung. (Prof. Dr. Hoffmann)
(Das Foto wurde am 30.9.1908 aufgenommen, sieben Wochen vor Inbetriebnahme der Neye-Talsperre. Bei den Personen handelt es sich vermutlich um Vertreter der Stadt und der Baufirma © EWR GmbH)