III. Kunsthalle Katt | Vernissage
Jaana Caspary · Peter Caspary · Frank Hinrichs · Andreas My
Sonntag | 14.10.18 | 15:00 Uhr | Ausstellungseröffnung
Öffnungszeiten
Mittwoch – Sonntag 15:00 -18:00 und nach Vereinbarung
Begrüßung: Stefan Görnert
Einführung: Simone Rikeit
Komplexität erzwingt Beweglichkeit, es muss mit Unkontrollierbarkeit gerechnet werden, die Parameter ändern sich innerhalb des Prozesses.
Das aufbrechen der Trennung zweier unterschiedlicher Gestaltungsmodi gibt den Blick frei, sich der Komplexität zu stellen, Verbindungen können sichtbar werden. Es braucht ein Bewusstsein, dass diese scheinbar unvereinbaren, gestalterischen Gegensätze dynamisch umfasst. Das wäre statt des „entweder-oder“ ein „sowohl-als-auch“. Und zwar ohne, dass sich die lebensspendende Spannung zwischen den Polen des Widerspruches auflösen muss.
Bild © Frank Hinrichs
FRANK HINRICHS
Als Frank Hinrichs sein Studium an der Heine-Universität und an der
Kunstakademie Düsseldorf bei Alfonso Hüppi abgeschlossen hatte, und sich
Mitte der 80er Jahre auf seinen eigenen Weg in die Kunst machte, erwies
sich die vorausgegangene Studienzeit als produktiver Umweg. Unter dem
beherrschenden Eindruck der ‘plastischen’ Erweiterung des Kunstbegriffs,
wie Joseph Beuys sie propagierte, waren auch seine Anfänge von der
Auseinandersetzung mit der Bildhauerei in diesem erweiterten Verständnis
geprägt.
Aber schließlich sollte sich die Malerei als das seinem Temperament
und seiner Haltung als “philosophischer” Künstler angemessenere Medium
durchsetzen. In einer gleichsam mönchischen Haltung suchte Frank
Hinrichs seitdem Intensitäten, die in der Zeit und der Stille der
Abgeschiedenheit reifen konnten.
Wie einer seine Kunst ausübt, wird mitbestimmt von einer anderen,
die ihn fesselt. Wer nur seine hat, dem wird vieles zu ihr so sehr
fehlen, dass er am Ende keine wirklich hat. Das Terrain der Produktion
kann nicht reicher sein als das ihrer Anregungen. Nur, was zugleich
etwas anderes ist, kann ganz werden, was es sein soll.
In dem Raum, den Frank Hinrichs‘ Malereien erzeugen, treffen Klang,
Wort, und Geste aufeinander. Denn seine dominierende Parallelkunst ist
die Musik. In der Farbformgebung seiner Bilder wirkt deren Formdynamik
am stärksten mit. Die Skripturen sehen, heißt, über die Wahrnehmung
autonomer Bilder hinaus, auch, Musik zu sehen. Denn der Moment, in dem
sie fertig ‚da‘ sind, ist ein Moment der Fixierung, einem symphonischen
crescendo im Moment seines Höhepunktes gleich.Es ist die Zeit der Musik,
die entsteht, während sie erklingt und im Gedächtnis dessen, der sie
erklingend hörte, nachhallt, die im Malenden den Raum erzeugt, der die
mit der Farbe bedeckte Fläche des Bildes sein wird.
www.frank-hinrichs-duesseldorf.de
Bild © Peter Caspary
PETER CASPARY
In seiner Malerei stellt Peter Caspary keine reinen Abbilder der
Natur dar, sondern Landschaften mit elementaren Erscheinungsformen der
Natur: Erde, Wasser, Fels etc.
Der Mensch ist ausgespart und fungiert höchstens als Betrachter in
einer klassischen Horizontal-Perspektive. Die Bilder zeigen aber nur
scheinbar reales. Nichts wird romantisiert oder verklärt – oder in eine
heile-Welt-Ansicht verdreht. Es ist wie es ist; Materie in rauher
Existenz, den Zeiten und Veränderungen ausgesetzt, die unsere
Naturansichten ständig verändern. Die Bilder zeigen die Verletzlichkeit
unserer Umwelt, Eigenverursacht oder auch die rudimentären Kräfte von
entsprechenden Naturphänomänen.
Die Natur ist so vielschichtig und damit ebenso zerbrechlich wie das
Leben selbst. Im Kreislauf immer wiederkehrender Naturprozesse entsteht
aber immer wieder Neues, Regeneriertes und Weiterentwickeltes. Es geht
also um das Wesentliche von Natur, reduziert auf eine Art abstrakter
Bildsprache, umgesetzt mit grobstrukturierten Pinselstrichen, die sich
im Nahbereich eher formlos darstellen. Bei einer gewissen Distanz
betrachtet ist jedoch ein zweites, eher reales Bild erkennbar.
Form und Strukturen von Sedimenten, geologischen Brüchen und
Erdschichten kontrastieren Gletscherstrukturen oder Sandverwehungen.
Diese Landschaften zeigen Spuren gewaltiger Einwirkung von
Umwelteinflüssen; Natur- oder Menschengemacht, ist die Darstellung
schonungslos auf die Ergebnisse dieser Prozesse ausgerichtet.
www.petercaspary.de
Bild © Jaana Caspary
JAANA CASPARY
Auf jegliche Form von Systemen zu verzichten ist unmöglich. Aber
„was wäre wenn…“ Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien
und Formen sowie die Vermischung von Skulptur und Fotografie könnten
nicht unterschiedlicher sein, inhaltlich sind sie mit einander
verbunden. Die raumgreifende Installation „Kulisse“ dessen riesige
Bergspitzen aus Teichfolie mit übergossener weißer Farbe eine dennoch
verkleinerte Panorama Ansicht einer alpinen Landschaft zeigt und
gleichzeitig an eine Zeltunterkunft erinnert und die Oberfläche an eine
Malerei an Jackson Pollock denken lässt. Diese Materialoberfläche der
Teichfolie taucht in verschiedenen anderen Arbeiten in anderer
Ausführung wieder auf.
Als Fotografie oder reine Oberflächenstruktur in den umhüllten
Wandobjekten die an Steine erinnern. Nur subtile Unterschiede in der
Oberflächenstruktur sind durch die Beschichtung von Fotodrucken zu
erkennen, die erst im zweiten Moment seltsam und befremdlich wirken. Die
strukturierte Oberfläche entstammt Mustern unterschiedlicher
Materialien. Durch die Wegnahme der Farbigkeit entsteht ein anderes
Verhältnis zu der vorherigen beziehungsweise wirklichen Materialität.
Ein Prozessverlauf vom dreidimensionalen Objekt zur zweidimensionalen
Fotografie transformieren die Dinge wieder zum Dreidimensionalen Objekt.
Bild © Andreas My
ANDREAS MY
Früh steht eine Faszination an feinen, transparenten Strukturen im
Fokus, die der Künstler in der Zeichnung, in Fläche und Raum überprüft.
Dabei gewinnt die Linie für ihn eine immer größere Bedeutung, was um
1999 zu einer Hinwendung zu feinen Garnen führt, die er – durch Weißleim
gezogen – zu opulenten raumgreifenden Objekten verspannt.
Andreas My gelingt es, die gezeichnete Linie in den Raum zu
überführen und körperhafte Gebilde zu erzeugen, die nicht als fest
gefügte Skulptur, sondern dreidimensionale Gedankenskizze erscheinen und
staunen lassen, wie das Konstrukt bei aller Fragilität die Form hält.
Seine Objekte scheinen Statik und Schwerkraft zu überwinden und erobern
Ideenräume.
Sie verheißen weiteres Wachsen und Entwickeln, wirken wie „work in
progress“, suggerieren aber gleichzeitig eine natürliche Verwurzelung,
indem sie an Gewebe, molekulare Strukturen oder nestartige Gebilde
erinnern. Zuweilen wirken diese im Spannungsverhältnis von „etwas“ und
„nichts“ existierenden Konstrukte wie mikroskopische Vergrößerungen von
Zellen. www.andreasmy.de
Veranstaltungsort:
Kattwinkelsche Fabrik
Kattwinkelstraße 3
42929 Wermelskirchen
www.kattwinkelsche-fabrik.de
Eintritt kostenlos