Von Michael Faubel
Bergisches Land | Das Wülfing-Museum in Radevormwald ist ein interessanter Ort, um die Geschichte der Tuchherstellung zu erkunden. Bereits an der Museumskasse wird man herzlich empfangen. Dort bekommt man einen Plan, um sich einen Überblick über die auf mehreren Etagen verteilen Räume zu verschaffen, und die Aufforderung, sich gerne zu melden, wenn etwas unklar ist oder man Fragen habe.
Die gesamte Tuchherstellung, von der Wolle zu den Fäden, über das Einfärben, das Weben und schließlich die fertigen Produkte, wird detailliert dargestellt. Die eindrucksvollen Webstühle und das erforderliche Zubehör liefern einen Eindruck auf dieses spezielle Handwerk in der Industriegeschichte des Bergischen Landes.
Heute gab es dort einen Thementag unter der Überschrift: Energie aus Dampf und Wasser. Peter Dominick vom Wülfing Museum erklärte den geschichtlichen Hintergrund, warum Wülfing sich dazu entschieden hatte, sein Unternehmen genau an diesem Ort anzusiedeln. Durch Napoleon gezwungen, dem Bergischen Land den Rücken zu kehren, lernte Wülfing in Belgien seinerzeit die neuen technischen Möglichkeiten kennen. Dann, nach der Vertreibung Napoleons, wieder zurückgekehrt und der Wasserkraft folgend, ließ er sich dort in alten verlassenen, sogenannten Buschhämmern an der Wupper mit seiner Tuchfabrik nieder.
Diese brannten irgendwann vollständig ab und so wurden die Gebäude mit einem großen Wasserrad aufgebaut statt mit vielen kleinen Wasserrädern. Mit Transmissionen wurden die einzelnen Arbeitsplätze mit mechanischer Energie versorgt. Die elektrisch erzeugte Energie wurde nur zum Betreiben der Lampen verwendet.
Und dann kam die Führung zum Herzstück des Museums, der Dampfmaschine von 1891. Sie hatte den Vorteil, selbst dann Energie zu erzeugen, wenn die Wupper nur sehr wenig Wasser führte. Den zur Erzeugung des Dampfes gebrauchten Kessel gibt es heute leider nicht mehr.
Peter Dominick setzte, nachdem er erklärt hatte, daß ein Liter Wasser ca. 1600 Liter Dampf ergebe, die je nach Dampfleistung 300 bis 450 PS starke, heute mit einem großen Elektromotor betriebene Maschine, mit einem schlichten Hebel in Bewegung. Das im Durchmesser 5.75 Meter große und 14 Tonnen schwere Schwungrad drehte sich und die Maschine nahm ruhig ihre Arbeit auf. Mit ihr wurden die weiter oben erwähnten Transmissionen betrieben und ein Stromgenerator, der das Umland mit Strom versorgte.
Während der Führung wurden viele Erklärungen geboten und auch Anekdoten erzählt. Warum zum Beispiel der Maschinen-Saal so prachtvoll ausgebaut worden war. Ebenso war eine liebevoll aufgebaute Miniatur-Dampfmaschine unter richtigem Dampfbetrieb zu sehen.
Nach dieser spannenden und zugleich bildenden Führung konnte man im gemütlichen Museumskaffee bei Kaffee und Kuchen noch einmal das Gehörte Revue passieren lassen.
Am 28. Oktober wird dieser Thementag ein weiteres Mal stattfinden.