Nordrhein-Westfalen | Donner, Blitze, Keller unter Wasser, überflutete Straßen: Die Zahl der Unwetter an Rhein und Ruhr hat sich binnen acht Jahren mehr als verdoppelt. Im Süden von Nordrhein-Westfalen sind die Regierungsbezirke Arnsberg und Köln von extremen Wetterlagen mit Starkregen und Überschwemmung stärker betroffen als der Norden.
Die NRW-Regierung hat laut Newsletter von correctiv für die Antwort auf eine Landtagsanfrage des fraktionslosen Abgeordneten Frank Neppe die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet – seit dem Jahr 2010 einschließlich der ersten Hälfte des laufenden Jahres bis Mitte Juni. Frühere Daten liegen dazu nicht vor. Die Kernerkenntnis der Auswertung: Zwischen 2014 und 2018 sind Unwetter erheblich häufiger aufgetreten als zwischen 2010 und 2013. Das gilt noch mehr für die Kategorie der Extrem-Unwetter.
Für den am stärksten von Hagel, Starkregen und Überschwemmungen betroffenen Regierungsbezirk Arnsberg mit Sauerland und östlichem Ruhrgebiet hat der DWD in den letzten achteinhalb Jahren 779 mal Unwetter-Warnungen herausgegeben. 41 dieser Unwetter galten als „extrem“. 213 der Warnungen fielen auf die Jahre zwischen 2010 und 2013, drei davon waren Warnungen vor „extremem“ Wetter. Von 2014 bis zum Juni diesen Jahres lag die Zahl der Warnungen mit 566 schon mehr als doppelt so hoch. 41 davon galten einer extremen Wetterlage. Ein Vielfaches.
Im Trend gilt das auch für den Regierungsbezirk Düsseldorf, der das westliche Revier und den Niederrhein umfasst. Ihn hat es jedoch insgesamt deutlich weniger erwischt. Die Warnungen liegen hier bei 532 in den letzten achteinhalb Jahren. Allein in dieser ersten Jahreshälfte waren es aber schon 77.
Dennoch ist eine nördliche Stadt die große Leidtragende: Münster. Am 24. Juli 2014 regnete es dort sieben Stunden ununterbrochen. Es kam 26 mal so viel Wasser vom Himmel wie Kanalisationen, Bäche und Flüsse aufnehmen konnten. Zwei Menschen fanden in den Fluten den Tod. der Schaden ging in die Millionen.
Der Klimawandel befördert wohl auch das Gegenteil von heftiger Flut. Der SPD-Abgeordnete Andre Stinka hat nach einem Bericht der “Welt am Sonntag” errechnet, dass gerade die dicht besiedelten Städte im Ruhrgebiet von heißen Sommernächten betroffen sind. So stieg die Zahl der Nächte mit Temperaturen von über 20 Grad in Bochum in den letzten 100 Jahren von vier auf zehn jährlich. Vor allem leiden die nördlichen Stadtteile der Revier-Kommunen. Grund: Sie haben weniger Grünflächen. Rund fünf Millionen Menschen in unserem Bundesland sind heute schon dort durch solche Hitzetage belastet.