Köln | Immer wieder kommt es in Deutschland und auch in Köln zu Anfeindungen und Diskriminierungen gegen Menschen mit türkischen Wurzeln. Ein neuer Fall einer Postwurfsendung (!) greift die Aktion der beiden Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan auf. Das berichtet heute report-K, die Kölner Internetzeitung.
Ein ganz normaler Juni-Tag im Leben von Fatih C. (Name von der Redaktion geändert), als der 37-jährige Familienvater und Akademiker in den Morgenstunden seinen Briefkasten öffnete und dort etwas fand, was ihm ihm die Sprache verschlug . Ein beidseitig bedrucktes Faltblatt mit Schmähungen gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdogan, die beiden deutschen Nationalspieler als Aufmacher und Angehöriger dieses Staates (oder mit solchen Wurzeln) im Allgemeinen.
Türken verglichen mit „Pest-Bazillen“, als „anatolische Wanderratten“ oder „Rattenscheiße“ bezeichnet. C. habe nach gründlicher Abwägung und Beratung mit der Familie entschieden, keine Strafanzeige zu stellen. Nach mehr als einer Woche habe er das Faltblatt der Redaktion report-k.de zugespielt.
„Muss ich jetzt Angst haben, als Person mit türkischem Nachnamen in Deutschland zu leben“, so die nachvollziehbare Reaktion des Tippgebers. Geboren und aufgewachsen in Deutschland, mit erfolgreichem Studienabschluss und festem, gut dotierten Job sei C. eigentlich das Paradebeispiel für gelungene Integration. Dass ausgerechnet er jetzt solche Post in seinem Briefkasten findet, bestürze und verunsichere ihn. Ein Einzelfall oder doch Geschichte, die sich im Kreis dreht?
Die Fotoaktion von Özil und Gündogan als willkommener Anlass
Sicher nicht, bestätige die Kölner Polizeipressestelle, auch wenn sie zu solchen Schmähschriften keine konkreten Zahlen nennen kann. Immer wieder tauchten „vereinzelt“ Postwurfsendungen bei Privatpersonen, Firmen oder Institutionen auf, die dann angezeigt würden. Vor allem die Textpassagen seien den Experten der Abteilung Staatsschutz bekannt und wären bereits früher Bestandteil von Schmähschriften.
Die mit der Fotoaktion der beiden deutschen Nationalspieler hochkochende Integrationsdebatte habe aber nach bisherigem Kenntnisstand der Ermittlungsbehörden nicht zu einem messbaren Anstieg rechter Aktivitäten geführt. Doch gerade hier zeige sich nur die Spitze des Eisbergs. Jüngste Untersuchungen zu Hatespeech-Sachverhalten im Internet ergäben, dass weniger als ein Zehntel, nur 8,5% der Opfer solcher Schmähungen die Strafverfolgungsbehörden informierten.
Strafanzeige ist immer noch der beste Weg
Zurückhaltung bei der Anzeigenerstattung sei für Hans-Peter Killguss von der Forschungsstelle Rechtsradikalismus im NS-Dokumentationszentrum nicht ungewöhnlich. „Viele Betroffene reagieren nach dem Muster. Eine Strafanzeige bringt eh nichts. Dabei ist es wichtig, solche Vorfälle in jedem Fall zur Polizei zu tragen, auch wenn die Ermittlungen zu den Verfassern solcher anonymen Schreiben in der überwiegenden Zahl im Sande verlaufen“, so der Radikalismusexperte aus zahlreichen, ähnlich gelagerten Fällen.
(Beitragsfoto: Dieses Schmähschreiben lag vor Wochenfrist im Briefkasten eines Kölner Familienvaters mit türkischen Wurzeln. Grund für die Redaktion, einmal nachzufragen.)
Diese AfD Leute haben die schlummernden Geister des Hasses wieder erweckt. Ich möchte mit denen möglichst nichts zu tun haben. Diese Leute zündeln und hier sieht man, dass es brennt.