Camino Santiago 2018 bis 2020 – Ein Tagebuch

Mein letzter Tag auf meiner Jahresetappe auf dem Camino Santiago – Tag 17 – Najera nach Ste. Domingo de la Calzada

Heute ging es auf die 22-Kilometer-Etappe, nach dem Frühstück gegen 8:15 Uhr. Wie es sich für den Camino schickt, hatte der liebe Gott direkt zu Anfang eine kleine Steigung eingebaut. Als diese geschafft war, stand ich, wie die anderen Pilger auch, wieder auf der Hochebene mit einem unglaublichen Ausblick. Heute Morgen war es sehr kalt. In Najera hatte es 0 Grad. – Mehr als schattig.

Gestern in der Bar bei einem Glas Rotwein und Tappas lernte ich Dorothee aus Freiburg kennen. Sie freute sich, mit jemanden deutsch sprechen zu können, da in ihrer Pilgerwelle bisher kein deutschsprachiger Pilger war. Sie erzählte, dass sie jetzt mit 67 Jahren nach dem Tod ihres Mannes das erstemal alleine reise. Da ihr Reiseführer mehr als suboptimal war, versprach ich ihr meinen Rother, wenn wir uns auf der Etappe nach Ste. Domingo befänden. Ich erzählte ihr, dass ich für ein Internetforum täglich vom Camino berichte. Dies fand sie sehr interessant, wie im übrigen die meisten, denen ich es erzählte. Dorothee wollte später einmal hineinschauen.

Wie gesagt, nachdem die erste Steigung erklommen war, bot sich auf der Hochebene ein fantastischer Blick. In der Ferne waren schneebedeckte Gipfel zusehen. Der Weg führte im Prinzip schnurgrade, wellenartig Richtung erstem Zwischenziel Azforza. Kurz vor dem Ort traf ich auf Dorothee und gab ihr meinen Rothe-Reiseführer. Somit hat sie nun einen Reiseführer, in dem auch Herbergen verzeichnet sind.

Sich verschenken, etwas von sich geben, bedingt Vertrauen. Egal, wie klein das, was ich gebe, ist. Sobald ich einem anderen Menschen begegne und diesem etwas aus meinem Leben erzähle, gebe ich etwas von mir her. Im Vertrauen, dass mein Gegenüber damit sorgsam umgeht. – Und umgekehrt. Nur, wenn ich mich auf diesen Zweiklang einlasse, ist eine Begegnung, ein Gemeinsames möglich. – Gott hat mir in den Tagen auf dem Camino viele dieser vertrauensvollen Begegnungen geschenkt.

Wir trafen uns im Ort auf ein zweites Frühstück und unterhielten uns noch ein wenig. Gemeinsam sind wir vor dem Ort nur ein kurzes Stück gelaufen, da sie auf Grund ihres Asthmas nicht so schnell unterwegs sein kann.

Nach der Pause ging es weiter über eine breite Schotterstraße gepaart mit einer sehr netten Steigung. Oben angekommen, 8 Kilometer vor Ste. Domingo de la Calzada  erwartete uns mal wieder eine der improvisierten Kaffeebuden. – Genau zur rechten Zeit!  – Der liebe Gott sorgt für mich! – Hier traf ich auch einige meiner italienischen und koreanischen Mitpilger wieder. Der Rastplatz und die Kaffeebude kamen nicht nur mir recht.

Dannach auf auf die letzen 8 Kilometern. – Zunächst durch einen kleinen Ort, der von der spanischen Imobilienblase gezeichnet ist, aber über einen exclusiven Golfclub verfügt. – Die restliche Wegstrecke war erstaunlich schnell bewältigt, so dass ich die Herberge in Ste. Domingo schon um 12:30 Uhr erreichte. Diesmal quartierte ich mich nicht in der Herberge der Zisterzinserinnen ein, sondern in der großen der englischen Jakobsbruderschaft. Ich war ein weiteres mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort und erlebte den Festumzug zu Ehren des heiligen Domingo.

Ste. Domingo de la Calzada wurde Ende des 10. bzw Anfang des 11. Jahrhunderts gegründet, durch seinen Namensgeber Domingo Garcia. Die Stadt wurde durch das “Hühnerwunder”, an das ein bewohnter Hühnerstall – zwei Hühner sind immer im Stall -, in der Kathedrale erinnert, bekannt. Die Kathedrale wurde im 11. Jahrhundert errichtet. 

Morgen geht es mit dem Bus nach Bilbao und am Mittwoch mit dem Flieger nach Düsseldorf. Von dort werde ich noch ein verlängertes Wochenende in Hamburg bzw. Schwerin bei meinen Freunden verbringen.  – Im nächsten jahr werde ich mich um diese Zeit auf meine zweite Jahresetappe begeben.

 

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