Der Tag 15, ein besonderer Tag – Los Arcos – Logrono
Heute Morgen gegen 7:45 Uhr machte ich mich auf die 28-Kilometer-Etappe nach Logrono auf. Zuvor früstückte ich ausgiebig, mit frischem Mehrkornbrot, in der Herberge.
Der Weg führte schnell aus dem Ort und in die Natur. Zunächst waren wir in einer etwas größeren Gruppe unterwegs. Diese verlief sich jedoch schnell. Es ging auf einer Hochebene Richtung Sansol, dem ersten Zwischenziel. Vorbei an Wein- und Olivenfeldern. Eine angenehme Wanderung über eine Schotterstrße bei herrlichem Wetter.
Heute beschäftigte ich mich nochmals mit dem Matthäus-Evangelium, Mt 25-30 in der Fassung der Zürcher Bibel.- Ja, was sorgen wir uns oftmals unnötig. Wir können unsere Lebenszeit nicht verlängern, egal wie sehr wir hier rumturnen. Der Camino Santiago lehrt, wir kommen mit deutlich weniger aus, als es uns der Alltag weiß macht.
Nach zwei Stunden erreichte ich Sansol. Direkt am Ortseingang fiel mir wieder das große Wohnmobil mit englischem Kennzeichen an der neuen Herberge auf. Ich sah John bei einem Mann in einem Rollstuhl stehen. Wir machten uns bekannt und wechselten einige Worte. Er hieß Paul Smaart und ist auf einer 500 Meilen Rollstuhl-Challenge unterwegs. In dieser wird er von einem Helferteam nach Santiago de Compostela geschoben. – Eine wirklich beeindruckende Sache. Der Camino Santiago ist für jeden etwas. Es bedarf nur der richtigen Logistikk.
Weiter ging es Richtung Logrono über Torres del Rio, wo ich mir ersteinmal einen Café con Leche und ein Wasser gönnte. Dann führte uns der Weg in das Tal Barranco de Cornava hinab. Ein sehr schönes Tal mit einem steilen Abstieg, der jedoch im Ganzen gut zu laufen war. Klar, wo es hinunter geht, geht es auch wieder hinauf. Immer wieder Wein- und Olivenfelder. Eines fand ich besonders schön, da vor einer Reihe Rebstöcke eine Stammrose blühte.
Jetzt muss ich ja doch einmal über zwei meiner deutschen Mitpilger ablästern. Wenn man schon sein Gepäck für 5 € am Tag zum nächsten Ziel fahren läßt, sollte man zumindest einen Tourenrucksack dabei haben. Zu Rucksäcken umfunktionierte Juteeinkaufstaschen sehen reichlich bescheuert aus.
So erreichte ich Viana, ein kleines, nettes Städchen. Auf der Hauptstraße der Altstadt fiel mir als erstes ein Outdoorladen auf. Diesen betrat ich sofort und kaufte mir neue Trekkingschuhe. Meine recht teuren Trekkingschuhe eines deutschen Markenherstellers versagten ihren Dienst. Obwohl sie einen guten Eindruck machten, sind die Sohlen nach nur dreihundert Kilometer durch. Nie wieder ein Trekkingschuh eines deutschen Herstellers! – Dannach gönnte ich mir eine Pause mit Zitronenlimo, kleinem Bugadilo mit Ei und gebratener Chorizo. Auch Paul und sein Team fanden sich ein. – Beeindruckend fand ich den Kirchen-Eingang in Logrono.
Am Ende eines Vorortes heißt es es: 12,9 Kilometer bis Logrono, kurze Zeit später waren es nur noch 6 Kilometer. Ich muß geschwebt sein, aber in der kurzen Zeit kann ich unmöglich 6 Kilometer gelaufen sein. – Mit den Kilometerangaben in Spanien ist es halt so eine Sache.
Um kurz vor 14 Uhr erreichte ich Logrono und fand die Herberge auf Anhieb.
Logrono, die Stadt am Rio Ebro, ist die Hauptstadt der Weinregion La Roja. Hier haben sich schon Kelten und Römer niedergelassen. König Sancho von Naverra führte im 11 Jahrhundert den Jakobsweg durch Logrono.
Morgen geht es weiter nach Nájera. Einer weiteren Etappe von 28 Kilometern.