Tag 14 – Christi Himmelfahrt – Estella bis nach Los Arcos
Auch heute habe ich die Etappe entgegen der Planung gekürzt. Doch es tut meinem Körper gut.
Heute Morgen verließ ich die Herberge der Anfas in Estella gegen 7 Uhr. Ging einige Schritte und kehrte gleich beim Bäcker um die Ecke zum Frühstück ein. So das ich mich letzlich gegen 8 Uhr auf den Weg machte und natürlich ihn gleich verlor. Die netten Spanier wiesen mir jedoch sogleich den Weg.
Nach kurzer Wanderung durch die Vorstadt von Estella erreichte ich das Kloster Irache und das gleichnamige Weingut. Damit erreichte ich auch den berühmten Weinbrunnen. Ein Muß für jeden Pilger! Kurz vorher konnte man einem Schmied bei der Arbeit zuschauen. Dort traf ich auf die Familie aus Taiwan.
Das Benediktinnerkloster Irache ist eine der ältesten katholischen Institutionen Navarras. Es wurde erstmals 958 erwähnt.
Auch heute begleitete mich ein Gebet, leicht abgewandelt, das ich auf einer meiner Klosterfahrten nach Frankreich hielt. Es passt auch, da auch das Kloster in Frankreich eine Benediktinnerabtei ist:
“Würde – Würde ist, jedem mit Achtung und Respekt zu begegnen.”
“Würde – Würde ist, in Situationen, die mir unangenehm und ungewiss sind, das Positive zu sehen, auch wenn ich das Ende des Weges nicht sehe.”
“Vertrauen – Vertrauen ist, immer wieder neu zu beginnen, daß eines Tages Himmel und Erde eins werde.”
“Vertrauen – Vertrauen ist, Wunden, die nie heilen, zu überwinden, so daß ich wieder auf die, die mich verletzten, zugehen kann.”
“Glück – Glück ist, immer wieder Menschen zu begegnen, mit denen ich ein Stück meines Lebens teilen kann, auch wenn die Begegnung noch so kurz ist.”
“Glück – Glück ist unsere Gemeinschaft, unsere Pilgergemeinschaft, die sich eingefunden hat. – So unterschiedlich wir alle auch sind.”
Wenig später am Weinbrunnen der Bodega Irache traf ich John aus Brisbane. Nach dem Hallo machten wir natürlich unsere notwendigen Fotos und genossen den Wein. Hinter der Bodega entschieden John und ich uns für die flachere Variante des Camino. Wir liefen einige Kilometer gemeinsam, dann trennten wir uns, da John sehr langsam wegen seiner Blasen untewegs war. Zuvor reservierte John noch ein Bett in der Casa Austria in Los Arcos.
Der Weg verlief einige Kilometer in der Nachbarschaft zu einer Autobahn, die ein wenig störte. Nachdem wir diese verließen, war es eine schöne Wanderung durch eine schöne Landschaft, die vom Weinbau geprägt ist. Am ersten Zwischenziel Azqueta war die Bar geschlossen. Jedoch gab es alles für das leibliche Wohl in der örtlichen privaten Herberge. Klar, hier traf sich alles.
Nach dieser Pause ging es auf die letzten 12 Kilometer nach Los Arcos ohne einen weiteren Ort. Jedoch mit einer weiteren Kaffeebude. Auch heute gab es natürlich einige Steigungen. Hinter Azqueta tauchten plötzlich zwei Motorräder der Policia Foral, der Feuerwehr, auf. So konnten wir auch sicher sein, gut beschützt zu sein.
Am Kilometer Neun vor Los Arcos tauchte plötzlich ein Geiger am Wegesrand auf. Nette Überraschung. Weitere drei Kilometer dann eine Kaffeebude, in Form eines Imbisswagens. Klar herrschte hier Betrieb. Nach einer halbstündigen Pause machte ich mich wieder auf den Weg. Die letzten sechs Kilometer ließen sich gut an und vergingen im Flug. Dazu trugen sicherlich die eine oder andere Begegnung bei, so etwa die mit den beiden Pilgerinnen auf ihren Pferden.
In Los Arcos ließ ich mich in der Casa Austria nieder. Einer deutschsprachigen Herberge.